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im Beginn dieser Lager, wobei als wichtigstes Er-
gebnis der frühere Beginn von Aislingen gegenüber
Burghöfe herausgearbeitet werden konnte. Zur ab-
solut zeitlichen Stellung unserer Lager konnte eben-
falls einiges durch einen Vergleich mit Münzen aus
Haltern, Oberhausen, Vindonissa und Kempten aus-
gesagt werden. Danach muß Aislingen später be-
gonnen haben als Kempten und Vindonissa, deren
Beginn man in die ersten Regierungsjahre des Tibe-
rius setzen kann. Aislingen wird daher kaum
vor der mittleren oder späteren Regierungszeit des

Tiberius besetzt gewesen sein. Mit Burghöfe kämen
wir in die Frühzeit des Claudius. Was das Ende
unserer Kastelle betrifft, so ist zu sagen, daß in Ais-
lingen nach Vespasian die Münzreihe plötzlich ab-
bricht. Aber auch die 5 Vespasianmünzen reichten
kaum aus, um eine volle Besetzung des Lagers in
dieser Zeit wahrscheinlich zu machen. In Burghöfe
ist erst nach Traian ein deutlicher Bruch in der Münz-
reihe zu beobachten. Im Gegensatz zu Aislingen wird
dieses Lager in frühflavischer Zeit noch bestanden
haben.

TERRA-SIGILLATA

Die Sigillaten von Aislingen wurden von R. Knorr
ausführlich behandelt1. Bis 1912 standen ihm die
Funde aus der Privatsammlung von Troeltsch und
den Grabungen des historischen Vereins zur Verfü-
gung. Auf 18 Tafeln (hier Taf. 69—77) bildete Knorr
in exakten Zeichnungen den größten Teil der Bilder-
schüsseln, sämtliche Töpferstempel und die Profile
der wichtigsten Gefäßformen abla. Neben den Ais-
linger Sigillaten veröffentlichte er als Vergleichsma-
terial Stücke aus Arezzo, Vindonissa und Straßburg.
Im Text beschränkte er sich auf knappe, aber präzise
Vergleiche und Datierungen. Seine Ergebnisse für die
Geschichte des Kastells sind auch heute noch gültig: 1.
Begründung des Lagers in der mittleren oder späteren
Zeit des Tiberius. 2. Bis Nero wichtige Grenzbefesti-
gung an der Donau. 3. Nach dem Jahre 69 n. Chr.
Änderung in der Besetzung.
Die Sigillaten aus dem Kastell Burghöfe dagegen
wurden nie geschlossen veröffentlicht. In der vorlie-
genden Arbeit wurden nun alle bis 1955 hier aufge-
sammelten Scherben verarbeitet und auf den Tafeln
31—41 abgebildet. Die genauen Fundstellen sind nur
in einigen wenigen Fällen bekannt, eine Schicht-
beobachtung fehlt. Für die Datierung haben zwei
Fundkomplexe, die sich aus dem Scherbenbestand
identifizieren ließen, große Bedeutung. Es handelt
sich einmal um die Funde aus dem Innengraben am
Nordtor und zum anderen um diejenigen der Holz-
baracke außerhalb des Kastells (vgl. S. 18ff.).
Verzierte Terra-Sigillata
Der Reliefkelch Drag. 11. Nur Aislingen
lieferte ein Bruchstück dieser Gefäßform, das Knorr
mehrfach behandelt hat2. Bei der Durchsicht des Ori-

ginalmaterials in Dillingen konnte ein weiteres
Fragment desselben Kelches ausfindig gemacht wer-
den, das zudem noch Bruch auf Bruch an das be-
kannte Stück paßt. Somit ist die Wandung des Ge-
fäßes vom Eierstab unterhalb des Randes bis zum


Abb. 5. Aislingen. Bruchstück eines Terra-Sigillata-Kelches der
Form Drag. 11. Maßstab 1:2.

Unterteile des Bauches gesichert (Abb. 5). Das Relief
zeigt zwischen Eierstab und Perllinie die Darstellung
von Romulus und Remus, beide nach links hockend,
unter der Wölfin, deren Vorderteil nicht erhalten ist.
Unterhalb der Perllinie erkennt man Kopf und Vor-
derpfote eines nach rechts gerichteten, kauernden
Tieres. Auf Grund enger stilistischer Verwandtschaft
kann unser Bruchstück mit einem Kelch aus Neuß
(mit dem gleichen Eierstab) verglichen werden3.
1 Jahrb. Dillingen 25, 1912, 316 ff.
13 Der Vorstand des Hist. Ver. Dillingen, Geheimrat Prof.
Dr. A. Bigelmair, hat liebenswürdigerweise die Klischees der
Knorr’schen Zeichnungen zur Verfügung gestellt, so daß die
Sigillaten auf den Taf. 69—77 nochmals abgedruckt werden
konnten. Auch an dieser Stelle sei Herrn Prof. Bigelmair für
sein großzügiges Entgegenkommen herzlich gedankt.
2 Knorr, Aislingen Taf. 1, 5; Knorr 1952 Taf. 13 Ja; 20 D.
3 Oxe, Frühgall. Reliefgef. Taf. 3, 7 a—b; Knorr 1952
Taf. 14 M a—b.

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