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Sonderabdruck aus ^Archäologischer Anzeigern :92g, 1/2.
Druck von Wa)ter de Gruyter & Co. Berlin W. 10.

ARCHÄOLOGISCHE GESELLSCHAFT
ZU BERLIN
Sitzung vom 6. Januar 192g.
Herr Rodenwaldt legte eine Reihe von
neuen Werken vor: Buschor-Hamann, Olym-
pia; Buschor, Größenverhältnisse attischer
Porosgiebel (Festgabe zum 50jährigen Be-
stehen des Deutschen Archäologischen In-
stituts in Athen); Dragendorff-Krüger, Das
Grabmal von Igel; Germania Romana* I
und II; Dörpfeld-Rüter, Homers Odyssee.
Sodann sprach Herr E. v. Mercklin
(Hamburg) über Figuralkapitelle. Aus
dem reichen Material, das in größerem Zu-
sammenhangveröffentlichtwerdensoll, konn-
ten nur wenige Gruppen ausgewählt werden,
aus denen sich die Hauptlinien der Entwick- {
lung ergeben. Den Beginn machte Ägypten
mit dem wahrscheinlich schon für das Mitt-
lere Reich nachweisbaren sog. Hathorkapitel!
(Sistrumsäule) *), dessen verschiedene Typen
kurz vorgeführt wurden. Die provinziellen
Hathorpfeiler von Serabit el-Khadim im
Sinaigebiet 2) bildeten dann die Überleitung
zur Besprechung der Umbildungen, die das
Hathorkapitell außerhalb Ägyptens erfahren
hat (Übernahme des ganzen Kapitells oder
des Kopfes allein auf kyprischen Stelen-
bekrönungen). Den Hathorkopf allein ver-
bindet mit anderen Elementen ägyptischer
Herkunft auch noch ein stadtrömisches Ka-
pitell im Garten des Antiquarium comunale
in Rom (Abb. 1), ohne daß hier, wie etwa
im frühptolemäischen Alexandrien (sog.
Schieß-Kapitell) 3), eine Stilmischung er-
reicht wäre.
Als zweite Reihe wurden die Fälle be-
sprochen, in denen der Gebälkträger als

*) L. Borchardt, Die ägyptische Pflanzensäule 55.
2) Flinders Petrie, Researches in Sinai Fig. 95,
101—104, 111, 142, 5.
3) Expedition Sieglin I Text 276 Abb. 206
(Schreiber).

knieendes Tier gestaltet ist. Die ältesten
Beispiele hierfür liefert Paphlagonien mit
seinen Felsgrabfassaden des VIII. Jh. v.
Chr. '); zwei Tiervorderteile, Rücken an
Rücken gesetzt 2), bilden bekanntlich das
persische Säulenkapitell der Achämeniden-


Abb. 1. Rom, Antiquarium comunale.

zeit 3). Eine griechische Umbildung des per-
sischen Vorbildes bedeutet das Kolossal-
kapitell aus dem kyprischen Salamis im
Britischen Museum 4) mit den Vorderteilen
zweier Flügelstiere. Die zwischen sie gesetzte,
ebenfalls auf Orientalisches zurückgehende
akanthisierte weibliche Stützhgur, die aus
Ranken aufsteigt, ergibt durch ihre Stil-
verwandtschaft mit dem Relief am bekannten
Marmorsessel aus der Vorhalle des Parthenon
eine Datierung kurz vor Mitte des IV. Jh. 5).

2) Z. B. Iskelib, Hirschfeld, Paphlagonische Fel-
sengräber (Abh. preuß. Akad. d. Wiss. 1885) Taf.
IV S. 21.
2) Zu diesem Schema zuletzt Zahn, Anatolian
Studies presented to Sir W. M. Ramsay, Man-
chester 1923, 442 ff.
3) Z. B. Sarre, Kunst des alten Persien Taf. 32,
33 u. 37; Kunstgesch. i B.2 64, 6.
4) Cat. of Sculpture II Nr. 1510 PI. XXVII;
Photo Hansell 1348, wonach Allan Marquand, Hand-
book of Greek Architecture 205 fig. 243.
5) Vgl. zuletzt Ed. Schmidt, Archaistische Kunst
in Griechenland und Rom 52, 65 f. Die neuattische
Kopie in Berlin (Nr. 1051) ebenda Taf. XXIV, 2.




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