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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 24. November 1925

Abschluß der Übersicht. Einigen Schalen
in Rom und München folgten Bilder von
Amphoren in Rom (A. M. 46, 1921, 166 f.,
Nr. 27 u. 28), München (ebda. 165, Nr. 24)
und Philadelphia (ebda. 166, Nr. 25). An
ihnen wurde die Arbeitsweise des Malers,
der mit immer neuer Gruppierung einiger
weniger Typen operiert, dargelegt. Neu er-
scheint die Einteilung der Elalsamphoren:
ausgespartes Bildfeld in sonst schwarz ge-
decktem Bauch. Doch auch hierfür konnte
ein älterchalkidisches Beispiel in der Am-
phora 70 des Thorvaldsenmuseums bei-
gebracht werden. Sie ist nach dem Typus
der Löwen wie der Reiter unzweifelhaft
von der Hand des Malers der Aiasamphora
bemalt. So schließt sich der Kreis zwischen
den ältesten und jüngsten erhaltenen Stücken
der Gattung. Die Beziehungen zwischen
beiden Stilstufen sind so eng, die Über-
schneidungen so zahlreich, daß wir in ihnen
die Werke zweier aufeinanderfolgender Ge-
nerationen erkennen müssen. Nach den
attischen Parallelen ist die erste von diesen
ungefähr im 3. Viertel des 6. Jahrhunderts, }
die zweite im letzten Viertel anzusetzen. ;
Die älteste uns kenntliche Phase ist zu- {
fällig, da uns bislang fast ausschließlich
Beispiele des Exports nach Italien vorliegen.
In den jüngsten Vasen scheint die chalki-
dische Kunst die in ihr liegenden Möglich-
keiten erschöpft zu haben. Die neuen Bahnen,
die sich die attische Keramik mit dem Über-
gang von der schwarzfigurigen zur rotfigurigen
Technik öffnete, hat sie nicht beschritten.
Außerordentliche Sitzung vom 24.
November 1923
Herr S. Loeschcke (Trier) sprach über
die Ausgrabung eines Tempelbezirkes
der römischen Zeit in Trier.
Seit über einem Jahre werden vom
Provinzialmuseum zu Trier Ausgrabungen
in einem neu entdeckten Tempelbezirk vor-
genommen, und doch scheint das Gelände
noch lange nicht endgültig erforscht zu sein.
Die Grabungsstätte liegt außerhalb der
mutmaßlichen Augustus-Stadt aber inner-
halb des Mauergürtels der Kaiserresidenz-
stadt Trier. Wer von den Kaiserthermen
nach dem Amphitheater geht, der hat den
Tempelbezirk gleich rechter Hand, d. h.

südlich von sich liegen in einem breiten
Wiesental, das der Altbach gebildet hat,
dort wo er zwischen Petrisberg und Heilig-
kreuzer Berg ins Stadtterrain eintritt.
Wie kam man dazu, gerade an je-
ner Stelle und gerade jetzt dort zu
graben? Dem Vortragenden, dem auch
die Leitung der Grabung übertragen ist,
war es bei der Neuaufstellung der Stein-
denkmäler des Museums aufgefallen, wie-
viele der in Trier gefundenen Götterdenk-
mäler aus jener Gegend stammten, gefunden
waren beim Auswerfen des »Eisenbahn-
einschnittes« und in dem benachbarten,
»Fausenburg«, »Spitzmühle« und »Hospizien-
wiese« genannten Terrain, ja bis ins Amphi-
theater hin. Da dieses in archäologischer
Hinsicht so verheißungsvolle Terrain von
einem großen Straßendamm (»Rampen-
straße«) überschüttet werden sollte, drang
er auf seine vorherige Untersuchung. Die
Grabungsergebnisse sind schon jetzt noch
reicher, als man von vornherein hatte er-
warten dürfen.
Als der Generalsekretär des Deutschen
Archäologischen Instituts in Berlin, Prof.
Dr. Rodenwaldt, vor kurzem die Gra-
bungen besichtigte, nannte er daher auch
diesen weit über lokales Interesse hinaus
bedeutsamen Fund ganz spontan »ein
deutsches Delphi«. Nicht als hätte er
damit sagen wollen, daß solch eindrucks-
volle Ruinen wie in Delphi in dem neu-
gefundenen Tempelbezirk zu sehen wären,
oder auch nur annähernd so reiche Statuen-
und Inschriftenfunde hier gemacht wären
oder zu erwarten seien, sondern weil hier
auf deutschem Boden ähnlich wie in Delphi
auf eng umschlossenem Raum ein Heiligtum
neben, ja über das andere gebaut worden
ist, ein ganzer heiliger Bezirk im Laufe der
Jahrhunderte entstanden ist, wie man bis-
her keinen in ähnlicher Reichhaltigkeit
nördlich der Alpen kennt.
Wegen dieser außergewöhnlichen Bedeu-
tung erfolgt denn auch die Finanzierung
dieser ausgedehnten Grabung nicht durch
den Rheinischen Provinzialverband allein,
sondern unter finanzieller Beihilfe Preußens
und des Reiches.
Die einstige Ausdehnung des Tempel-
bezirkes ist vorläufig noch unbekannt.
 
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