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Ein „Sicheres Adreß- und Kundschaftsbuch“ von Wien aus dem Jahr
1796 sagt u. a.: „Der Hochaltar ist 1706 errichtet worden, ein bewunde-
rungswürdiges Kunststück des berühmten Malers Andreas Pozzo. Er stellt
vor ein Perspektiv nach lebendiger Marmorart gemachte Architektur mit
einer hohen Kuppel, worunter der himmlische Vater in Wolken gemacht;
Christus aber am Kreuz von Bildhauerarbeit, gleichsam in Lüften schwebend
zu sehen.“ Ein Altarblatt war nicht da. Pozzos Kunststück ist noch heute
als seltener Rest der überaus vergänglichen Dekorationsmalerei des 18. Jahr-
hunderts erhalten, aber fast gänzlich vom breiten und überhohen späteren
Hochaltar verdeckt. Zur alten Beschreibung füge ich hinzu, daß die Malerei
in Öl auf Leinwand ausgeführt ist und durch allerlei Holzleisten gespannt
wird. Gemalt sind auch die Engel, die den Schein erwecken, als trügen sie
das schwere Kruzifix.
De Freddy (1800) kennt ebenfalls diesen Scheinaltar von Andr. Pozzo
von 1706 und nennt überdies einige Altarbilder, so das Bild mit San Fran-
cesco d’Assisi von „Schmid il Seniore“ (das wäre also Josef Georg
Schmid) und andere, die noch zu besprechen sind. Dieses Bild von Schmid
ist nicht zu verwechseln mit dem sehr verdorbenen Leinwandbild von
riesigen Abmessungen, das jetzt hinter den Pozzoschen Dekorationen auf-
gehängt ist, und zwar mit der Schönseite nach Osten. Denn das Schmid-
sche Franziskusbild war klein. Bei De Luca (S. 170) liest man „auf einem
kleinen Altar zur Rechten der heilige Franz in der Verzückung —- vom
Schmid dem Vater“. De Luca und De Freddy nennen weiterhin ein Ge-
mälde mit dem Gekreuzigten von Carlo Carlone. Es ist jetzt im Schiff
liturgisch links als Altarbild untergebracht, ein düster gehaltener Christus
am Kreuz, zu dessen Füßen Magdalena kniet (nicht gut erhalten).. Es reiht
sich nun an eine Immaculata von dem obgenannten älteren Schmid. Wie
es scheint, ist damit die Immaculata gemeint, die über der plastischen Figur
des Heiligen Sebastian auf dem letzten Altar liturgisch rechts angebracht ist.
Bei De Luca und De Freddy folgt noch eine zweite Immaculata, diese aber
„di Rothmayer“, also von Joh. Mich. Rottmayr. Diese wird wohl das
erste Altarbild sein, liturgisch rechts am ersten Altar neben dem Pres-
byterium. (Klaus: „Martino Altomonte“, S. 45, gab die Benennung Alto-
monte, der ich in diesem Fall nicht beistimmen kann.) Endlich erwähnen
De Luca und De Freddy die Marter des Heiligen Joh. von Capistran als
Arbeit von Wagenschön. Dieses Gemälde, auf dem die Benutzung der
antiken Laokoonfigur auffällt, befindet sich liturgisch rechts am mittleren
Altar. Darüber ein kleineres Bild mit St. Franziskus von Assisi, wenn ich
nach der Höhe zu recht gesehen habe. Dieses könnte etwa mit dem oben
erwähnten vom älteren Schmid zusammenfallen.
Das Gemälde am Magdalenenaltar sei (nach Kopallik und Holzeland)
ein Werk des Ignaz von Heinzenthal.
Ein älteres Gemälde, wie es scheint auf Zinntafeln gemalt, befindet
sich links im Presbyterium. Oben der Heilige Petrus von Alkantara; ihn
verehrend knien unten Kaiser Leopold I., seine Gemahlin Margarete und ein
Kind. M. Managhetta wird als Künstler und 1672 als Entstehungszeit genannt.
Neuestens wird im Monatsblatt des Vereins für Landeskunde von Nieder-
österreich (1921, S. 64) mitgeteilt, daß ein Altarbild aus der Wiener Fran-
ziskanerkirche in die Martinskirche nach Klosterneuburg gekommen ist.
 
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