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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Ostpreußische Zeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17452#0002

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smbe drr ISngstm Aeit. die ArbeiterverhLltnisse zu brffern,
bei jenen Männern die lrbhafteste Unterstü»ung gefunden, i
welck« durch die Liebe zur Kirche stch auSzeichnen. Eine I
vollstänvige Abschaffung von Mühe und Noth freilich kann I
von der Kircbe und denen, dir ihren Glauben bekennen, nie> s
malS den Arbeitern versprochen werden. Wcr solcheS ver-
spricht, ist ein Schwärmcr oder Betrüger. „Arme werdet
Jhr immer bei Euch baben", fpricht der Herr, und die
Jahrhundert« haben dieseS Wort bestätigt."

Die „KSln. A." tritt der Anficht englischer Politiker
nachdrücklichst entgegen, dab Deutschland angefichtS deS
WahlersolgeS der englischen Konservativen auf dem Sprunz«
stehe, „den Ruffen um der schönen Augen EnglandS willen
den Laufpaß zu geben". Seine Auffaffung unscrer Bezie»
hungen zu England und Rußland faßt daS rbeinische Blatt
in folgenden Schlußsätzen zusammen:

„Vorläufig kann schon daS schlechtverhehlte Behagen, mit
welchem dte englische Preffe den Zwischenfall bei der Ent«
hüllung drS DenlmalS ChanztzS breitschlägt, unS daran
rrinnern, welchen SpannungSgrad dic politischr Atmosphäre
annehmen würde, wenn wir unS beikommen ließcn, die
Ruffcn den Aranzosen jn djx Arme zu treiben. Seltdem
der hochherzige Versuch deS Fürstrn BiSmarck, dem
viel gerühmten französtschen Menschenverstande durch einen
praktischen LehrkursuS die Vortheile deutsch-französtschen Zu-
sammengehrnS begreiflich zu machen» an der vollständigen
Abwesenheit deS besagten MenschenverstandeS geschcitert ist,
kann die dcutsche Politik nur darauf hinarbeiten, den Seuchen«
herd an dcr Seine möglichst abzusperren. E« bedurstc
also keineS russtjchen WinkeS wie bei der bekannten Rede
deS GeneralS FrrdcrickS, um die deutsche Polilik vor
ruffrnfeindlichen Unbesonnenheiten zu bewahrcn. Wir wiffen
zudem die eigenthümlichen Schwicrigkeiten, mit denen dcr Ciar
und seine Rathgeber zu kämpfen haben, hinlänglich zu wür-
djgen und nehmen es nicht allzu tragisch, wenn man dem unge-
fügen Riesen, genannt rusfischer ChauviniSmuS, ad und zu
eine Glasperle auf den Weg wirft, bamit er stch darnach
dückc. Eben dieselben Grundsätz- aber werden jetzt mehr
denn sc für unser Verhältniß zu England gclten. Und
auf daS alss bezeichnete Maß möchten wir eben die
üdertriebenen Hoffnungen der englischen Poliliker herab-
stimmen. Die deutsche Politik kann bei englisch-rusfischen
Zwistigkeiten nicht wohl Partei ergreifen, sondern höchstevS
auf deide Parteien mäßigend einwirken. Unter Gladstone'S
langcr AmlSfÜbrun» hat stch zudem in manckem deutschen
Gemüth der böse Argwohn eingenistet, daß England daS
Mißverhältniß zwischen der weltumspannenden Größe seineS
RcicheS und seiner Militärmacht durch Abwälzunz seincr
VertheidigungSpflichten auf Deutschland» jugendlich kräflige
Schulter wett zu machen fuche, mit anderen Worten, datz
Iohn Bull eS dem pommersche MuSketicr überlaffe. fär
wesentlich englifche Jnterefftn seine Knochen zu Markte zu
tragen, während England gemach seinen gewinnbringendcn
Geschäften nachgehen könnte. Und leider, waS fich in so
einem germanischen Querkopf rinmal feftgesetzt hat, daS
kann man seldst durch die schönstrn englischen Leitartikel
nicht so dald wieder herauStreiben. Lord SaliSbury wird
erst einige Zeit nach schveidiger TortpArt da« Steuerruder
zu führen haben, ehr der deutsche Michel fich wieder davon
übcrzeugt, daß die englische Raffe noch Macht und Eisen
genuz befitzt, um ihre Jntereffen selbst zu vertreten."

Eine PeterSburger Zuschrist der „Polit. Corr." tritt in
entschiedener Weise der Auffaffung «vtgegen, als vb die Auf-
hebung der Freihafenflelluog von Batum eine Rc-
vanche RußlandS wegen seineS in tüngster Zeit gemindcrtcn
EinfluffeS aus der Balkavhalbinsel gewesen sei. Rußland
habe dicse Maßregel verfügt, weil eS der Anstcht war, daß
die Jntereffcn der fremden Mächte darunter keineSwegS lri-
dcn würdcn und Rußland im Berliner Vertrage dicSbczüg-
lich kcine dindende Verpflichtung übernommen habe; nach
wie vor halte jedoch Rußland an brm Prinzipe der Auf-
rechterhaltung der Verträg« unverbrüchlich fest und dcnl«
nicht im Entferntesten daran» statt deffen daS gefährlich«
Princip der Repreffalien zu adoptiren. WaS speziell den
Berliner Bertrag betreffe, so sei «S srhr brdauerlich, daß dic
Umstände nicht gestattct haben, die durch den Fürstcn Alcxav-
der von Bulgarien verletzten Bestimmongrn deffelben voll-
ständig zu reintegriren; darauS gehr aber noch nicht hcr-
vor, daß der Berliner Vertrag vollständig außcr Kraft ge-
setzt werdc; im Gegentheil« gebiete die Klugheit, daß man
eine Bernichtung deS Berliner BertrageS vermeide.

Nach Meldungen der „Polit. Corr." auS Konstan-
tinopcl und PeterSburg hat Rußland der Türkci keine
neuc Notc wcgen der rückständigen KriegSentschädigung über-
gebcn, beabfichtigt auch nicht, gegenwärtig einen Drock auf
die Türkei wegen BulgarienS zu üben. Der Sultan sei
entschloffen, stch in keinerici besondere Bündniffe einzulaffen,
vielmehr seine Politik der bloßen Beobachtung und Ueber«
wachung dcr Ereigniffr vicht aufzugeben.

Dentsches Steich.

E Berit», 29. Zuli. Seine Masestät drr Kaiser
machte. nach den auS Wildbad Gastein direkt hierher gelang-
ten Mittheilungcn, gestern vor dem Diner eine kurze AuS-
fahrt und nahm Abend» den Lhee in der Familie d«S
Grafen Lehndorff ein, wo Allerhöchstderselde bis gegen
10 Uhr verweilte. Heute früh nahm Seine Mascstär der
Kaiser ein Bad. Um I I Uhr erschien der Ches drS Militär«
KabinetS, General - Lieutenant und General - Adjutant von
Albedhll, zum Vortrag, um 12 Uhr uotrrnahm Se. Majestäl
eine Spazierfahrt.

Seinr Karserliche und KSnigliche Hoheit der
Kronprinz traf gestern Vormittag von Potsdam hirr rin
und begab fich zunächst vom Bahnhofe auS vach der Central-

Turnanstalt. wo Höchstderselbe länger« Zeit fich aushiclt.
Bon dort auS fuhr Se. Kaiferl. und Königl. Hoheit der
Kronprinz dann nach der JubiläumS-Kunst-AuSstellung und
vrrweiltc dvrt ebensavs einige Zeit. — Um 2 Uhr Nach-
mittagS wohnte der Kronprinz dcr Trauerfeier am Sarge
des kürzlich hier verstorbrnen GouverneurS von Berlin,
GeneralS der Kavallerie Freihcrrn von Willisen, in der
evangeliscben Kapelle deS hiefigen JnvalidendauseS bei und
kehrte nach dem Schluß drrselben wieder nach PotSdam bez.
dem Neuen PalaiS zurück. — Heutc Vormittag traf Höchst-
derselbe. von PotSdam kommend, hicr ein, verließ bei
Wärterbud« 4 die Badn und bcgab fich von dort auS zu
Wagrn nach dcm Mtliiär - Bahnbos bei der Kaserne deS
Eisenbahn-RegimenlS, um fich mittelS ExtrazugeS nach dem
Schießplatz bei KuncrSdorf zu begebcn. Von dort kehrte
Höchstderselbe am Nachmittage auf demselben Wege wieder
nach dem Neuen Palaiö bei PotSdam zurück. — Bm Sonn-
tag Abrnd wird fich Se. Kaiscrl. u. KöNigl. Hobeit der Kron-
prinz. begleitet von seinen beiden persönlichen Adjutanten.
von hier nach Hcidelberg begeben.

Jhre Kaiserliche Hoheit die Pcinzessin Wil-
helm von Baden bat beuie srüb mit ibren Kindern und
ibrcm Gefolge Berlin wieter verlaffen, um stch zu mrhr-
wöchigem Besuche nack Peters ur» zu degcben.

— Der Prinz Carl zu Hohenlode-Langcnburg
und dcr Graf und Gräfin Cbotck-Hohcnlvhe, welcke<
kürzlich auS Böhmcn bier eintrofcn, habcn stch von Berlin
zunächst nach Amsterdam begeben.

— Dcr Kaiserlich russijche Wirkliche StaatSralh Baron
von Hoiningen-Hncne hat stch von hicr nach Heidel-
berg drgiben.

— Sc. Majestät der Kaiser hat, wie wir der „N. Pr.
Ztg." entnchmen, der Wittwe dcS verstorbenen GouvcrneurS
von Berlin. GeneralS v. Williscn, daS nachfolgende BeileidS-
Telegramm, datirt Bad Gastein, den 27. Juli, zuzehen laffen:

„Die Nachricht deS AblcdenS Jhres von Mir so hoch
geschätzten GcmahlS, drS GouverneurS Meiner Restdenz,
ist Mir beutc zugegangen. Es geht mit ibm ein rnhm-
reicher Gcncral in Krieg und Frieden zu Grabc, deffen
Name in der Geschichte glänzt. Wenn der Tod seinem
lanzen Leidrn «in Ende gemacht hai, so ist Jvre gerechte
Traucr nur zu nalürlich. Durch daS Bewußtsein Jhrer
treuen Pflege, und dirsclbe bis znm letzten Augenblicke
gethan zu haben, wird drr Himmel Ihnen Lohn und Trost
gewädren, wi« Alles. waS Gott über unS verhängt. Mit
innigster und wärmfier Theilnahme, gnädize Frau, Jhr
mitsühlender

König Wilhelm."

— Der „ReichSanzeiger" vcröfscntlicht FolgendcS: Se.
Majestät der Köni« haben in AuSführung deS tz 1 drr
Berordnung vom 2 . Juni 188«:, betrefsend rie Kommisston
für deutsche Anstedelungen in den Provinz n Wcstprcußen
und Posen, Allcrgnädigst geruht: 1) den Oder-Lrästdenten
Grafen von Zeblie-Trützschlcr zu Posen zum Prästdenten.
2) den Ober-Prästdsntrn von Ernsthausen zu Danzig zum
StellvertreterdrSPräfidcntcn. S)denGencraI-KommiIstonSprS-
fidenkcn Beutner zu Bromberg, 4) den General-LandschaflS-
direktor Staudy zu Pssen, 5) den RittergutSbefitzcr Kenne-
mann auf Klenka, KreiS Pleschen, 6) dra RittergulSbcsttzer
Müller auf Gurlchno KreiS Fraustadt, 7) den Ge eral-
LandschastSdirektor von Körber-Körberode zn Graudenz,
8) den RitlergutSbefitzer Wrhle auf Bulgowo, KreiS Fla-
tow, S) den RitlergutSbcst'er von KrieS auf SmarSzewo.
KreiS Marienwerdcr. — rul 3 biS 9 auf 3 Jahre zu Mit-
g iedern — der AnstedelungS-Kommtsfion für Westpreußen
und Posen ru Posen zu ern>rnncn.

— Anläßlich deS dieSjährigen AustrennS der Cbolera
an dem Küstensaumc deS Adriatischen MeereS kann man
wiederholl die Erfahrung m(achen. mit yelchen Schwierig-
keiten die Durchsührung gesunipheitSbcbördLcher Anordnungon
in B-völkerungSkreisen zu käm'.vsen baD dte auS Mangel an
Einstcht und Ueberlegung den WWW^eigenen Bcsten ge-
troffencn Vorkekrungen eine mißtrauffche, adlehnende Hal-
tung enkgcgcnstellcn. So wird auS San Giuscppe in Jstricn
gemeld-t, daß stch die Bevölkernng allen ärztlichen Maß-
nahmen widersctzte. Die Angehörigen der Erlranlten wri-
gerten stck, diescn die vorgeschriehenen Arzncien zu vcrab-
fvlgen. Einer dcr Bauern gab einem Kätzchcn daS Daustauum
ein, und alS das Thier unier allen Symptomen einer Ver-
-ifiung starb, hietien es bie Bauern sür crwiesen, daß dic
Aerzle gckommen leien, um die Kranken zu vergiften. S"
stürmten das GasthauS, in welLem fich die SamtätSkom-
misston befand. und woll'en Rache an den Mördern neh-
men. Der leitcnde Arzt nabm nun selbst Dsuckauum ein,
um die Bauern von ihrem Jrrthum zu ü erzeugcn. Alle
Bemühungen, dieselben anfzuktärcn, waren vergeblich und
die Gendarmerie mußte eingrcifen. um daS Leben der
Aerzte zu schützen. AlS biese daS GaphauS untcr ESkorte
verlteßen. wurden stc mit Pfiffen und Stcinwüisen em-
pfangen. Wenn unter sotckcn, daS Werk gesundhei'S-
behördlichen UederwackenS und EinschrcitenS im höchsten
Maße erschwerenden Umtländen dre SeuLe gleichwohl keinr
größerc AuSbrcitun« gewinnt. !o darf darin wohl der zuver-
läsfigste BeweiS sür ihrc verhältnißmäßige Gutartigkeit «r-
blickl werdrn — waS zur Beruhigung ängstlicher Gemüther
konstatirt sein möge.

Stratzb«rg i. E., 26. Juli. Die amtliche Zeitung meldet
in ihrer heuligen Nummer, daß der BezirkSpräfibcnt deS
Unter-Elsaß, Herr Back, dmch Kaiserlichen Eclaß vom
21. Juli einstweilig in den Rnhrstand versetzt und daß der-
selbt durch Erlaß vom 23. Juli zum Bürgermeister von
Straßdurg ernannt wordcn ist. Die Zur-DiSpostlionS-
stellung deS BezirkSprästcenten war schon nolhwendig, wcnn
derselbe die aof ihn gefallcne Wahl in dcn Gemeinderath
überhaupt annehmen woll'e, da nack Art. 10 des t^rmeinde-
geletzeS von 1855 das Amt eine- GemeindcrathS-MitgtiedkS
mit dem cineS Präsekten (BezirkSprästdenten) unvereindrr
ift; edenso übkigcnS mit dem eineS jm Amle befindtichcn
Gcistlichen, eineS aktivrn MililärS, PolizeikommtffarS. Schutz-
manns rc. Die Wahl in den Gemcinderaih ist aber die
Vorbedingung für Lie Srnennung zum Bürgermeister, denn
nach Art. 1 deS GcsetzeS vom 22 Juli 1870, cineS der letzten
dcs zmeilcn KaiscrreichS, müffen bie vom Kaiser oder vom
Präfckten ernannten BÜrgermeister dem Gemcinderathe ent-
nommen werden. DaS Gesetz von 1855 kannte diese Be-
schränkung noch nicht. Seit Einführung ber Stanhaller-

schast gcbört aber di« Ernennvn» dcr Bürgermeistcr in
größeren Gemeinden zu den landesherrlichrn Befugniffen,
welche dcm Statthalter übcrtraaen flnd; die Ernennung der
Bürgermeister der kleineren Orte fteht bem BezirkSpräst-
denten zu. Der landeSbcrrliche Erlaß. welcher dic Er«
nennung dcS Herrn Back zum Bürgermeistcr von Straß-
burg verkündet, ist also vom Statthalter vollzogcn. Bald
schon dürfte dcr Zusammentritt d«S Gemeindcraths erfolgen,
vnd die Hoffnung scheint durchauS begrüadet, daß die Ver-
bandlungen rubig und sachlich geführt werden. Ueber die
Neubestzuna deS zur Zeit «rledigten PostenS dcS hiestgen
BezirkSpräfibenten werden die vrrschiedensten Kombinationcn
lau>; die eine geht dahin, daß der Brzirkspräfldent von
Lothringen. Frhr. v. Hammerstein, nach Straßburg kommen,
der BezirkSprSstdent deS Ober-Elsaß. Herr Timme. nach
Metz, und der biSkerige Bürgermeisterei-Verwalter von
Straßburg. Ober-RegierungSrath Stempel, cls Bezirks-
präsident dcS Ober-Ellaß nach Colmar geheu würbe. —
Auch in Metz ist die Bürgerweistcrei biSber komunffarffch
verwaltet wcrden; da der Jnhaber dieseS PostenS, Herr
Halm, ebenfalls in den Gemeindcrath gcwählt worden ist,
io dürste auck Metz nunmchr eincn regnlärsn Bürgermeister
erbalten. Ferncr stebt zu erwarten, daß die alideuischs Ma-
jorilät deS Metzer GemeinderatbS auch ein altdeuischeS Mff-
glied in den LandeS-AuSschuß s-nde>: — es wäre dieS der
crsic Fall iu> ReichSlande. denn cie LandeSvertreiung war
biSber dcn Eingewandertcn string verschloffen.

München, 26. Juli. Die Urne. in welcher das Herz
dcS vcrstorbenen Königs Ludwig H. fortan verwahrt wcr-
den loll, isl nunmehr in der KunstwerkstLlte mffereS weit«
berühmten StlberschmiedS Wvllenweber fertiggestcllt. Bm
14. Augvst wird daS kosibare Gefätz mit scinem Jnhalte
von eincr Kommisston, die anS StaatS- und Hosdeamten
und geistlichem Geleit gedildet wird. mit Sonderzuz nach
Neuötting und vvn dort in feierlichem Zuge nach der uralten
Guadcnkapelle in Altötting, dem berühmkesten und besuchtesten
WallfahrtSorte BayernS, gebracht, wo scit Iahrkundcrten die
Herzen der verstorbrnen Regenten BayrrnS aufbewahrt wer-
den. — Nachdem nunm-hr die kostbaren Fahrzeuge, welche
König Ludwig auf leinen Bergscklöffern benutzte, insge-
sammt hierhergebrackt und in der Königlichen Wagcnburg
am Marstallplatze. unmittelbar hinier der Restdenz, ver-
wahrt stnd. ist diefe leltene Sammlung seden Nachmiltaz
von 2—4 Ubr dem allgemeinen Besuche aeöffnct.

München 26. Juli. Stzor mehreren Tagen brackte die
„Germania" ein:n Artikel, wrlcher von rcligiöi'en Bedürf-
niffcn vnd Anwandlungen deS KönigS Ludwi« II in seinen
letzten Tagcn zu berichten wußte und mit ven Worten sckloß:
«UnS will nack lolcken Nachrichtcn immer mibr fckeir.en.
cS sei ein großer Leichtstnn gcwescn, daß nickt wenigstens
dcr Bersuch gemackt wurdc. durch reliziösen Zaspruch auf
den irrstnnigcn König einzuwirkcn." — Daß ncben dem
Verkehrten vom Standpunkt d«S JrrenarzteS auch eine Her-
unterwürdigung deS katholischen Priesieridums in dcn Be-
mcrkungcn der „Germania" lirge, hebt die kterikale „Donau-
Zeitung" hcrvor» indem ste schreibt: „Wir wollcn auS Takt-
gekübl bcregie Mitthcilunaen der „Germania" hier nicht
auffübren. Wozu auch? Nur daS sei gesagt, di« Eucharistic,
die virA» iwwseuluta sollte doch a!S HtlfSmittel für Partci-
zwecke in einem leitenden kaiholischen Organ nicht gebraucht
werdcn. und ich schweige lieber zu solchem Beginnen." —
Die „Germania" vertheidigt flÄ gegrn solche Borwürs« u. a.
mit solgenden Worten: „Jn dicsem Aitikel ist von Poliiik
und Parteizwecken keine Rede. Dcr Arlikel hatte seine
Spitze gegen die irrenärztlich« Behandlung, die selbstver-
ständlich daS Kabinrt Lutz doch nicht dirigiren konnt,'. Wrnn
die „Donau-Ztg." etwaS andereS bebaupiet, so cnlstellt ste.
Wir weisen eS deShalb auch r nd und nett zurück, wcnn
wir die h. Euckaristie und die virKv iwwaoulata zu Partei-
zwccken mißbraucht habcn sollten. DaS ist cine Verleum-
dung seitenS der „Donau-Ztg." .... DaS Matenal zu
dem Artikel ist unS auS der dirckien Nähe Jhrer Majesiät
der Kömgin-Mntter von Baycrn zugeaonzen mit dem Er-
suchrn, es geeignct zu publizircn. Um zu bcruhigen (!).
haben wir eS mitgeihefft, oline s den Hintergedankrn. a!S
kcn. zu zeigen, daß dic tr'.eliärzttiche Behandlung dcS Königs
in dieler Sacke einen Fehler gemackt." DaS Mcikwürdigste
in diesec Arußerung ist jedrnfalls die Busd-ck.ing d-r Qu-Ue,
auS welcher die „Germ-inia' ihre Mit.hillungen geschörfl hat.

Stuttgart. 28. Juli. llr. Geßler, von 1870 dis 1885
KllliuSminister, ist gestern in Urach gestorben.

KarlSruVe, 26. Jult. Auf Schtoß Mainau empfangeu
unserc grotzherzoglichcn Herrschaften Besuche der zab'-
reiche» am Bodenler und deffcn Nahr wrilrnben Fürstlich-
kci'.en. Der könig von Württemderg, Fürst und Fürstw
von Hohenzollern. Prinzessin Katharina von Württemberg,
die Landgräfia Anna von Hcffen unb die Prinzelstn Luffe
von Preußen, Prinzesstu Therese von Bayrrn. reuerdingS
auch die verwiltwete Herzogin von Genua verweiltcn zum
Besuch auf der schönen Jnsel. — Der Gcoßherzog hat am
letzten Sonntag dem Festc deS Kriegerbundcs zu Säckmgen
beigewobni. Jn der nä-dsten Tagen sieht man der Rückkehr
der giotzherzogtichen Herrfchasirn entgegen. welLe währcnd
deS Heidelbe-ger FestcS mii ihren sämmtlichen Gasten ab-
weLlelnd hier unv in dem Palast zu tzeidclberg wohnen
werden. Der Großhcrzog wirb stch in seiner Eigcnschalt a!S
Reotor waxuiüoeutissimus an allen amtlichrn Festakteu bc-
theiliqen, die sremben Abordnunzen in der Aula begrüßen,
die Tnnksprüche auf Kaiser unv Reich bei dem Festmahl im
Museum wie bei dem ollgemeinen Comwers in der Fest-
balle auSbringen. — Kürzlich bereiste ber Kronprinz von
Ilalicn auch un'er Land. Seinem Wunscke. nirgendS
amttich empfangcn und begrüßt zu werdcn, wurbe allent«
halben nackgekommcn.

Heidclberg, 28. Juli. Nack amllichen Erhebungen ist
in Folge eittschicdnier Maßnahmen die G-sahr eincr wri-
teren Verbreiiun» der Rotzkrankheit nunmehr beseitigt
und der Festzug kann dcShakb alS gestchcrt gcttni.

Bad Ggstein. 29. Juli. Zur gcstrigcn Hoftafel waren
noch der srühcre daunoversche StaalSminister Baron von
Malortir und Obcrst Sch roetter geladcn Halb 9 Uyr
AbenbS fubr Ver Kaiser in dic Villa Lehndorff, wo-
seldst eine Soiree mit Theatervcrstellung slattfmd. Unter
Leitung bcS DirektorS von Strany wurde MoserS „Ein
modernrr Banbii" bargcstell!. D-r Kaiser war ür der besien

Die sünste Säcularseier der Heidelberger
RuPerto-Carolina.

Heidelberg, 27. Juli.

ES giit ze.tig zu dcginnen, wenn Jhre Leser auS Be-
rickten. die in knappen Zügen gegeben werden müffen, dcn
vollen Eindruck der Heidelberger nnvcrgleichlichcn Jubel-
sestfeier empfangen sollen. WaS noch vor wenigen Wochen
Plan und Entwurf war, daS gewinnt in diesen Tagen mehr
und mehr greifbare Gestalk. Die verhältnißmäßlg kleine,
so ungewein malerisch in baS reizende Neckarihal hineinge-
sügte Stadl ist für ein soichcS Schauspiel ganz außerordent-
Uch geeignet. Es gehört schon jetzt nur wenig Aufwand
von Phantaste dazu, um stch daS ganzr Btld, welcheS in
giücklicher Werdeiust fich gestaltet, vollenbet zu denken. Und
wie uimmt Jeder daran Lhetl. finnend, schaffend, helsend!
Tausend flerß'ge Hände regen,

Helfen stch in munterm Bnnd
Und in feurigem Bewegcn
Werben alle Kräfte kunv.

AUeS deutet daraus hin, daß «s ein echt deutscheS Fest
werden wird. dem deutschen Votkc und der deutschen Wiffrn-
schaft zu Ehren, «elche hier ihre frühefte Pflanzstätte in
der heute noch lebenSvollen Form der univ«rsit»s littsrsrow
gefundcn hat, nächft Prag, daS wundcrbarer Weise auch
dculsch war und deutsch dlicb bis aus drn heutigen Tag.
Zweimat ging die blühende Herrlichkeit Hridclbergs unter.
und jedeS Mat hatle wälsche Tückc die Hand dabei im
Spielc. Zuerst alS ber prachtliebende Kurfürfi Friedrich V.
von der Pfalz »um unglücklichen böhmischen Winkcrkönig
geworden war, um dald darauf landflüchtig Deutschland den
Rücken zu kehren Vergebkich mühtr stch sein Sohn und
Nachfolger. die Ordnung im Landc und den Glanz deS
Musenfltzes wieder herzustellen. Jn den Schreckcn dcs vcn
Ludwig XIV. mit Lift und Gewalt heraufbeschworenrn
KriegeS wurde Heidelverg 1689 vollständig zerstört. Ach. eS
ging bem Deutschen Reiche in jener Zeii noch viel mehr
verloren, waS wtr samml seilier Herriichkeit erst vor sünf-
zrbn Iahren wieder errungen haben. WaS fich in Heidrl-
berg von alademischem Wesen wicderfand und doffnnngSvoll
gestalteie, oaS gmg in ven Slürmcn der RevolulionSkrtege
am Ende des .8. JahrhundcrlS völlig zu Grunde. Aver
der reuiscke Getst ist von zäher Art. AlS vte recktS-
rheinisLc Pfalz an Baden lam, da war de» neuen lrefs-
Uchen HerrscherS Carl Frtedrich erster Gedanke, die

Wiederaufrichiung der Univerfltäk. und er führle ihn krast-
voll turch. Er jst der Neubegründer gewordcn, darum der
Doppetname Ruperto-Car olina.

In bunlen, lebenSvollen Bildcrn wird dcr Fesizug am
Freilag den 6. August die wechselvolle Geschichle zur an-
fchaulichen Darstellung bringen, freilich nur im schnell
vorüberziehenden Bilde. Eine dleidende Erinnerung ader
wird für alle Zeiten daS von Prof-ffor Fcrdinad Keller
in KarlSruhe füc die Aula der U.iiverst ät gemalte Bffd,
„der Einzug der Wissenschasten in Heidelberg",
sein. Da« Gemälde dcS derühmten MeitlerS ist 4 Mcler
kang und fast rbenso hoch, oden halbkreiSsörmig abgc-
schlvffen. Jn den badurL enlstehendcn beiden Eckzwickeln
stnd Genien angedracht. Jn dcr Mitle deS BildeS lhroot
Pfalzgraf Ruvrecht, der Begründcr drr Heibelberger
rrlm» w»t«r. Bor ihm entwickell stck der die hchre Gestalt
ber Minerva begleitende Zug dcr Wifsenschaft. Voran zjehl
eine Schaar fröhlichcr Studcnten in mittelattirlicher Tcackt
mit eincr die Farbcn deS ncuen Dcutscken Reichcs tragen-
dcn Fahne Dann kommt der von zwei seurigen FUben
gczogene Wagen, auf dem PallaS Athene tn hodeitsvolier
Sckönheil sttzi. Es folgen ihr die Gönner nnd Lebrer der
Univcrsität auS frühercn Zeffen : Melanchlhon, der pravooptor
Ksrmanias MarstiruS v. Inghan. der erste Rektor Biickcf
Dalberg, Sebastian Münsler, Pufenborf, Agr cola, Schloffcr,
Hottmger, die Minister von Reitzrnstein und Zentner u. A.,
jeder in dcr Trackt sciner Zeit. RechlS in der Höhe über
dem Zuge schaul daS großarligstc Denkmal cdelsten deutscken
FürftenfinneS sowohl, wie fränkischen VandaliSmuS in daS
Bild herrin, die Heidelbrrgcr Schloßruinc. LmkS im Vor-
dergrunde zeigt stch die Eale, dee die PallaS begleilende
Vogel. rechtS idm gegenüdrr «in flch himmelan sckwingen-
der Adlcr. In der Mitte aber vcrkörpert ein lieblichcr
Knabe, dem Besckauer ein GlaS hcllcn WcinS schalkhast
entgegenhattend, deo Neckar. Jn satien Farben, doch vor-
nedm gebalten unv mu vollenceter Kunst gemalt, wird
dieses Bitd den würdigstcn Sckmuck der Universt ät in der
Zukunft bilden.

Auf dem Exercierplatz am Ncckarufer erhcbt stch die
Festhalle. ein mäcktiger Bau, in deffen verschiidenen
Theitcn nickt nur die großen vsfiziellen F-stakte, scndern
auch zahlreiche belonderc Veranstallungen und »elellige Za.
sammenlünfle stattfinden werden. Der ganze Raum soll
glcichzeitig überH5000 Prrsonen so beqaem aufnehmen, daß
dir Sache drn Cbaraktrr der Gemüthlichkrit bewahrt, waS

in d-es-r JadrcSzcit geanß nicht l-icht >st. Der äußere
Schmuck tcr Festhalle ist scbr wirkan.Svoll obwohl cr stch
im Wcslnttichku auf daS Havptportal nnd die beiden das-
selbe stalikirmden Thürmc beschränkt. In stotnm. schwung-
haslem Slyt gihatten, mackt di-je FayaLe cmen imposanten
Eindruck. Em breiier bronzensc Fries zrigt iu der Mitle
emen stlbernen Schüd mit dem Kopfe der PallaS Athene,
recktS uuv links die beiden MedaiUonkSpfe dcr Karsttrsten
Rnprecht und Carl Friedrich. Die Thürme trazcn kaS
Heidelberger Wappen, sowie die lrbenSgroßen Grstatten drs
GroßherzogS unv der Gccßherzogin. Tannenrcisig und
Blumrn wrrden den Sckmuck noch erböhen und voüendcn.
Jm Jnnrrn stekt eS noch zicmttch ckaotijch auS, aber das
ChaoS beginnt stch zu Ilchtcn.

UedrigenS bemerkt man in dcr Sladt ein regeS Be-
mühen, das Aeußere der Häufer mjl neuem Anffrich und
aUerlei Feffsckmuck zu versehen. Der „Gemeiniiützigr Ber-
cin" hat an sämmttickc Schulvorstäade dic Fho zeitgemäße
Borstellung gerlchiet, die Sckulkmder zu vermahnen für
die nächffe Zeit zu untcrlaffen, was unnüse Hände sonst
wvhi zu tdun pstegcn._ _

BnuLkS Aflerler.

— Die Zahl der souveränen, ihattächiich 10.1 Besttz ihieS
TbronrS befindlichen christlichen HerrscherhäuserEuropaS
ift, nach der vou I. Ketller, Tireklor drS Gcographffchen
Iiiffttuis in Wcimar. in der Wiener „Demjck-n Z itung"
aufgcffellten „Thronfolger-Statiffik", zur Zeil 38. darunter
22 dem Deulscken Reiche anaehörig«, 16 auf den Nest des
ErdtheilS cnlüllende. Bsrelricht man diese Summen mit
der Einwohnerzahi unscreS ErdchcÜS. so findct man (von
der Türkei mit Butgarien und SamoS, scwie von den Re>
pubiiken Frankreick, Sckweiz, Andorra, San Marino,
Hambnrg. Bremcn und Lübeck absehend) im monarchi-cheu
Earopa sc ein rcgierendes FürstenhauS aus etwi 7'/- Mil-
Iionen Einwohner; speziell im Dentschen Reich krifit em
sotckeS durchschnitilicb bercitS auf etwas über 2 Millicn-n
seeten, im übrigen monarckischen Europa aus nichr i-anz
15 Millionrn. Sehr groß freitich find die Sckwankungen,
dknen dicse DurchschnitlSjahlen im emzetneii Falle nnier
üegen; denn wädrend im europäischen ffkiitzlanb üder
85 Millionen M-nschcn fiÄ mit ciiirm Hcrrscheihaus« ! e-
gnügen, reichen im Fücstcnthume LieLlenftein 9124 Seilen
din, um «in Bolk mit eigenem regierenven Hause zu biiden.
Unler biesrn regierendrn Fürstengeschlechtern EuropaS stnd

Laune, unterhielt stck sehr gut und sprach sowohl den Dar-
steilern alS dem regieführenden Dirckror von Strans
seine Zufricdenhcit aus. Um halb 1l Uhr kehrte Aller-
höchstderselbe in s-ine Appartements zurück. Hrute nahm
dcr Kaiscr daS ackte Bad.

Dic Kaiserin von Oestrrreich wird nach neueren
DiSpofitionen bereitS übcrmorgcn hicr eintreffen und in der
Billa Meran Wohnung nehmen.

Pari». 26. Juli. (Fv. C.) Der Marineminisicr
hat eine Depesche auS Cochinchina erhaltcn, in weicher
gemcldet wird, daß die Lage in Kambodscka cine W-n-
dung zum Bessern zu nehmen scheine. Der neue dcr-
iige General-Refident btt dem König Norodom -m-n
Tdei! dcr Machibefugniffe. die ihm durck den von Tb°m-
son abgcschlcffrncn Bertrag cntzcgrn worden waren, zurück-
gegcben und dabuich den Aufffanv der Kamwdschcsen eintt
gecmaßen de!chwich!igt.

PariS. 27. Juti. Dcr Slreit zwiscben Boulanger
uud General Saussier scheiiff uoch -in Nachspiei gehabt
zii habrn. denn der erffere läßt heutr durch dje „Agence
Havaö" die ZeitungSnachricht, daß den höhern Offiziere»
der Garnison PariS mit Umgehung deS GouverneurS fortan
direkte Mitlheilungen vom KriegSminister zugehen würden.
für unrichtig erklären. ES scheint aber. daß ein ähnlicker
Befehl thatsächlich vorlag und daß d-rsclbe nur zurück-
gezogen wurde. weil General Saussier, alS er von dem
Vorgehen deS KriegSministerS Kenntniß erhielt. sofort fo!-
genden Tagesbefehl erließ: „ES kann fick ereignen. daß in
dringendcn Dicnfiangelegrnheiten vom KrtegSministerium
direkte Befehle an G-neräle und Oberstcn erlaffen werden.
Eintretend-ofalls baven Oifizi-r- oder Beamte. welche der-
artige Besehle erhalten, sofort dem Militärgouverneur vou
PariS davo» Mittheilung zu mackcn." ,

Der Herzog von Coimbra, Bruder dcs KöNig»
von Porlugal. ist heute in Paris eingetroffen.

G-stern find in Chairtisiy die Pferde und Jagdbunde des
HerzogS von Aumale öfientlich verffeigert worden.

Der DlvistonS-Kommandeur General Trcuille de
Beanlieu. welchcr die Herfiellung der -rst-n gezogenen
französischen Kanonen leitete, die in dcr SLlacki von Sot-
ferino cine so cntscheidende Rolle spielten, ist im ?1lter
von 77 Jahren gestorben. 1870 organifirte er die Artillerie
der Nozd-Armce untcr dem Oberbefehl deS GenrralS
Faidherbe.

PariS, 28. Iuli. Dcr Senator Bcrlet ist gestorben.
Albert Ernest Edmond Beriet. geborcn am 15. Ok-
tobcr !837 in Nancy, wicmeie fich der JuriSprudenz und
spielle crst, nackdem er am 8 Februar 1871 als Vertreter
füc la Meurthr in die Nationalversammlung gesandt worden
war, -ine politische Nolle von allgemeinerer Bedeutung. Er
schloß stch der republikanischen Linkcn an, stimmte gegen d>e
FiiekenSpräliminarien und trat cntschieden sür die republd-
kanffcke StaalSform ein. Dieselbe Polilik defolgte er nock
1876 alS Abgc.rdneter für Nancy vnd -r war ciner der
363 Depuürtm. wrlche dcm Ministcrium Brogkie cinen Ver-
trauenSouSspruch verweigerten.

JtaUen.

Rom 28. Juli. Ji, ben lctzten 24 Stundeu kamen >n
den Pcovinzen Ferrara. Lecce und Bari 6S Cbolcra-
erkrankungcn und 24 CholeratvdeSfäkle vor.

Lonvon, 28. Juli. Jn einer Vcrsammlung der
Führer ber Liberalen bei Lord Granvillc wnrvc
deschüffen, zunächst die Thronrede abzuwartcn, bcvor uian
cine Entschließung darüber faffc, welche Hallnng die Ovv?'
sttion in dcr nächsten Selston einnehmen werde. Falls vie
Tbronrede k-inen HinweiS auf die uff'che Frage enlhaUe"
solltt', sücde die Okposttion eine DiStulston dicrüber v"'
antafien, aber nichl auf einem Votum des UnterhauseS uber
die irländische Frage bestehen. Die überalr Partei würoe
die Kreditvorlage unterstützen. ^

LonVon, 28. Juü. Lvrd JddiSleigh ist zumMm'st^
deS AuSwärügcu, dcr MaiquiS von Londonderry r" "
VicIönig von Jrland, HickS Beach zum StaaiSsek-elac
für Jrland und Lord Cburchill zum Schatzkanzler ernaNNt.

TÄrker.

Konstnntinopcl, 28 Juü. Der russiscke Botschafter
v. Nctidow üvcrreichte dem Sultan bei der Audienz aM
26 Juli ein Handschreiben des KaiserS Alex inder, worin
-derletde freundschafliichcn Gesinnungen AuSvruck giett und
die Hoffnung auf daS ferncre Bestehen frcundschaftücher
gcgenseitiger Beziehungen auSspricht.

Akrika.

Durban 26. Juli. (il. C.) Die Boranschläge der
Regierung von Natal sür daö näcbste Jahr wcisen ein
Defizit von 66,000 Pfund Sterling auf. Der Pmu-
daS Defifit durch neue Sleuern auSmiIeichen, bat bereffg
allzemeine Berurtheiiung hervorgerufen. und die I°ee
cmer Konsolidirung von Anleihen sindet Billigung. — T>er
Tranövaal'sche Bolköraad hat eincn Sckutzz°).^
tarif angcnommen. — Die Zululand-Vuren veguu-
stlgen «in« Bereinigung mit Natal unter einer veram-
wvrtlichen Regierung. ^

Königsberger Nachrtchter,.

KSniaSberg. den 30. Iuli >886.
WttterungS-AuSfichte» für Sonuabend. 31. Iul'

(Privou-Prognosr v« „Ostvrrvß. Z>s ' Nawtruck vvirm
kui Mrsrtz VSW !l. Jmtt l 870.1

WarmeS, voiwicgend heitereS Wettcr bci mäßigkm
Winde und Gcwitterneignng.

fPersoual-Cdronik.) Die GerichiS-Äffeffokrn
Reisier in Rredlau und Beyer in Waldeukurg fi>'°
AmtSricktern bei dem Amtggericht in Neidcnburg ernaüN '
Der Gsrichts-Äff-ffor Buka ijt zum AinlSrrchttr lei ^
AmtSgericht in Hobenstein ernarnff. Der GeiichiS-Affeff
Meybam in LanrSderg a. W- ist zum BmtSrichler bci °' .
Amtsgerickt in Orteteburg ernaniff. Der Rechtskand>°'
FraaS ist zum Rcferendarins ernannt worden.
FräuleinS Iuüs Holland, Hrlrne Kretl, unv
Werner, samuitlich evangelischrr Konsejsion, ist stetS
rufiich oic Ertaubniß zur Annahme von Sttllrn alS H^'I

zur Zeit nichl weniger a!S zwölf, deren FaiuiüenhaUpk

keinen Sohn besttzk, wo also dte Throusolge iu di'csktei>"r
gerader Lmie augeublicküch unlcrbrochen erscheiitt. Das
dec Fall in Baycrn. Belzien, Liechtenstein, Lipye,
lande (unv Luxemburg). Rumänicn, Sacklen, Sacki«"'
Altenburg, Sacksen-Codurg unb Gotha, britcn Sckwarr-
burg, sowie in Würitemverg. DaS KönigSdauS der Nieder'
lande (allo die jüngere over ottoniscke Linie deS Hau>.
Naffm) hat außer dim könige gar tcine mänriüchen M"'
giiever mehr; cdenso febten solcke bis jctzt. vom KöntS»
jelbst abgeseben, in dem neugestifteten rumänilchen Könige'
hause. Regentenhäuscr mit zrhn oder mekr männlicki"
Mitgliedcrn, (außer dem Haupt deS HauseS) giedl eS 1°,
nämück: Lippe mik den erdherrlichen Linien 34 Mitgüeder
(ohne letzierc I); Oesterreich mil dem HabSbuigsichen Hausc
ToScana 32 (ohne letztcreS 19); Rußland 24; Bayern 2N
Reutz, beide Hauptünieu, mil der Lmie Schleiz-Köftritz l»
(ohne die litztere 2); Liechtenstein 18: Preußrn, mil der
sürjtlichen Linie Hoycnzoüeni 18 (ohne lctztece 13); Eng'
land, mit Cumberland 12 (ohne letzkeres 9); HesseN, m't
dem Kurbause 12 (ohne lrtztercS 4); Mecklrndurg, beide
Häuscr 1l (Ichwerin 7, Streütz 4); W-ttdeck, mit der graf-
lichen Linie il (ohnc letztere 4); Staumburg.Lippe tO unv
Scanien 10 Mitgürder. Regeittenhäuscr mit weniger
männiichen Miigürvern stnb 22 vorhandcn; nänittch sackjeu-
Coburg mit 9 Mitgliedern; Jtalirn und Wücncmb-rg mtt
j- 8; Oldenburg und Sachsen-Weimar mii j: 7; Poriuzal
mit 6; Baden. Dänemark, Sachsen und Schweden mit
sc 5; Änhatt und Griecheniand mtl se 4; Belgien, Sachsen-
Bltcnburg und Sachsen-Meiningen mit je 3; Monaco u«d
Montenegro mit je 2; Sckwarzburg - Rudolstadt. Sckwarv
burgoAonderSdausen und Serdien mii sr l; NreLerlaNve
und Rllmänien mff se 0 Mffgliederii. — Dte Zusummen-
stcllurig gi-dt als Gesammtiahl der Prinzen diel-r regieren-
den Häuser 323, also 8 biS 9 aus jevcS FürstenhauS D>e
curopäischcn Kaiserhäujer gehbren zir den prinzenreichften
aller, sclbst wenn man di- Prinzen der Veitenüuien ToS-
cana >md HohenzoUern-Sigmaringen nickt mffzählen wollte;
ein Erlölcken im ManneSstamme ist nach menlcklichcm Er<
weffen also gerade bci dcu Htrrscherf.rmUien bcr sühren-
den Monarchien deS Conttnenis oorläufig am w?U!g!ien zu
besürchten. Äuck daS sckwcr gepiüste HauS WittelSbach zähtt
zn diesen „fichersten" der Fürstcngeschlechtcr unsereS Er°-
lhsilS. England, Spanien und Jtalien weisen in dieser
Hinficht rbenfalls günstige Verhältmffe anf.
 
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