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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 6. Januar 1925

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das Kopf- und Büstenkapitell vor. Es läßt
sich alierdings auch hier nicht höher, als bis
in den Hellenismus hinauf verfolgen, denn
das trotz seines altertümlichen Aussehens
sehr verschieden beurteilte ionische Kapitell
aus Nora auf Sardinien im Museum von Ca-
gliari *) ist schlechterdings undatierbar. Wäh-
rend das vorrömische Sizilien überhaupt
keine figürlich geschmückten Kapitelle
kennt 2), erfreut sich das Kopf- und Büsten-
kapitell in Lukanien (Padula, Paestum) 3)


Abb. 3. Rom, S. Maria in Aracoeli.

und Campanien (Pompeji) 4) großer Beliebt-
heit; in Mittelitalien kennen es Latium
(Cori) und besonders Etrurien (bekanntestes
Beispiel das sog. Campanarische Kapitell
aus Vulci im Museum von Florenz); hier
begegnet auch der Ersatz der Eckvoluten
durch Blätter, die aus dem Blattkranz

1) Mon. Line. XIV 1904 Tav. XII col. 142 hg. 6
(Patroni); A. Taramelli, Guida del Mus. Naz. di Ca-
gliari (Cagliari 1915) 118 Nr. 105.
2) Das im Bull. Siciliano 1867 Nr. III Tav. I,
B, p. 3 abgebildete, angeblich aus Naxos stammende
Kopfkapitell ist nach frdl. Mitteilung von Orsi und
Gäbrici eine Fälschung.
3) Padula: Not. scavi 1897, 173 f., 1902, 28 f.
Ronczewski, Variantes des chapiteaux romains (Extr.
des Annales de l'Univ. de Latvie, 1923, livr. VIII)
118 hg. 1. —- Paestum: Springer-Michaelis-Wolters,
Handb. I" 380 Abb. 713.
4) Hier trägt ein zierliches ionisches Kopfkapitell
im Forumsmagazin unzweifelhafte Anzeichen sizili-
schen Einflusses an sich, s. Delbrueck, Hellenist.
Bauten in Latium II 152 hg. 91, 3 vgl. S. 155;
Ronczewski, a. a. 0. PI. I, 3.

hoch emporschießen (Terrakottaaltärchen
im Museo civico in Chiusi, Nr. 225$, Phot,
Alinari ß/ 5iß). Bei der Entstehung des
italischen Kopfkapitells mögen, worauf M.
Gütschow hinweist, die großblumigen unter-
italischen und sizilischen Kapitelle von Ein-
fluß gewesen sein.
Eine kleine Gruppe von Kapitellen der
römischen Kaiserzeit hebt den Kopf- und
Büstenschmuck durch Einfügen in einen
Rundrahmen besonders hervor. Solche ima-


Abb. 4. Rom, Antiquarium comunale.

gines clipeatae erscheinen an den nach dem
Riesenbrande von 1811 stark ergänzten und
übertünchten Kapitellen im Dom von Mon-
reale bei Palermo *); ein weiteres Beispiel
krönt eine Säule in S. Maria in Aracoeli
in Rom 2) und diesem schließt sich ein durch
seinen unergänzten Zustand wertvolles Ka-
pitell aus augusteischer Zeit im Garten des
Antiquarium comunale in Rom als eng
verwandt an (Abb. ß u. 4). Einen Diana-
clipeus im Akanthusblattwerk zeigt ein
Bruchstück im Museo civico in Aquileia,
ein von zwei Victorien gehaltenes Rund-
medaillon mit männlichem Brustbild ein

1) Pace. Arti ed artisti nella Sicilia antica (Mem.
Line. Ser. V, vol. XV, fase. VI 1917) 36 hg. 7, mit
m. Er. unrichtiger Herleitung aus dem Osten.
Phot. Brogi 10884a und 13 731.
2) C. Poppe, Sammlung von Ornamenten und
Fragmenten antiker Architektur, Sculptur, Mosaik
und Toreutik, auf einer Reise durch Griechenland,
Italien und Sizilien aufgenommen, Berlin 1843, Bl.
XIII Fig, 1.

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