Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
53

Wien. Kurz nach der Eröffnung der Dürer-Bund-Ausstellung wurde die
Jubiläumsausstellung der Genossenschaft der bildenden Künstler
Wiens im Künstlerhaus eröffnet. Man arbeitete hier in jeder Beziehung
mit bedeutenden Mitteln, wenngleich in diesen Zeiten der Drangsale der
Glanz früherer Festausstellungen nicht zu erreichen war. Aber das Gebotene
ist von großem Wert. Die Bilder der Erfindungsreichen, z B. eines Sterrer
in erster Linie, eines Alexander Rothaug, M. Poosch, Amadeus Dier,
allein würden eine bemerkenswerte Kunstschau abgeben. Und außer diesen
füllen ganze Reihen von Bildnissen, Landschaften, Sittenbildern, Stilleben die
meisten Räume, die überdies große und kleine Plastik und Bauentwürfe be-
herbergen. Die besten Namen der heutigen Wiener Künstler sind fast alle
da zu finden. Der Besuch dieser Festvorführung wird gewiß niemanden
reuen. Daß sie „Jubiläumsausstellung“ genannt wird, ist in der Geschichte
der „Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens“ begründet. Denn dieser
Künstlerverein hat ein bestimmt nachzuweisendes Geburtsjahr. 1861 vereinigte
sich der ältere Albrecht-Dürer-Verein mit der Künstlergruppe „Eintracht“,
die seit 1858 bestanden hatte, zur „Genossenschaft der bildenden Künstler
Wiens“. Diese hat nun sechzig Jahre lang den Stürmen der Zeit getrotzt
und kann heute, wie ehedem, als Haupthort der Wiener Kunst angesehen
werden.
— Nach und nach beginnen sich die Versteigerungen wieder zu
häufen, wie sonst gewöhnlich gegen die Weihnachtszeit. Freilich fehlten bis-
her die sogenannten „Schlager“. Denn die besten Sachen wechseln gewöhn-
lich hinter der großen Öffentlichkeit den Besitz Aber Bilder mittleren Wertes
und geringes Zeug gibt es noch in solcher Menge, daß jetzt wöchentlich
mehrere Versteigerungen abgehalten werden, in denen jedesmals mehrere
Dutzende von Gemälden vorkommen. So haben seit Anfang November
Wawra, S. Kende, das Dorotheum, Leo Schidlof, Albert Kende und
Glückselig & Wärndorfer solche Auktionen veranstaltet. Bei unserer
schlechten Valuta fehlte es nicht au sechsstelligen und siebenstelligen Ziffern,
die man übrigens nur in gutes fremdes Geld umzurechnen braucht, um zu
sehen, daß die Sachen bei alledem nicht teuer waren Eingehende Berichte
müssen aufgeschoben werden, da die Zeit drängt und der Raum recht eng
geworden ist. Ein dicker Prachtkatalog ist von Alfred Wawra und Albert
Werner herausgegeben worden, worin viele Plastiken und kunstgewerbliche
Gegenstände vorherrschen, doch auch viele Gemälde verschiedener Art auf-
gezählt und beschrieben werden. Unter den neueren Arbeiten fällt eine
lange Reihe Pettenkofenscher Zeichnungen auf. Auch andere Firmen, nicht
zuletzt Schidlof, haben reichausgestattete Verzeichnisse ausgegeben.
— Gilhofer & Ranschburg versandten ihren Katalog Nr. 141, der
vorzügliche alte Kunstdrucke von Schongauer, Dürer und Aldegrever ver-
zeichnet.
— In der Galerie Sankt Lukas wird eine Ausstellung von Werken
des Malers Philipp Friedrich Kaufmann offengehalten.
— Der Verein Donauländischer Künstler stellte wie sonst im
Theseustempel des Volksgartens aus.
— Der Wirtschaftsverband öst. Berufsmilitärgagisten hält eine
Weihnachtsausstellung ab.
 
Annotationen