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163

Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 6. Januar 1925

I64


Abb. 2. Antenkapitell vom Tempel des Zeus Sosipolis in Magnesia a. M. Konstantinopel.

In dem Fortlassen der an den paphlago-
nischen und persischen Kapitellen stets mit
dargestellten Tierbeine schließen sich an das
Stück aus Salamis die Kapitelle der Odeion-
halle in Ephesos an, deren Erbauung ins
ausgehende I. Jahrh. v. Chr. fällt *). An
ihnen werden jedoch, wie etwa zwei Jahr-
hunderte früher im benachbarten Magnesia
der Stierkopf allein 2), die Tierleiber mit
einem hellenistisch-ionischen Kapitell ver-
bunden. Erneutem persischem Einßuß ist
vielleicht die Kapitellbildung an den dori-
schen Halbsäulen und ihren Pilastern zuzu-
schreiben, die sich in der sog. Stierhalle auf
Delos, zu Beginn des III. Jahrh. v. Chr.
findet 3) und die ebendort in einem Privat-
haus des II. Jahrh. nachgeahmt wird 4):
ein nebeneinander knieendes Stierpaar,
das das Gebälk trägt.
Im griechischen Mutterlande ist das
figurengeschmückte Kapitell nie heimisch
geworden: die klassisch griechische Bau-
kunst lehnt es entschieden ab; vereinzelt
steht das archaische sog. Herakleskapitell

*) Österr. Jahresh. XII 1909, 207 ff.; Durm,
Bauk. d. Grd 304 Abb. 282.
1) Humann, Kohte, Watzinger, Magnesia 121 ff.
Abb. 128, 130. Winter, Kunstgesch.i. Bd 147,14.
3) Bull. corr. hell. 8, 1884, 417 h. pl. 17, danach
Springer-Michaelis-Wolters, Handb. 1" ß^6, 66g u.
Winter, Kg. i. Bd 138, 2, 3. Vorderansicht auf der
Skizze von Cockerell, Rev. arch. 4. S. 19, 1912 I
292 hg. 10. — Zur Datierung zuletzt Vallois, Rev.
arch. 3. S. 15, 1922, 338 ff., vgl. Amer. Journ. Arch.
2. S. 26, 1922, 486.
4) Bull. corr. hell. 19, 1893, 468 um! 304 Abb.14.

: aus Slavochori, im Museum von Sparta *).
Die gleiche Form (sog. Sofakapitell) erscheint
dann wieder im ionischen Hellenismus öfters
mit figürlichem Schmuck (Greifenkapitelle
im Didymaion, Pfeilerkapitelle aus Priene und
Samothrake). Den Sofakapitellen schließen
sich in der Ähnlichkeit der zu lösenden deko-
rativen Aufgabe die ionischen Antenkapitelle
an. Eines von diesen, vom Tempel des Zeus
Sosipolis in Magnesia a. Maeander, jetzt im
Museum von Konstantinopel wird hier
mit freundlicher Erlaubnis Halil-beys erst-
malig nach Photographie veröffentlicht (Abb.
2). Zwei Motive sind es, die an den ionischen
Kapitellen als Schmuck Vorkommen: das anti-
thetisch komponierte Greifenpaar und die
Rankenfrau. Diese bleibt noch in römischer
Zeit beliebt; an einer Entwicklungsreihe, die
vom Stierkapitell aus Salamis auf Kypros
ausgeht und im II. nachchristlichen Jahr-
hundert mit römisch-kleinasiatischen Kapi-
tellen verschiedener Form schließt, läßt sich
ihre allmähliche Umbildung von einer funk-
tionell verwendeten zu einer rein dekora-
tiven Gestalt gut verfolgen.
Den östlichen Gruppen stellt sich der
Westen als etwas völlig Andersgeartetes
gegenüber. Bis an den Ausgang der Antike
herrscht hier, besonders in den Provinzen,

*) A. M. 29, 1904, 32 ff. Taf. II; 30, 1905, 409 ff.
(Schröder); J. d. I. 33, 1918, 209 Nr. 1 Abb. 34
u. 35, letztere irrtümlich im Gegensinne (Fiech-
ter).
2) Mendel, Cat. sculpt. Constantinople I 423 f.
Nr. 194; Magnesia 147 Abb. 158.
 
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