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Spranger, Peter
Der Geiger von Gmünd: Justinus Kerner und die Geschichte einer Legende — Schwäbisch Gmünd, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.43382#0067
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Valet vi sua veritas.
Inschrift an der Kapelle des Volto Santo in Lucca

ichtige Hinweise für die Erforschung der un-
mittelbaren Vorgeschichte der Gmünder Gei-
gerlegende finden sich in Justinus Kerners
Briefwechsel mit seinen Freunden73, zumal in
seiner Korrespondenz mit Ludwig Uhland vom
Herbst 1816. Beide Männer verband seit ihrer
gemeinsamen Studienzeit in Tübingen eine
herzliche Freundschaft. Uhland, in geschäftli-
chen Dingen praktischer veranlagt als Kerner, war es auch, der für den
Freund im entlegenen Gaildorf den Verkehr mit dem Verlag in Stutt-
gart vermittelte. Der unmittelbaren Vollendung und Drucklegung des
Gedichts war folgender Briefwechsel vorausgegangen: Uhland am
16. September aus Stuttgart: »Hast Du die Geschichte vom Geiger be-
arbeitet . . .?« Kerner am 19. September aus Gaildorf: ». . . Deine Lie-
der haben mich sehr gefreut; ich komme noch nicht ganz in poetische
Stimmungen, sonst hätt'ich Dir den Geiger schon längst gesandt . . .«
Am 6. Oktober nach einigen Wochen des Wartens wird Uhland dringli-
cher: »Hier folgt der Stänglesgraf74, ich erwarte dafür den Geiger.«
Kerner hatte diesen Brief noch nicht erhalten, als er am 8. Oktober aus
Gaildorf melden konnte: ». . . Hier die Geigerslegende! Habe die
Güte, sie zu verbessern, wo Du nur kannst, und dann unter der
Adresse an die Redaktion des Morgenblattes bald abgehen zu lassen.«
Zwei Tage später (10. Oktober), Uhlands Schreiben vom 6. Oktober be-
stätigend, erneut an den Freund in Stuttgart: »Endlich habe ich einen
Brief und in ihm die herrliche Dichtung vom Schenk zu Limburg (sic!)
erhalten. Den herzlichsten Dank dafür: denn mein schlichter Geiger
kann Dir nicht dafür danken.« Abschließend Uhland am 1. November:
»Deine schöne Ballade habe ich erhalten und befördert.« Noch mußten
einige Wochen vergehen, ehe das Gedicht am 9. Dezember im Druck
erscheinen konnte75.
Wieder vergingen einige Wochen. Da erhielt Kerner - inzwischen war
es Mitte Februar geworden - einen langen Brief aus Gmünd mit diver-
sen Anlagen: eine farbige Kopie des Kümmernisbildes aus der Josefs-
kapelle (vgl. Abb. 31), die ziemlich genau wiedergegebene Inschrift auf


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