leicht zu unterfcheiden. iſt. Waͤre ſie mir nach der Art meines vorhabenden Gebaͤudes zu zart und zu ge-
ſchmuͤcket / ſo ſtehet mir allezeit frey / durch Auslaſſung etlicher Glieder / und Vergroͤſſerung der ubrigen /
die Ordnung noch ſtaͤrcker zu machen. Damit ein jeder dieſes ſchicklich zu wege bringen moͤge / giebt er
genugſam Reguln an die Hand / unter denen die Austheilung der Glieder in Pflential Glieder / die niemahl;
in Bey oder Huͤlff Glieder / die zu jederzeit auszulaſſen ſtehen / einen groſſen Vortheil bringet.
Diezu dienet nicht weniger die Eintheilung der Glieder in Kennzeichen und allgemeine / und was
mehr der Vortheile iſt / welche unſer ſcharffſinniger Auctor zu groſſen Nutzen und rechter Verwunde-
rung derer ausgeſonnen / die ſein Werck durchzuleſen delieben. Ich will nur wenig Exempel hievon an-
fuͤhren. Geſetzt ich ſolte eine Kirche bauen auf dem Land, und ein Stadt⸗Thor. Es ſchicket ſich beyde
auſſen mit Toſcaniſchen Saͤulen zu zieren / dann innen ſchicket ſich in allen Kirchen / ſie mogen in der Stadt
oder auf dem Lande ſeyn / eine Corinthiſche Ordnung / die nach der Beſchreibung der ehernen Saͤuſe des
Tempels Salomonis ſo viel 1 0 5 gerichtet iſt. Aber die Kirche erfordert doch mehr Jierlichkeit als
das Thor / und dieſes mehr Staͤrcke als jene. Zu allen beyden aber duͤrffte manchen die Toſcaniſche
Ordnung / wie ſie Goldmann gemachet / vielleicht zu lubcil und koſtbahr beduͤncken. Ich kan aber / ohne
von Goldmanns Grund⸗Reguln abzuweichen / beyde nach Erforderung verringern / und werde bey ihme
ſelbſt Anleitung genug dazu finden. Als könte zum Beyſpiel der Krantz an beyden Gebaͤuden 1. Mod.
hoch kommen / wie Goldmann haben will. Es koͤnnen die Kennzeichen und Eſſential- Glieder verbleiben /
au durch Abnehmung etlicher Bey⸗Glieder der Krantz zu der Kirche alſo bereitet werden / nach der Ein-
theilung des Moduls in 360. part.
Der Uberſchlag 8 9 Der Xr antt zu dem Thor etwas ſtaͤr⸗
Der Rinn⸗Leiſten „ 6 96 cker / alſo:
Ein Band / als das Kennzeichen „ 50 Der ÜUberſchlag 6 ‘ 60
Ein Riemlein darunter e Der Rinne⸗Leiſten . „ 144
Der Krantz⸗Leiſten o g 108 Das Band ß g $ 30
Ein Riemen ß 24 Der Riemen unter dem Krantz „24
Ein Hohl⸗Leiſten ß p 6 60 Ein Hohl⸗Leiſten darunter 9 60
Summa 1. Mod. oder 480. p. Summa 12. Mod. oder 480. p.
. Dieſe Kraͤntze hat Goldmann nicht / aber ſie ſind doch gantz nach ſeinen Grund⸗Reguln gemachet
alle Glieder haben ſchoͤne und leichte Verhaͤltniſſe zuſammen. Gleicher Weiſe koͤnte man im Gegentheil
die Toſcaniſche Ordnung / wenn es die Gelegenheit erforderte / noch zaͤrter ausarbeiten als Goldmann
gethan hat / wie ich deſſen ein Exempel in dieſem Tractat geben werde / und dieſes alles ſoll doch nicht ver-
hindern die Toſcaniſche Ordnung von der Doriſchen gantz leicht zu unterſcheiden.
. Ich kan bey dieſer Gelegenheit nicht umhin / denen zu begegnen / welche / ſo bald ſie nur hoͤren / daß
Goldmann ſeinen Modul in 360. Theile getheilet hat / ſo gleich ſeine Ordnung vor gar zu ſubtil aus-
ſchreyen. Ich habe nun gewieſen / daß ſolches nichtes hinderte / wann ſie gleich ſo lubtil waͤren / als man
von ihnen jadicirte. Allein es hat auch Goldmann ſich hierinnen ſehr behutſam erwieſen / und ſeine
Ordnungen reich an Zierrathen gemachet / ohne auf ſolche Subtilitat zu verfallen / als man bey denen uͤbri-
gen Baumeiſtern findet. Das kleineſte Glied bey Goldmann hat 12. Theilchen von 360. des Moduls.
Wann ich Vignola Maaſſe auf dieſe Theilung reducire / wie ich in meiner Architectura parallela gethan /
wie viel Glieder finde ich davon 10 /g / und g. part. und dennoch wird dieſer nebſt Serlio vor den lolide-
ſten gehalten. Palladio und Scamozzi ſind noch ſubtiler gegangen. Man ſehe zum Exempel den Roͤmi-
ſchen Krantz bey Scamozzi an / ob nicht da mehr Glieder ſind als in den Goldmanniſchen / da doch dieſer
176. jener nur 161. Theilchen haͤlt; Wer demnach recht judiciren will / muß geſtehen / daß unſer Goldmañ
ſeine Ordnug ſchoͤner als Palladio und Scamozzi gemachet / ohne in ſolche Subtilitaten zu verfallen / als ſie
gethan / und leichter / auch proportionirlicher als Vignola, ohne wie dieſer zu ſubtile Glieder mit gar zu
groſſen zu vermengen.
Vignola und Palladio machen den Borten der Toſcaniſchen Ordnung gantz glatt / da doch der be-
ſte Raum zu deutlichen Kennzeichen iſt. Scamozzi ſetzet in denſelben hervor ſtehende Balcken / eben wie
die Dreyſchlitze in der Doriſchen Ordnung vorſtellen / alleine ſie ind gantz glat ohne Einkerbung und ha-
ben keine Zapffen unter ſich. Er ſetzet ſie aber alleine uͤber die Saͤulen / welches dem Borten faſt ein arme-
res Ausſehen zu wege bringet / als wann er gantz glatt waͤre. Goldmann aber theilet dieſelben durch den
gantzen Borten in eben der Proportion qus / wie die Dreyſchlitze / und machet dadurch der Toſcaniſchen
Ordnung ein vortreffliches / und doch zugleich / nach Erforderung dieſer Ordnung / ein recht ſolides Auſe-
Ein Wulſt 9 6 2 Der Krantz⸗Leiſten 0 „ 162
Ihre Saͤulen⸗Weiten koͤnnen auf 4.6.7. und 8. Mod. nicht gebracht / und alſo wenig gebraucht wer-
den. Die Arcaden fallen daher alle gar unproportionierlich. Vignola machet 1 die Bogen 7 Mod.
breit und 14. hoch welches gar gut kommet / aber bey jener Beile kommen die Jambagen oder Neben-
Pfeiler ſchmäaler als der Schwibbogen / bey dieſer aber viel breiter / welches beyderſeits verraͤctheriſche
Zeichen einer groſſen Unvollkommenheit ſind. Bey Palladio kommet der Bogen in der Breite 3
ſchmuͤcket / ſo ſtehet mir allezeit frey / durch Auslaſſung etlicher Glieder / und Vergroͤſſerung der ubrigen /
die Ordnung noch ſtaͤrcker zu machen. Damit ein jeder dieſes ſchicklich zu wege bringen moͤge / giebt er
genugſam Reguln an die Hand / unter denen die Austheilung der Glieder in Pflential Glieder / die niemahl;
in Bey oder Huͤlff Glieder / die zu jederzeit auszulaſſen ſtehen / einen groſſen Vortheil bringet.
Diezu dienet nicht weniger die Eintheilung der Glieder in Kennzeichen und allgemeine / und was
mehr der Vortheile iſt / welche unſer ſcharffſinniger Auctor zu groſſen Nutzen und rechter Verwunde-
rung derer ausgeſonnen / die ſein Werck durchzuleſen delieben. Ich will nur wenig Exempel hievon an-
fuͤhren. Geſetzt ich ſolte eine Kirche bauen auf dem Land, und ein Stadt⸗Thor. Es ſchicket ſich beyde
auſſen mit Toſcaniſchen Saͤulen zu zieren / dann innen ſchicket ſich in allen Kirchen / ſie mogen in der Stadt
oder auf dem Lande ſeyn / eine Corinthiſche Ordnung / die nach der Beſchreibung der ehernen Saͤuſe des
Tempels Salomonis ſo viel 1 0 5 gerichtet iſt. Aber die Kirche erfordert doch mehr Jierlichkeit als
das Thor / und dieſes mehr Staͤrcke als jene. Zu allen beyden aber duͤrffte manchen die Toſcaniſche
Ordnung / wie ſie Goldmann gemachet / vielleicht zu lubcil und koſtbahr beduͤncken. Ich kan aber / ohne
von Goldmanns Grund⸗Reguln abzuweichen / beyde nach Erforderung verringern / und werde bey ihme
ſelbſt Anleitung genug dazu finden. Als könte zum Beyſpiel der Krantz an beyden Gebaͤuden 1. Mod.
hoch kommen / wie Goldmann haben will. Es koͤnnen die Kennzeichen und Eſſential- Glieder verbleiben /
au durch Abnehmung etlicher Bey⸗Glieder der Krantz zu der Kirche alſo bereitet werden / nach der Ein-
theilung des Moduls in 360. part.
Der Uberſchlag 8 9 Der Xr antt zu dem Thor etwas ſtaͤr⸗
Der Rinn⸗Leiſten „ 6 96 cker / alſo:
Ein Band / als das Kennzeichen „ 50 Der ÜUberſchlag 6 ‘ 60
Ein Riemlein darunter e Der Rinne⸗Leiſten . „ 144
Der Krantz⸗Leiſten o g 108 Das Band ß g $ 30
Ein Riemen ß 24 Der Riemen unter dem Krantz „24
Ein Hohl⸗Leiſten ß p 6 60 Ein Hohl⸗Leiſten darunter 9 60
Summa 1. Mod. oder 480. p. Summa 12. Mod. oder 480. p.
. Dieſe Kraͤntze hat Goldmann nicht / aber ſie ſind doch gantz nach ſeinen Grund⸗Reguln gemachet
alle Glieder haben ſchoͤne und leichte Verhaͤltniſſe zuſammen. Gleicher Weiſe koͤnte man im Gegentheil
die Toſcaniſche Ordnung / wenn es die Gelegenheit erforderte / noch zaͤrter ausarbeiten als Goldmann
gethan hat / wie ich deſſen ein Exempel in dieſem Tractat geben werde / und dieſes alles ſoll doch nicht ver-
hindern die Toſcaniſche Ordnung von der Doriſchen gantz leicht zu unterſcheiden.
. Ich kan bey dieſer Gelegenheit nicht umhin / denen zu begegnen / welche / ſo bald ſie nur hoͤren / daß
Goldmann ſeinen Modul in 360. Theile getheilet hat / ſo gleich ſeine Ordnung vor gar zu ſubtil aus-
ſchreyen. Ich habe nun gewieſen / daß ſolches nichtes hinderte / wann ſie gleich ſo lubtil waͤren / als man
von ihnen jadicirte. Allein es hat auch Goldmann ſich hierinnen ſehr behutſam erwieſen / und ſeine
Ordnungen reich an Zierrathen gemachet / ohne auf ſolche Subtilitat zu verfallen / als man bey denen uͤbri-
gen Baumeiſtern findet. Das kleineſte Glied bey Goldmann hat 12. Theilchen von 360. des Moduls.
Wann ich Vignola Maaſſe auf dieſe Theilung reducire / wie ich in meiner Architectura parallela gethan /
wie viel Glieder finde ich davon 10 /g / und g. part. und dennoch wird dieſer nebſt Serlio vor den lolide-
ſten gehalten. Palladio und Scamozzi ſind noch ſubtiler gegangen. Man ſehe zum Exempel den Roͤmi-
ſchen Krantz bey Scamozzi an / ob nicht da mehr Glieder ſind als in den Goldmanniſchen / da doch dieſer
176. jener nur 161. Theilchen haͤlt; Wer demnach recht judiciren will / muß geſtehen / daß unſer Goldmañ
ſeine Ordnug ſchoͤner als Palladio und Scamozzi gemachet / ohne in ſolche Subtilitaten zu verfallen / als ſie
gethan / und leichter / auch proportionirlicher als Vignola, ohne wie dieſer zu ſubtile Glieder mit gar zu
groſſen zu vermengen.
Vignola und Palladio machen den Borten der Toſcaniſchen Ordnung gantz glatt / da doch der be-
ſte Raum zu deutlichen Kennzeichen iſt. Scamozzi ſetzet in denſelben hervor ſtehende Balcken / eben wie
die Dreyſchlitze in der Doriſchen Ordnung vorſtellen / alleine ſie ind gantz glat ohne Einkerbung und ha-
ben keine Zapffen unter ſich. Er ſetzet ſie aber alleine uͤber die Saͤulen / welches dem Borten faſt ein arme-
res Ausſehen zu wege bringet / als wann er gantz glatt waͤre. Goldmann aber theilet dieſelben durch den
gantzen Borten in eben der Proportion qus / wie die Dreyſchlitze / und machet dadurch der Toſcaniſchen
Ordnung ein vortreffliches / und doch zugleich / nach Erforderung dieſer Ordnung / ein recht ſolides Auſe-
Ein Wulſt 9 6 2 Der Krantz⸗Leiſten 0 „ 162
Ihre Saͤulen⸗Weiten koͤnnen auf 4.6.7. und 8. Mod. nicht gebracht / und alſo wenig gebraucht wer-
den. Die Arcaden fallen daher alle gar unproportionierlich. Vignola machet 1 die Bogen 7 Mod.
breit und 14. hoch welches gar gut kommet / aber bey jener Beile kommen die Jambagen oder Neben-
Pfeiler ſchmäaler als der Schwibbogen / bey dieſer aber viel breiter / welches beyderſeits verraͤctheriſche
Zeichen einer groſſen Unvollkommenheit ſind. Bey Palladio kommet der Bogen in der Breite 3