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Maria della Neve in Rom) schwebend halten vor einem dunkelroten Vor-
hang, der seinerseits von schwebenden Kinderengeln gehalten wird. Unten
links etwas wie die römische Kirche Sta. Maria della Neve, rechts etwas wie
die Trajansäule. Schon dem Stil nach ist das Bild von Ignaz Unterberger
und nicht von Christoph Unterberger, dem es in einem neueren Buch zu-
geschrieben wird. Da De Freddy offenbar mit Ignaz Unterberger persönlich
befreundet war und der Entstehungszeit des Bildes (kurz vor 1797) in seinen
Mitteilungen sehr nahe steht (diese waren schon 1800 gedruckt), verdient sein
Hinweis auf Ignaz Unterberger volles Vertrauen, und ebenso die Be-
nennung Christoph Unterberger wie die „Steiner“ in einem andern neuen
Buch sind gewiß verfehlt. Der irrtümliche Hinweis auf Christoph Unterberger
kommt meines Wissens bei Böckh 1821 zum erstenmal vor (S. 484). Über
die weiteren Altarbilder sagt Böckh gar nichts in bezug auf die Urheber.
Diese sind denn auch bei den übrigen Bildern nur mit Vorsicht zu nennen.
Vom Hochaltar zurückkommend links das nächste Bild mit der heiligen
Familie auf der Wanderung wird bei Herzmansky (S. 55) auf einen Maler
Anzinger bezogen, hinter welchem Namen wohl Hauzinger steckt. Diesem
könnte das Bild (in seinen gebrochenen Farben und seinem gedämpften Licht)
zugeschrieben werden, doch ist es für diesen Maler doch zu hart behandelt.
Das nächste Gemälde mit den zwei Pestheiligen Karl Borromäus und Rochus
in Wolken wird bei Herzmansky auf Steiner bezogen, während Schnerich
es mit Fragezeichen dem B.zAltomonte zuschreibt. Die beiden folgenden
Bilder: Sankt Benedikt mit den Ordensregeln und Sta. Scholastika mit Kreuz
und Kelch auf einem Bilde und St. Nikolaus, der einen Jüngling vom Tode
erweckt hat, werden bei Herzmansky „Kraner“ genannt, was wohl ein Miß-
verständnis für Dan. Gran ist. Schnerich nennt Gran. Noch weiterhin:
Johannes Nepomuk wird in den Himmel aufgenommen, Bild von einem
Altomonte, eher von Martino als von Bartolomeo, dann das große Mosaik
von Giacomo Raffaelli nach Lionardos Abendmahl in Sta. Maria delle
grazie zu Mailand. Dieses Werk, das 1806 auf Befehl Napoleons begonnen
wurde, gehört bekanntlich zu den beachtenswerten Nachbildungen des be-
rühmten Lionardoschen Bildes. Näheres darüber in „Blätter für Gemälde-
kunde“ Bd. VII, Heft 4 und in der „Beilage“ dieser Blätter Heft III, S. 112,
neuestens A. Trost im „Alt-Wiener Kalender für 1919“ S. 128. Raffaelli
arbeitete etwa acht Jahre an dem Werk, von 1806 bis 1814. Es wurde von
Kaiser Franz angekauft und um 1817 auf Artilleriewagen nach Wien geschafft,
wo es zunächst auf dem Fußboden eines Saales der Ambrasersammlung im
unteren Belvedere untergebracht wurde. Man betrachtete es dort von einer
Tribüne aus. Aus den Akten im Archiv der Wiener Akademie der bildenden
Künste von 1819 geht hervor, daß der damalige Obersthofmeister Fürst
Trauttmansdorff am 27. Februar den Auftrag erteilt, durch Kunstverständige
einen Platz ermitteln zu lassen „für die Aufstellung des von Mayland ge-
kommenen Mosaikbildes vom Künstler Raffaelli“. Metternich hatte am 3. Februar
1819 die Angelegenheit an die Akademie geleitet. Bei Jäck und Heller: „Reise
nach Wien, Triest... 1821“ (Weimar 1822) liest man im Abschnitt über die
Minoritenkirche (S. 155): „Dem Vernehmen nach soll bald das in der Ambraser-
sammlung liegende große Mosaikbild des Abendmahls von Raffaelli nach
Leon, da Vinci in diese Kirche gebracht werden. Die Sache zog sich lange
hinaus. Noch 1832 lag es im Vorsaal der Ambrasersammlung. (Siehe W. Alexis
 
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