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Spranger, Peter
Der Geiger von Gmünd: Justinus Kerner und die Geschichte einer Legende — Schwäbisch Gmünd, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.43382#0082
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ei aller Anerkennung der landschaftlichen Reize
der Gaildorfer Gegend fühlte sich Kerner an sei-
nem neuen Wirkungsort oft sehr verlassen:

»Hier in diesen weiten Triften
Ist mir alles öd' und stumm,
Und ich schau in blauen Lüften
Mich nach Wolkenbildern um.

In den Busen eingezwinget.
Regt sich selten nur das Lied;
Wie der Vogel halb nur singet.
Den vom Baum und Bach man schied«101.
Am meisten vermißte er Uhland. »Uhland schreibt mir trotz aller Bitten
nicht; ich sandte einen eigenen Mann an ihn, er schrieb aber auch durch
diesen nicht . . . Uhland ist viel Schuld, daß ich gar nichts mehr dichte.
Ich kann durch nichts, als durch Mittheilung erweckt werden u. wurde
es durch ihn in früheren Zeiten, seit Jahren aber ist er ein Fisch gegen
mich« - so an den gemeinsamen Freund Karl Mayer (1. März 1816)102.
Oder in einem Schreiben vom 9. April 1816 an Uhland selbst: »Endlich
hab' ich ein paar Zeilen von Dir nach langem Harren erhalten! Wie
lange wird es anstehen, bis ich wieder etwas von Dir vernehme? . . .
Du könntest mir von Deinem Leben, von Deinen Gesellschaften vieles
schreiben, ich Dir wenig, denn mein Leben ist hier so einförmig und
traurig als immer möglich. Dadurch werd' ich selbst immer abge-
stumpfter und farbloser -, es ist nichts da, was mich auffrischen könn-
te. Die Poesie betreffend, so bin ich, wenn ich auch Stoff hätte, zu träge,
um etwas niederzuschreiben, es ist mir alles zu gleichgiltig und die
Menschen sagen einem doch keinen Dank dafür. Die Menge der Ge-
meinen überwiegt die kleinere bessere Zahl. Es ist nur großer Zufall,
wenn irgend was Gutes gedeiht. Ich bleibe krank und verstimmt bis an

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