Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
37i

Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 3. November 1925

372

verschollene Aiasamphora. Daß die Wucht
und Größe dieser Bilder auch bei der
Übertragung auf das Gefäß erhalten
blieben, ohne dabei den dekorativen Cha-
rakter des Ganzen zu schädigen, bleibt
sein unbestreitbares Verdienst.
Ihm folgen andere, geringere Meister.
Als Beispiele, die bei guter dekorativer Ge-
samtwirkung in der künstlerischen Durch-
bildung der Einzelform weniger befriedigen,
wurden die Amphoren des Louvre E 794,


Abb. 1. Chalkidische Kanne in Tarent.

795, 797, 798 (Pottier, Album Tf. 57) vor-
geführt.
Eine epische Darstellung, die bei aller
Anmut der Linienführung die Wucht und
Größe der Aiasamphora und ihrer Gruppe
nicht erreichte, bot die Bauchamphora der
Ermitage Stephani $4 (Bonner Studien 256).
An sie schlossen sich zwei Vasen derselben
Form aber von anderer Hand an; die Bauch-
amphora München Sieveking-Hackl 594,
die innerhalb der Gattung allein steht, und
die Bauchamphora Brit. Mus. B 155. Letztere
ist wohl sicher auch von dem Maler der

Aiasamphora bemalt, wenn auch die Falten-
gebung an den Neides der Rückseite, die
über die beim reifen Exekias übliche hinaus-
geht, sie als Spätwerk kennzeichnet. Noch
weiter in der Faltenangabe geht der künst-
lerisch unbedeutendere Skyphos in Neapel
Santangelo 120 (Buschor 1 AuH. 113, Guida
Ruesch49i, Studniczka, Kyrene 157). Auf
ihm tritt neben der bis dahin für die Frauen
allein üblichen Peplostracht der ionische
Chiton auf. Er herrscht auf den jüngsten
Erzeugnissen der chalkidischen Gattung, der
Phineusschale und ihrer Gruppe. Als Bei-
spiel dafür diente die Mänade der Berliner
Schale 3282 (A. M. 46, 1921, 163 Nr. 9). Der
chalkidische Ursprung dieser Vasen wurde in
zwei neueren Veröffentlichungen nicht vor-
behaltlos angenommen 1). Es galt daher, die
dafür A. M. 46, 1921, 169 ff. angeführten
Gründe zu stützen oder zu vermehren. Ein
neuer Grund für die Zuweisung ist das Vor-
kommen von )>Phineusschalen«, die nicht vom
Meister des Würzburger Hauptstückes Ur-
lichs III 354 (A. M. 46, 1921,157 ff., Pfuhl
Abb. 164), sondern von anderen chalkidi-
schen Malern bemalt sind. Hierzu wurde
von der Hydria in Orvieto ausgegangen.
Sie selbst eignete sich infolge ihres trümmer-
haften Zustands wenig zur Vorführung im
Lichtbild. Aus dem recht zahlreichen Werk
ihres geschmackvollen Malers diente die
Amphora Ermitage 235 (St. 130) als Beispiel.
An sie wurde die Kanne des Tarentiner Mu-
seums mit einem Flügelmann zwischen Löwen
angeschlossen 2) (Abb. 1). Der Dämon dieser
Kanne stimmt vorzüglich mit den Gorgonen
der Hydria in Orvieto überein. Anderseits
verbinden ihn, wie schon Beazley, der auf
die Kanne zuerst aufmerksam machte, be-
merkte, viele Züge mit den Boreaden der
Würzburger Phineusschale. Die Verwandt-
schaft seines Kopftypus mit dem des Sky-
then der Schale des Thorvaldsenmuseums
(A. M. 46, 1921, 164 Nr. 1, hier Abb. 23)) geht
so weit, daß man in ihnen Werke derselben

1) Albizzati, Vasi antichi dipinti del Vaticano 73
und Buschor in Furtwängler-Reichhold III S. 2i$s.
2) Herrn Prof. Quagliati sei auch hier für die
Genehmigung zur Aufnahme der der Abbildung zu-
grunde liegenden Photographie gedankt.
3) Nach einer neuen Aufnahme, für die Herrn
Direktor Oppermann Dank geschuldet wird.
 
Annotationen