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trotz seiner Herkunft aus dem nahen Sa-
mothrake doch seinen Plan des Schiffs-
lagers, das 5uxYp2u;-A'x 100 vy.ooiattpoo, weit-
ab in der Bibliothek von Alexandria ver-
faßt hat, und daß ähnlich sein Zeitgenosse
Demetrios von Skepsis, so sehr ihn seine
troische Heimat zum Lokalstudium an-
regte, doch in seiner Methode beschränkt
war auf die Ausbeutung der vornehmlich
attisch beeinflußten Bücherschätze, die in
Skepsis um die Aristoteles-Bibliothek herum
sich angesammelt haben mochten; jedenfalls
neigte seine Art dazu, aus der Fülle und
Sicherheit seiner Gelehrsamkeit Hypothesen
in die Luft und nicht auf den festen Grund
des Bodens und der Urkunden zu bauen.
Doch wir wollen diesen Boden nicht ver-
lieren und auch die neuen Hypothesen erst
als gesichert annehmen, wenn auch die
Bodenforschung sie bestätigt hat. Sigeions
Häfen, das ist eine Sache, die sich archäolo-
gisch wird entscheiden lassen, so gut wie
das Alter der Gräber um die Besika-
Bucht, zumal die des Besika-Tepeh, über
dessen Keramik Winnefeld *), gewiß ein
vorsichtiger Forscher, schon urteilte, sie sei
nicht troisch, sondern von Westen her über
das Meer gekommen, und so gut wie das
Alter der alten Brandgräber im Hanai-
Tepeh bei Thymbra, hinter der troischen
Front, deren keramische Funde Fr. Calvert
der 6. der trojanischen Schichten zu-
schreibt, der daher sehr wohl, in Überein-
stimmung mit der Doloneia, eine Grab-
stätte troischer Bundesgenossen sein könnte.
Diese knapp umschriebenen faßbaren Auf-
gaben wünschte ich im Vordergründe; die
Grabungserlaubnis der türkischen Re-
gierung vorausgesetzt möchten sich nach
langer Unterbrechung an ihnen die Kräfte
und Arbeitsmethoden heranbilden, welche
die vergleichsweis verantwortungsvollere,
längere und kostspieligere Aufgabe der
Wiederaufnahme der Arbeiten an Troja
selbst fordern, deren Ziel sein muß die Ab-
tragung der Schichten um die 6. Burg-
mauer herum und damit die Aufklärung
über die Schicksale der Stätte in den dunklen
Jahrhunderten nach Trojas Fall.
1) in Dörpfeld, Troja und Ilion $47! Hanai-
T. 54S.

Der Vortragende wies ferner auf die Not-
wendigkeit hin, die Reste des ilischen
Athena-Tempels zu sammeln, zur Wieder-
auffindung und Verarbeitung des von
Dörpfeld — vgl. Troja und Ilion 223 —
gesammelten Materials und zur Widerlegung
dervonLeaf, Strabo 15 und 142, vertretenen
Ansicht, daß der Tempel nicht auf Lysi-
machos, sondern erst auf pergamenische
Zeit zurückgehe, und machte zum Schluß
für die Frage der troischen Athena auf die
von Perdrizet M&mgg.s' P<?nny S. 2(6 ver-
öffentlichte Terrakotte aus Assos einer Athena
mit hoher, an Vorhellenisches erinnernder
Haube und ihre Verwandtschaft mit dem
Bilde der Athena Ilias auf den ilischen
Münzen aufmerksam.
Sitzung vom 9. Juni 192$.
Vor Eintritt in die Tagesordnung eröffnete
Herr N 0 a c k die Sitzung mit folgenden Wor-
ten :
Mit tiefer Teilnahme haben wir vor
kurzem die Trauernachricht vernommen,
daß August Frickenhaus am 18. Mai
auf der Heimreise aus Griechenland in Men-
drisio im Tessin einem erneuten Ausbruch
seines mehrjährigen Leidens erlegen ist.
Nicht ohne Bedenken hatten wir den kaum
Genesenen im vergangenen Herbst gerade
in den athenischen Winter ziehen sehen,
aber es schien ja, daß nach einem opera-
tiven Eingriff die Krankheit endgültig be-
hoben sei. Diese Hoffnung hat sich nun
doch als trügerisch erwiesen. — Mit der ver-
ehrten Gattin beklagen die Freunde den
Verlust des Freundes und immer anregen-
den Genossen, beklagt die Wissenschaft den
Verlust eines ausgezeichneten Gelehrten und
rastlos vorwärts strebenden Forschers. Un-
serer Gesellschaft hat er als Privatdozent
der Universität angehört; ein Winckelmanns-
programm ist von ihm verfaßt.
Frickenhaus, der, ein Schüler Loeschckes,
gerade vor zwanzig Jahren sich mit vor-
trefflichen epigraphischen Studien einge-
führt hat, ist immer voll scharfsinniger
Ideen und immer neuen Problemen gewesen.
Aus seinen Arbeiten, die sich sowohl mit
kunstarchäologischen wie topographischen,
kulturgeschichtlichen und skenischen Fra-
gen beschäftigen und in denen er die Behänd-
 
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