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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 3. November 1923

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gleichzeitigen Konkurrenzfabriken wurden an
Hand der Amphora in Leiden (Roulez Tf. 5)
beleuchtet. Der Reigen von Dickbauch-
tänzern auf deren Schulter und die mit
korinthischen übereinstimmenden Namens-
beischriften wurden mit Buschor 1) gegen
Frankel 2) als Zeugnisse für korinthischen
Einfluß auf Chalkis, und nicht umgekehrt,
gewertet. Berührung und Gegensätze zu
den verschiedenen Gattungen zeigen beson-
ders deutlich die ornamentalen Tiere. So
wurde neben die Löwen auf der Hydria
in München (Sieveking-Hackl 596) als
attisches Beispiel der Deckel einer )>Lekane«
des Lydos (J. d. I. 18, 1903 Tf. 9) gestellt;
neben korinthische Tierfriesvasen der Deckel
des Kraters Brit. Mus. B 15. Dessen reiches
Füllornament erinnert entschieden an Ko-
rinthisches, trotz der Einzelformen der
Tiere, die mit denen des Frieses auf der
Münchner Hydria 396 völlig übereinstimmen.
Dagegen ist der Deckel des Würzburger Kra-
ters Urlichs III 457 (F. R. II Abb. 94),
der zum Vergleich daneben gesetzt wurde,
von reinstem chalkidischen Stil. In entschie-
denem und also wohl gewolltem Gegensatz
zu der Bemalung des Deckels steht die des
Kraters Brit. Mus. B 15 mit den weit auf
den freien Tongrund gesetzten Gestalten
(vgl. den ähnlichen Gegensatz von freiem
Füllgrund und Füllrosetten auf einem ko-
rinthischen Gefäß Münch, arch. Studien
dem Andenken Furtwänglers S. 270). Ihm
wurden zur Seite gestellt die beiden
Würzburger Kratere Urlichs III 147 und
315 (F. R. 101 und 102). Letzterer diente
als Beispiel für die epische Erzählung auf
Vasen unseres Stils. Die gewollte Kontrast-
wirkung der Paare wurde gegen Hauser 3)
mit Klein 4) und Pfuhl S) betont. Ihm
reihte sich als mythische Schilderung die
Geryonie des Cabinet des Medailles an (de
Ridder 203, F. R. 152 mit falscher Farb-
verteilung 6)). Der chalkidische Geryones-
2) Satyr- u. Bakchennamen 16.
3) Furtwängler-Reichhold II S. 213.
4) Euphronios 2 70.
5) Mal. u. Zchg. I 197.
6) Der Grund der Scbifdzeichen und der Chiton
des Wagenlenkers sind ausgespart, nicht weiß. Die
Farbtöne der Tafel sind sehr unglücklich gewählt
und entsprechen dem Original nicht im geringsten.

typus wurde mit dem des hochaltertümlichen
delphischen Bronzebleches (Fouilles de
delphes V Tf. 34) verglichen. An dies
wurde die der chalkidischen etwa gleich-
zeitige Darstellung des Exekias (Louvre
F 53, Hoppin B. F. 100, Phot. Giraudon
17 464) gereiht. An ihr wurde der Gegen-
satz zwischen der chalkidischen Malerei
mit ihrer fließenden Umrißführung und den
breit hingesetzten farbigen Flächen gegen-
über der knapperen, sorgfältigeren aber
auch frostigeren attischen Weise gekenn-
zeichnet. Als korinthische Gegenbeispiele
wurden, da eine Geryonie dorther bislang
fehlt, Kratere mit Kampfdarstellungen im
Louvre gewählt. Stücke mit weitgestellten
Kämpferpaaren wie E 635 (Pottier, Album
Tf. 49) unterscheiden sich schon durch die
eckigen, hölzernen Figuren von den gleich-
zeitigen chalkidischen Vasen. Aber auch
ein Beispiel mit dichtgedrängtem Kampf -
getümmel wie Louvre E 622 (Pottier,
Album Taf. 44) weicht, wie der Ver-
gleich mit der Hydria Brit. Mus. B
75 lehrt, von ähnlichen Kompositionen
im Chalkidischen entschieden ab. Auf dem
korinthischen Krater sind die Kämpfer
durch weiße und schwarze Hautfarbe unter-
schieden. Dies im Verein mit dem orange-
farbenen Überzug und den purpurroten
Aufhöhungen des Details ergibt ein Bild
von lauter, etwas bäuerischer Buntheit.
Demgegenüber gibt sich die Londoner
Hydria nicht nur durch ihre Beischriften,
sondern auch durch den trotz des dichten
Gedränges klaren Aufbau der einzelnen
Gruppen sowie durch ihre vornehme Farbig-
keit als chalkidisches Erzeugnis zu erkennen.
Freilich reicht sie in beiden nicht an das
verschollene Prachtstück der Gattung, die
ehemals Pembrokesche Amphora (Mon. d. I.
I, 51, Pfuhl Abb. 163), heran, die hier als
Höhepunkt der chalkidischen Malerei ge-
wertet wurde. Die neun bis hier betrach-
teten Stücke hängen in Einzelheiten der
Linienführung bei Figuren wie beim Orna-
ment so eng zusammen, daß sie unzweifel-
haft von demselben Maler stammen. In
ihm haben wir in erster Linie einen deko-
rativen Künstler zu sehen. Denn neben
wenig gelungenen Kompositionen stehen
Meisterwerke wie die Geryonie und die
 
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