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Altbabylomsche Kunst. Telloh.

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architektonischen Werke natnrlich beschleunigt; doch lassen die erhaltenen Reste dieGestalt der
Tempel und den Grnndriß der Paläste erkeutien. Für den in Babylonien heünischen Sterndietist
genügteir vierseitige abgestnfte, ineüter Plattfornt etldigende Terrasfen, dereu Stufen tnittelst Treppetl
zugättglich tvaren. Die babylonischen Paläste bestanden, die asfyrischen Königsbautetl vorbildend,
aus einer größeren Zahl von Höfen, unl die fich tnannigfache gedeckte Räuine reihten. Als
architektvtlischer Schmuck dienten farbige glasierte Ziegel. Das in Warka gefundene Wandstück
(Fig. 48), dicht aneinander gereihte Halbcylinder zu beiden Seitetl eines vorspringenden Maner-
pfeilers, belehrt uns über den technischen Vorgang wie über die künstlerische Wirknng. Beides
erümert nn die spätere Mosaikdekoration nud ist jedenfalls ihr Vorläufer geweseu.

Wie der Thon das Material für die Bauten Babyloniens lieferte, so bot er auch für die
Plastik den ain hänfigsten benützten Stoff. Erhalten haben fich freilich Thonarbeiten nur in
geringer Zahl. Dagegen besitzen wir eine stattliche Anznhl Vvu Steinstempelu mit vertieft ein-
geschnittenen Bilderu. Jn weichen Thon abgedrückt, treten die gravierten Darstellungen als

Fig. 49. Kopf aus Tellvh. Louvre.

Reliefs hervor. Die Stempel, iu vielen
Fällen auch als Amulette getragen,
zeigen gewöhnlich Cylinderform; fie sind
nngleich an künstlerischem Wert und
an Alter. Zu den beliebtesten Gegen-
ständen der Schilderungen gehört der
Kampf mythischer Heroen (Jzdnbar), göttlicher Schutzgeister mit Dämonen und wilden Tieren.
Der Jnhalt übte nachhaltigen Einfluß auf die Formgebung. Jn diese kommt natürlich ein
derb kräftiger Zug, in die Gestalten eine stärkere Bewegtheit und ftramme Festigkeit. Obschon
die babylonische Kunst gerade so wie die ügyptische des alten Reiches Naturwahrheit anstrebt,
erhält fie dennoch ein ganz anderes Gepräge. Das idyllische, ruhige Element fehlt ihr, so
weit wir bisher sehen, vollständig; dagegen gewinnt das phantastische Wesen durch.die Ver-
knüpfuug von Menschenleibern mit Tierköpfen und durch Beflügeluug der Körper eine
reiche Nahrung. Die Richtung der Gedanken auf wilde Kämpfe, anf den finsteren Ernst des
Lebens offenbart sich auch in einem sehr primitiven Steinrelief von Telloh, dem Fragment einer
Stele, das eine Reihe von Leichnnmen, über- statt hintereinander liegend, und Männer mit Körben
auf den Köpfen, verniutlich eine Bestattnngsscene, darstellt. ,

Unsere Kenntnisse reichen noch nicht so weit, um die Entwickelung der babylonischeu Kunst
verfolgen zu können. Doch lehren uns einzelne kleine Thon- und Bronzefignren, insbesondere
die Fnnde von Telloh, eine namentlich technisch fortgeschrittene Skulptur kennen. Aus den Köpfen

Fig. 50. Gudea, Statue aus Telloh. Louvre.
 
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