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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Ostpreußische Zeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17452#0013

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Jn Spanirn ist die schon seit eini-er Zeit iin Anznze
-ewesene MinistrrkrisiS arn verfloffenrn Sonnabende
zum AuSbruch gekommen, indem der Minister Camacho
seine Entlaffung eingerriLt hat. Noch vor wenigen Tagen,
alS Sagafla auS San Jldesonso wit dem von der Re-
grntin unterzeichneten anglo-spanischen HandelSvertrage in
drr Tasche zurLSkaM, schilderte die ministerielle „Correspon-
dencia" die Beziehungen zwischen dem Minister-Präfldenten
und dem Mnanzminifler alS vortrefflich. Mitilerweile aber
scheinen die Hinderniffe, auf welche Cawacho mit seinem
Budget, deffen DiSkusflon in der kkammer bekanntlich auf
die Herbflsesflon verschoben wurde, gestoßen ist, ihre Wir-
kung gethan zu haben. Der KriegSminister nahm inSbeson-
dere Anfloß an dem Plane seineS ktollegen, die bisher un-
abhängige Berwaltung dcr speciellen MUitärkaffen, deren
FondS sich auf beinahe KO Millicnen Pisetas belaufen. unter
die Kontrole deS Finanzministeriums zu flellen, und die
Landgemeinden in deren Gebiet StaatSwaldungen gelegen
find, deren AuSnützvng nach altem Schlendrian den Ge-
meinden biSher so halb und halb überlaffen gewesen, er-
hoben flch voll Entrüflung gegen Senor Camacho. welcher
seine Abflchr der Veräußerung dieser Forste zu Gunsten
d«S StaatsschatzeS angekündigt hatte. Dazu kamen noch die
katalonischen Jnterrffrnten, welche flch durch den HandelS-
vertrag mit England geschädigt glaubten, und imriguirten
gegen den F'.'cianzministrr. welcher nun endlich, so vieler
Angriffe rr,üde geworden, den Platz räumte.

Zwischen den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika und Mrriko ist in Folge der Verhaftung eineS
ZeitungSrevakteurS Cutting durch/die Mexikaner. welche
ihn durchauS nicht freigeden wollrn. ein Strett ausge-
brochen, welchcr bei dem heftigen und kampflustigen Charakter
der beiden GrenzbevSlkerungen zu allerlei Zwischenfällen
führen kann, welche dir Rcgierungen schwer vermeiden
können. Die Spannung zwischen den beiden Nationen ist
rotz der verbefferten HandelSbeziehungen fortdauernd eine
gespannte, da die Mexikaner befürchten, die Amerikaner wer-
den wieder einmal das Vorhandeusein von inneren llnruhen
zu einer Aktion benutzen. Der StaalSsekretär Batzard hat
nunmehr dem Kongreß daS disher die Streilfrage bezügliche
Matcrial unterbrriiet.

DentsAeS Reich.

G verlt», S. Auguft. Seine Mafestät der Kaiser
Wilhelm stattttc. nach den auS Wildbad Gastein direkt
hierher gelangten Mittheilungen, gestern Mittag der Gräfin
Grünne einen Besuch ab. AlS dir Kaiserin von Oesterreich
«estern zum Diner im Badeschlvffe vorfuhr, ging ihr Seine
Majestät entgegen und «eleitetr ste zum EmpfangSsalon.
Bei der Tafel satz dic Kaiserin an dcr Spitze, zu ihrer
Rechten Se. Majestät der Kaiser. zu ibrer Änken Fürst
BiSmarck. Nach dem Diner fand Cercle statt. llm 5'/» Uhr
verließ die Kaisertn von Oesterreich das Badeschloß. von
Sr. Majestät dem Kaiser biS zur Terraffe geleitet. Balb
darauf verließen auL die anderen Gästc daS Badeschloß. —
Heute nahm Seine Majestät der Kaiser die Vorträgc deS
ChefS drS Militär - KabinetS, General - Lieutenant und
General - Adjutant von Albrdyll, und deS VertreterS deS
AuStvärtigen AmteS, Wirklichen Geheimen LegationSrathS
Kammerberrn v. Bülow. entgegen.

Seine Kaisrrliche und Königiich« Hoheit der
Kronprinz ist, wie auS Schlangenbad gemeldet wird,
heutc Mittag 12 llhr zum Besuch Jhrer Majrstät der
Kaisrrin und Königin hier eingetroffen und von den
Behörden, Schulen. Vereinen und den Badegästen uutrr
enihufiastischen Zurufen empfangen worden. — Scine Kaiser-
liche und Königlichc Hoheil der Kronvrinz nahm daS Diner
bei Jhrer Majestät der Kaiserin e«n, machte NachmittagS
einen Spaziergan« in den Anlagen, stattrte dem Prinzen
NicolauS von Naffau einen längeren Besuch ab und trat
um 4'/z Uhr über Frankfurt a. M. dir Rückreise nach
PotSdam an. Jhre Majestät dic Kaiserin gad Sr. K- und
K. Hoheit bis nach Eltville daS Gcleite und kehrte darauf
hierher zurück.

— Der Söniglich sächflscheLegationSrath v. Friesen ist
heute auS DrcSden hier emgetroffen und hat im Hotel Kaiser-
hof Wohnung gcnvmmen.

— Dem Vrrnehmen nach wird der König von Por-
tugal auf seiner Rundreise Ende dieseS MonatS auch in
Berlin eintreffen und u. B- auch der aroßen Hcrbstparade
deS Gardecvrps am 1. September auf dem Tcwpelhofer
Felde beiwohnen.

— Der Königlich schwedische LegationSsekretär Graf
Wrangel. welcher den LegatronSsekrelär bei dcr biestgen
schwedisch-norwegischen Gesandlschaft Gude, der bekannilich
während deS UrlaubS beS Gesandten BaronS von Bildt
wit ber Führung der Geschäfte der Gesandtschaft betraut
ist, biSher vertreten haite, tst jetzt nach Stockholm zurückge-
kehrt, La der LegationSsekretär Gude nach längcrer Ab-
wesrnheit wiedcr in Berlin eingetroffcn ist.

— Der LegationSsekrelär bei der deulschen Botschaft in
PetersburgGcaf Vitzthum von Eckstädt, welcher kürzlich
von seincn Befltzungen in Sachsen hier einlraf, hat Berlin
bereitS wieder verlaffcn unb fich auf seincn Posten nach
Petersburg zurückbcgcben.

— Der neue italienische BotschaftSattache bei der hieflgen
italienischen Botschaft Chev. Alcssandro Riva. welcher
von hier nach Jlalien zurückgekrhrt war, um seinc Gemahlin
von dort nach Berlin zu führen, ist mit derselbrn jctzt wiedrr
in Berlin eingetroffen, und hal eine Privatwohnung in der
Maklhäi-Kirchenstraße 12 bezogen.

— Nach Nachrichten, welche der „Krcuzzeitnng" zugegangen
find, wird Hcrr von GierS morgen seine Reise In da«
AuSland antreten.

Die sünste Säcularseier der Heidelberger
Rnperto-Carola.

Heidelberg, 4. August.

Einen der köstlichst-n Theile der großartigen Heidel-
berger JubiläumSseier bildete daS Schloßfest, welcheS
gestern Abend stattfand. Die ganze herrliche Ruine, neben
der Alhambra. die schönste dcr Wcll, war in ein Licbtmeer
getaucht. Seit Wochen war daran gearbeitet worden, die
schönen Linien der Architektur mit GaSflämmchen zu um>
ziehrn, mächtige Bogen von GaSlichtern über die freien
Räume zu schlagen und eine Menge elektrischc Lampen an-
zubringen. Jn feurigen Linien strahlten nun allc Conturen,
namentlich der Otto HeinrichSbau gewährte einen zauber-
hasten Bnblick Viele Tausende geladener Gäste dursten fick
des flnnderückenden EindruckS erfreuen. Jm BrandhauS
stiegen dic höchsten Herrschaflen ab. Daffclbe. sonst ein
kellerartiger Raum. war in einen Saal von wunderbarer
Pracht umgewandelt worden. Dunkle» Holzwerk bekleivete
die Decke, die Wänbe prächtige GobelinS. die Pfeiler Waffen-
trophäen. DaS Ganze strahlle im elektrischen Licht. Hierher
wurden cine großc Anzahl Damen und Herrcn befohlen, um
dcn ltebenSwürdigen erlauchten Gastgebern vorgeftellt zu
werden. Namentlich wurden die Vertreter der Studenten-
fchaft von dem Kronprinzen, dem Großhcrzog und der
Frau Großherzogin in längere Unterhaltung gezogen. Der
wieder hergestellte Springbrunnen im Schloßhofe sandte auS
grüner Umrahmung eincn hohcn weißen Strabl empor.
Daneben spielte cine Mustkkapelle lustige Weisen auf. Jeder
rrgend dazu geeignetc Raum war mit Tischen und Bänken
besetzt und bald von freudig erregten Menschen gefüllk, zahl-
reich« Diener waren ohne Üntcrlaß bemüht, die ungebeure
Schaar der bunibcmützten und bebänderten oder „sarblosen"
Gäste mit Speise unv Trank allerbester Art zu verseden.
Man darf wohl sagcn, daß Wein und Bier in Strömm
floffen. Gegcn 10 Uhr machten die höchsten Herrschaften
mit zahlreiLem Gefolge «inen Rvndgang. übcrall mit lautem
Jubel begrüßt. Um ll llhr erfolgte die Abfahrt deS HofeS,
aber bis an den neuen Morgen wogle nech die Menge durch
die großartigen, an rrhebenden, wie schmerzlichen Erinne-
lungrn reichen Räume.

Heule Morgcn S Uhr bewegte flch der Akademische
Feftzug von der Aula zurHciliggeistkirche, er enlbiclt, daS
dars man wohl sagen, eine große Anzahl von wiffenschaft«
lichen Größen auS allen Theilen der civilistrten Welt.
Boran schritt ein MufikcorpS,^ eine«ernste Marschweise »n.

— Dcr K. schwedische Gesandte v. Sörtrup hat flch
von bier nach CarlSbad bcgeben.

— Sr. Majcstät der König hat den von dem Verbande
deS alten und defestigten GrundbesitzeS in dem i andsckaftS-
bezirk Fürstenthümer Liegnitz und Wvhla« präsentirien
Kammerherrn und Rittmeister a. D. Grafen und Burg-
grafen Witly zu Dohna auf Klein-Kotzmau. Kr. Lüben,
in Gemäßheit der Verordnungen vom 12. Okiober 1854 und
vom 10. November 1865 alS Mitglied deS Herren-
hauseS auf LebenSzeit berufen.

— Jn dcm Heidelberger Festbericht, dcn Pierre
Grifferd, der Correspondent deS Pariser „Figaro",
seinem Blatt sendet, kommrn einige Zeilen vor, welche be-
kunden, daß die Franzosen doch noch fähig flnd, Neue zu
empfinden übcr dic Lbaten ibrer Ähnen. So heißt cS in
dem Artikel unter Anderem: ..Und bei Goit. Die Barbaren
in dieser herrliLen Pfalz. daS stnd wir gewesen. Die Fran-
zosen daben auf Besehl LouvoiS' daS rechie Rheinufer
sengend und brennend verroüstet. Frei herausgesagt. Wenn
wir die HSnde ringen vor den Verwüstongen St. CloudS
und dem Bombardement von PariS, fo vergeffen wir, daß
Mannbeim und Heidelbcrg. um nur zwei Skädte zu ncnnen,
zwei- oder dreimal von den Soldaten Lubwig's XlV. in
Alche gelegt worden flnd. Man kann in dem Lande kaum
zwei oder drei SLritte thun. ohne im Wegweiser die la-
konische Bemerkung zu sinben: „Von den Franzosen zerstört
im Jahre 1688. Von ven Franzosen in Brand geschoffen
im Jahre 1SSS!" Und daS traurigste von Bllem ist noch,
daß LouvoiS ein Prachlwerk derBaukunft, wie daSHeidel-
bergerSchloß «ineS ist.zerstörenließ.DieseBemerkungenmögen
sich diejenigen gesagt sein laffcn. welLe harthörig aegen die
Stimmen dcr Wabrheit. noch immer die Wuth der Deutswcn
im Jahre 1870 niLt begreifen wollen. Die Pfal, ist nur
ein kleiner Tbeil deS großen DeutschlsndS, wo man seit
Ludwig XIV. mchr alS eine franzöflsche Gräucltbat im
GesLmack eine» LouvoiS findet."

— S. M. Panzerschjff „Friedrich Karl", Kommandant
Kapitän zur Ser Stempel, ift am 3. August c. in Tanger
eingetroffen. — S. M. SchiffSjungen-Schulschiff „Nixe",
Kommandant Korvetten-Kapilän v. Arnim, ist am 4. Buguft
in St. Vincent (Cav Verdes) eingrtroffen und beabfichtigt
aw ü. Nugust c wieder in See zu gehen.

Koblcnz, 2. August. Die 1050jährige Iubclfcier
unserer ichönen St. Castorkirche wurde gestern unter
großer Betdeiligung der Bevölkerung festlich begangen. Der
Erzbisckof Krementz, Ebrendürger seiner Vaterstadt Kob-
lcnz, Bischof Koru« und Nbt Kalkum warrn am Vor-
abend deS FesteS hicr eingetroffen. An eben diesem Bor-
abend vereinigten flch die genannten Herren mit andercn
hiefigen Geiftlichen zu rinem Mahle im Generalkommando
bei Jhrer Excellenz der Frau General von Lc«, deren
Gatte, der kommandirrnde Genera', dienstlich abwesend war.
Am eigentlichen Jabcltage laS um 7 Uhr Bischof Korum
die Meffc, während der Erzbischcf um 9 llhr ein Ponlifi-
kalamt abhielt. welcheS durch Mitwirkung deS wohlgeschulten
TesangvereinS St. Castor verschönt wurde. Der kirchlichen
Feier folgke im Pfarrhausc eine Begrüßung deS ErzbischofS
durch eine stäbtische Aberdnung, an deren Svitze der Ober«
bürgermeister Geheimrath Lottner dcn Gesüdlen der Ler-
ehrung Worte gab. Nach einem Festmahl im kleinern
Sreise fand sich cine sestlich bewegte Bersammlung im Gör-
reSbau cin, wo außer dcn anwesenden geiftlichen Würden-
trägern auch der auS EmS hierher geeilte „edlc Streiter,
der dcS WorteS Schwert gczücki", di« Excellen, Windt«
horft, gebübrend gefeicrt wurde. Jn seiner DankeSredc
sprack vr. Windthorst seine Ueberzeugung auS, doß, wenn
dcr Geist, welcher jetzt alle Obrigkeiten. kirche und Regie-
rung beseelt, anhalten werde, ouch der Friede cin dauernder
sein werde.

OMervei-tz.

va- Taftein, 3. August. (Preffe.) Ermuntcrt durch den
Erfolg und ben Beisall, den die Darftellung tzer aristokrati-
schen Schauspieler in dem Moser'schrn Stücke „Ein moderner
Barbar" bei dem Kaiser und dcm übrigen Auditorium
fand, beschloß Gräfin Lehndorff, abermals eine Soiree
zu gebcn, dcren Abschluß eine Th eater-Vorstellung
bilden sollt«. Unter der Leitung des Berliner Overn-
DirektorS von Strantz wurden die Rollen der komöbie
„DaS Schwert deS DamokleS" von Putlitz, daS zur Auffüh-
rung auScrsehcn war, einstudirt und die Soiröe für gestern
AbendS anberaumt. Außer den bereit» daS vorige Mal gr-
ladenen Gästcn waren auch Obersthofmeister Baron No pcsa,
Statthalter Graf Thun-Hohen stein vnd Hofbame Fräu-
lein von Majlalb erschicncn. Um 7'/« Ubr fuhr
Kaiser Wilhelm vor dem Thore dcr Villa Solitubr
vor. Von der Herrin deS HauseS empfangen und will-
kommcn geheißcn, unterhielt sich der Mvnarch in hcite-
rcm Gespräche bi- zum Beginne der Theater-Borstellung
mit der Gesellschaft, dic im Salon um dem Thee-
tisch versammelt saß. Um 8^/« Uhr nahm die Vorstellung
ihren Anfang. Der dcutsche Kaiser war sehr guter Laune,
awüstrle flch vortrefflich und sprach zum Schluffe der Vcr-
stellung dieS auch in seinem Danke grgenüber bcn adeligen
Sckauspielern und dem Direktor von Strantz auS. Um
halb il Uhr verließ der Kaiser die Solitude und krhrte m
daS Badeschloß zurück. — Heute war der Sterbetag des
VaterS deS beutschen Monarchen, deS KönigS Friedrich Wil-
delm III. AuS diesem Grunde verließ der Kaiser seinc
Appartement» nicht. MiltagL um 12 Uhr empfing er den
Fürsten BiSmarck in einstündiger Budienz. Der ReickS-
kanzler hatle fich zu Fuß vom Schweigerhause in daS Badc-
schloß dcgebeo. Auf dem ganzen Wege vom Schweigerhause
biS zum Badeschloffe bildeledasKurpublikumein bichleSSpalier
und feicrte den Kanzler deS Deutschen NeickeS durch lebhafte
Hochrufe. Auf dcr Terraffe deS BadeschloffeS erwartcte die
SuitedeS dcutschenKaiserSdcn StaatSmann, HosmarschallGras
Perponcker hictz den Fürsten zunächst willkommen und
geleiiet« ihn in daS Kaiserlicke ArdeitSzimmer. Fürst BiS-
marck verblieb einc volle Siunde beim deutscben Kaiser
und kehrtc bann in sein« LogementS zurück. Um 3 Uhr Nach-
mittagS begab flch Kaisrr Wilbelm, welcker den Wunsck
äußerle, den ReichSkanzler und seine Gemahlin iu Gastcin
zu begrüßen, ohne jebe Begleiiung in daS SckweigerhauS.
Jm Vorgarten erwariete das fürstliche Paar die ihm einige
Minuten vorher gemelbetc Ankunft deS Monarcken. Der-

tonirend, dann folgten fünfzchn Mitglieder deS Studcnten-
AuSschuffeS, in ihrer Mitte daS neue UniverstiätSbanner.
getragen von oauä. moä. KlauS. Dahinter die deidcn
Pedelle mit d« Sceptern der »Iws wator. Nun folgte die
illustre Zahl der Gelehrten dcS Jn- und AuSlandeS. meist
in präcktigem Ocnat. zunächft der Prorekior vr. Becker,
ber Senat «nb dann die Deputationen, ferner die Mitglie-
der deS StudentenauSsckuffeS und vielr Studcnten.

Nackdem seder seinen Platz in der Kirchc eingcnommen,
verkündigten die näher kommenden Hochrufe daS Eintreffen
der Höchsten Herrsckaften. Dieselben nabmen wie b:i dem
gestrigen kirchlichen Festakt Platz. Der Bachverein sang
unter Leitung deS MustkdirekiorS Bach daS Händel'iche
«roße Hallelujah mit mächtigrr Wirkung, dann bestic» Ged.
Rath vr. Kuno Fischer dic Kanzel, um bie Festrede
zu balten.

Dieselbe — drei volle Stunden während — war eine
glänzende Leistung, Icider nur für eine solchc Haupt- und
StaatSaktion viel zu auSgedehnt. Der Redmr gab die Ge-
schjchte der Universtiäten übcrhaupt, der deutschen Univer-
stiäten und der Ruptlto-Carola in vollster AuSjührlichkeit
mit der Gründlichkeit «in«S deutscken Profeffors, nickt ohne
die Umrahmung ber jeweiligen Zeit- und Kulturgeschickte
und b«r in vollendetrr Form auSgkführten Zuthat vieler
lehrhafier Einzelzügr. Es wird ein großer Genuß sein,
dieseS Werk daheim in Ruhe zu lesen, «s anzuhören, war
keine kleine Arbeit und immerhin eine Zumuthung an die
erlauchte, wie die gelehrte Fcstversammlung. Mcndelssohn's
Lobgesang sckloß die Feier. Die Hohen Fürstlichen Herr-
schaften danklen dem Redner auf daS Huldvcllste und wandtcn
fich grüßend an die Docenten der jubilirenden Hochschulr.

Jm engeren Kreisc halte heute fcüh 8 Uvr noch eine
andere Feier stattgefunden. Die «hemaligen Sckwcizer Stu-
direnden hatten nicht nur der Univcrfiiäl, die fie gelehrl,
sondern auck der Stadt, welcke fie erfreut, eine Edrengabe
zugedacht. Jm Stadtrathsaale üvergab SiaatSanwalt Zutt
von Basel inmittcn zahlreicker Sckweizer Feftgästc der städti-
schen Korporation mit herzlickem Gruß und bem AuSdruck
warmer Sympathic für beutsch-S Wesen eincn präckiigen,
schön ciselirten goldenen Pokal. Oberbürgermeister l>r.
WilckenS dankte im Namen bcr Stadl und schloß mit einem
begeistcrt aufgenommenen Hoch auf die Schwrizerische Eid-
genoffenschast.

DaS Wettcr ist köstlich — echteS Hohenzollernwetter nach
dem allgemein gehörien AuSdruck seit dem Eintreffen deS
Krcppnpzin, eirie schönr Verhrißung sür diewciteren Festtage.

k'lbe »Ee derFürstin BiSmarck zum Willkomm di« Hand, >
welcke ibm die Gemahlin d«s deuischen ReichSkanzlerS küffcn
wollie. Der deuiscke Kaiser wehrte dieS ader mit akler
Gnergie ab. Nachdem er dann auch den Fürsten BiSmarck
Gosteiner Heim begrüßt hatte, reickte er der
Fürstin den Brm und begab fich in die Appartemenk» deS
KanzlerS. Erst nach «inem Aufentbalte von drei Birrtel-
ftunben suhr Kaiser Wilhelm inS Badeschloß zurück.

Wien, 2. August. Jn Pest ist dir gcftrige VolkSver-
samm^ung in Sachen EdelSheim-JanSki unter Theil-
nahme won 3000 oder 6000 Personen — die Telearamme
ftimmen bezüglich der Theilnekmerzahl niLt überein —
ohn« weitere Ruhestörung vorübergcgangen. Heute oder
morgen reist TiSza zum kaiserlichen Hoflager in Jsch, um
«eriLt zu erftatien. Die überauS hefüg« Sprache dcr
magyarischen Bläiier wird ihm seine Aufgabe nickt erleiL-
^"bl annebmen. daß er gradeSwegS
mit der Fordernng um „Genugthung" für
die Nation, wje fie sogor die Regierungsblälter „Nemzet"
und „Pester Lloyd" am Sonnakend kühnlich, wcnn auch in
etwas gewundener AuSdruckSweise. aulstellten. gegenüber-
Ireten werde. DaS Nalürlichste dürfte wohl sein. die SpraLe

damit zu enischuldigrn, daß man in
stcückstcht auf die Mißstimmung der Naiion und auf die dro-
benden VottSversLmmlungen zkiiweili, «in wenig babe mii-
Ichreien müffen. um nicht dte Fühcerschnft in dic Hände der
Nabikalen gelangen zu laffen Herrn v. TiSza würde
daber der Eilaß beg HonvcdministcrS Baron Fcjervary,
worin diesrr in warmen und layalen Worten zu Samm-
lungen für daS Nadetzky-Denkmal aufforbert, sehr zu Gute
k mmen.

Wien, 4. August. Jn der diplomaiischen Vertr«.
tung Orfterreich» im AuSlande Nehen mehrere Vrr-
. bcvor. Zunächst tritt der Gesandtc in Bu-

kar-st. Mayr. krankheüshalber zurück und Graf Kbeven-
hüller wird bei bieser paffcndrn Gelegenhcit von Belgrad
nach Bukarest versktzt, wogegen dcr Generalkonsnl Bi-ge.
leben von Sofia naL Bcigrad besördert wird. Burian,
drr biSherige Generalkonsul in MoSkau, wiid O-It-rreich
künfiig in Sofia vertreten. daS Generalkonsulat in Philip-
popel wird dagegen aufgelaffen und die Geschäsic werden
durch einen Konl»l besorgt werden. Endlich kiitt n»L der
MinisterrestdentHofser von Hoffenleben inAlexandrien
krankoeiiShalber zucück. — TiSza hatte gcstern einc ein-
stündige Besprechun, mit Pejacsevich. Dem „Naplo"
zufolge wird die von TiSza »erlangt« „Bcruhigung" in
«nem kaflerlichen Hands-vreiben an Pejacscvich beftrben.
" Kaiser sagtc seine Tbeilnahme an der Eröfsnung
der historischen JubiläuwS-AuSstellung in Pest, wel»e
am la Auaust crfolgt, ab und will erst am 30. August
zur Schlubsteinlegung derKavallerie-Kaserne rrscheinen.
— Der serbflche Mrmsterpräfident GarasLanin geht nach
Sckluß der Skupschtina nach Jschl und wird einig« Tage in
Wien verwcilrn.

Ara«krei«d

Paris, s. August. Aur Affaire Brulangcr schreibt
man der „Köln. Ztg.": 6utt» o»v»t Ispickvm, dachten die
Reyalisten und tropfenweise ließcn ste ihre ätzenden BeweiS-
gründe auf daS schuldigc Haupt BoulangerS nieder-
^Sufcln. Zucrst erlchien der dem Wortlaute nach nnechle
EioulangerS an Aumale im Journal de BruxelleS
und alsbald leugnete der KrirgSminister die Vcrfaflerschast;
der Knoten war geschürzt. Dann veröffentlichten royalistischc
Blatler den echlen Brief. welcher fich v»n dem ersten faft
nur dadnrch unterscheidet. daß der AuSdruck ..»Sniglichc
Hoheit duich „Monseigneur" rrsetzt ist uud folgerichtiger
^ti>e 'tugnete Boulanger wieder: drr Knoten schnürte
iüsammen. Da plötzlich folgte die Peripeiie in
der Ecklärung LimbourgS und der Veröffentlichung der
vbotographischcn Nachbildungen dieser und anberer Briefe
Boulangers an Aumalc, welche klar nachwiesen, daß der
KriegSmimster cniwevcr wehrmalS wtffentlich die llnwahrheit
gesagt oder aber ein Mann von so schwachem Gedächiniffe
sei, daß seine Belaffung auf seinem hoben nnd veranlwort-
lichen Posten b-dcnklich erschien. Jetzt leugnet Boulanger
nichi mehr, gcstcrn hat cr im „Matin" eine lange Erklärung
versffcntlicht, worin er eingesteht, in die orleanistische Falle
gegangen zu sein, wie er, der harmlose Bouianger, immer
würde, denn er brauche lange Zcit, um
daS Mißtrauen zu lernen. Ein »e.tere« Zrichen s-iner
Harmtostgkeit ist eS, daß der Gcncral stch barüber wundert,
daß der vrrzo» von Aumalr, der von ihm so hefiig ange-
mndete Vorgesetzte, nicht vorher seine Erlaubmß zu der
Veröffentlichung der Briefe eingeholt habe, die er ihm
übrigenS mit Freuden erldeilt haden würdr. WaS bie
Sache sclbft angehe, so habe cr gehandelt. wie jeder Offi-
zier — wir setzen hinzu: in Frankreich — hanbelu
würde, darum brauchc man nicht viel Lärm zu schlagen,
denn nach diesem zn urkhcilen habe er ansangS „viel
ernstere Enthüllungen befürchtet"! SLIießlich fiebt
der General in alledem nur einen elenden Wortkreit.
der ihm ,u bcweisen scheine. daß dic Fcinde dcr R-pUblik.
viel darauf hallen, an der Stelle be« KriegSministerS einen
""dern sehen alS ibn; rr gestehe zu, daß «S idm ni»t.
mlßfalle. daS festzustellen. Die Armee düifie vcn dcr Ec-
tlarung ihr-S HaupleS. daß jeder Offizier an semer Stelle
ebenso gehandeli haben würde, wenig erbaut sein und die
öff-ntlich« Meinung kehrt fich mil AuSnahme einiger ultra-
radrkaler Blätter. wie , Jniranstgeant", „Eoenemenl" und
, France", enischieden gegen Boulanger. Seldst Clemen-
ceau scheinl daS demokrattsche Oel. mit welchem er scinen
Schützlin» gesaibt hat, zu bereuen, denn seine „Jnstice"
strafl ihn seik Donniag mit SLweigen. Da e« flch oei der
ganzen Angeieaenheit um einrn Streit im eigencn Hau».
halt der Franzosen handel'. so kann man stch füglich darauf
j deschränken. einige Urtheile dcr geachietsten französtschen
Blatter wicd-rzugeben. Dit „Repudligue Franeaise" sagt:
„ES steht fcst, daß der General, welcher augenblicklich die
unvcrdienl« Ehre genießt, den Oberbefehl über die franzöfische
Armee inne zu haben, zwci Mal in wenigen Tagen öffentlich
daS abgeleugnet hak. waS, wie er wußte, die Wahrbtlk war
Wir stelltn dlesc traurige Thatsachc f-st, ohnc -in A.'ort hin!
zuzusügrn."

Paritz, 4. Augvst. Dic Vcröfientllchung der Briefc
Boulangcr's beschäfligt lethaft dic hiestgcn RegierungS-
kreise. desonderS wegen der Stellung deS Generals zur
Armee. Der Kriegsminister hat seinen AmtSgenoffen mit»
geiheilt, er sei berrit, zurückzuireten; vor der Rückkcbr
Freycinct'S wird indeffen nichis cnlschieden werden.

Jtalte».

Turin, 4. August. Der Köni« von Griechenland
ist h-uie Nachwniag nach PariS abgereist.

Grvj«brlr»L«iie;ev.

Loulon, 4. August. Lord Harris ist zum Untcr-
staarsiekrelar des KrregSminstcriumS ernannt
worden. — Jn einem SLreiben Gtadstone'S sagt oer-
selbc, in Folgc der großen Ermattun« und der Arbeil väb-
^nd der letzten sechs Jahre sehe er fich gezwungen, einigr
Ruhc -ntw-der in England oder im Auslande zu suchen;
er drnackrichtlge also die mil ihm correspondirenben Persönlich!
keiten, daß cr dre ihm zugehenden Briefe nicht selbst beant-
wortcn wervr.

Lontzon, 4. Allgust. Wie daS „Rruter'sche Burcau" ver-
nimmk, wäre bie Nachricht deS „Daily Chronicle" auS
Kairo über die demnächst zu erwartcnde Abberufun»
Moukhtar PaschaS, um demselben den Befehl über die
«rmee an dcr orm-nischcn Grenze zu übertragcn. ohuc Be-
gründung, drc Pforte würde einen derartigcn Schrill nur
bei sehr wicktigem Anlaß thun, außerdem seien bic Dienste
welche Moukbtar in Egypten leiste, sehr zufriedenstellend'
und würdrn von drr Pfvrte in der gegenwärtigen Lage be-
sonderS geschatzt.

Serbieu.

Nisch. 4. August. Die Skupschtina hat wit über-
wiegenber Maiorital die Gesetzvorlage, betreffmd das An«
lehen auS Obligationen deS StaalSfrndS der Uprawa fsndova
im Prmzip grnebmigt

Amerika.

-'dkutscheste" Staat i» der nordamerikani-
Wisconsin. Nach den Berechnungen deS
WlSconsiner StaaiSsekrekäcS Ernst G. Timme stnd unter
den Einwohnern WiSconstnS 265.756 in D-utschland und
323.162 von deutschen Eltern iii Amerika geboren. Es stnv
also unter den 1,563.422 Einwohncrn WiSconstnS 588 918
«ntw-der in Deuischland geboren oder boch von deutlcher
Abkunft. Es stnd das 37,6 Procent der Gesammibevöike-
rung. dnglo-Amerikaner giebt -S in WiSconsin 48K.586
oder 31.7 Procent ber Bevölkerung. Die Übrig-U 30,7 Pro-
cent stnd ebenfalls Fremdgeboren«. Zu riesen stellen Nor-
wegen unb SLweden 10,4. Jrland 6.2, Großbritanrrien
5,2, Brltisch-Amerika 2.8, Böhmcn 2, Holland 0,95, Polen

0.74. Frankreich 0.47, die Schweiz 0,23 und andere Ländek
1,3 Procent.

Washtngton, 2. Aagust. Frau Cleveland. die Gsttin
des Prästdenken, wurde gcstern in die preSbyterianischr Kirche
aufzenommen.

SöuigSberger Rachrichte».

«s»igs»ero. den 6. Angust 188«.
WttterungS-Ausfichtrn für Sonnabend. 7. Angnst.

(Privai-Prognose ber „Ostpre«ß. Zkg." Nachdrvck veriott»
lant Gesetz vom ll. Juni 1870.)

.„.flllhleS Wetter mit veränderlicker Bcwölkung bei mäßigem
Wmde. Keine odcr geringc Nieberschläge.

fHerr Prof. vr. Sckönboru) von unsercr Uni-
verstiät. ift, wie auS Würzburg gemelder wird, seitens der
dorligen medizinischen Fakultät einstimmig zum Nachfolger
de? verstorbcncn Profcflors MaaS vorgeschlagen word,».

fZur Erleickterung des BesuchS der Jubi-
laumS-KnnstauSftellung zn Berlin) werden von dem
Königlickcn Eisenbabn-Beiriebsamt wiederum Extra-Re»
tonrbilletS mit iängcrer Giltigkeiirdauer zn ermäßigten
Preisen nach Brrlin, Stadibahn. sür di« II, und III. Wagen«
klaffc ausgegebcn und zwar am 16. August c. zum Zuge 6
auf den Stationen Eydtkuhnen. Gumbinnen, Jnsterdura und
Wehlau, am 17. Auguft c. auf dcr Stoiion KönigSberg,
ferner zum Anschluß an den Zug 6 auf den Stationen
Memrl. Heydekrug nnd Tilstt am 16 Augnst c. zum Zuge
196 und auf den Stationen Marggrobowa und Goldap am
16. Aagust c. zum Zoge 903.

L fDurch Ministerial-Rescript vom 13. Juli
d. I-j flnd die OrtSpolizeibehörben ermäcktigk worden,
AuSnahmcn von dem Lerbote zumlaffen. im Umherziehcn
Waarcn zu versteigern oder im Wege deS GlückspielS oder
der AuSspielun, (Lotterie) abzusrtzen.

N fDem Steuer-Bmte ll. in Wrblau) jst die Be«
fugniß bcigelegt. Begleitsckeine l. über RapS und Rübsaat,
welchc sür die Actirngesellschaft für Mühlenbetrieb in Pinnau
»om Buslande cingeben, zn erlcvigen.

—^ fBerliner Sckauspiel-Ensemble.) „Frou-Frou"
war bie letzie der ursprünglick in Ausffcht genommenen
Vorftellnngen uoserer ge,«nwärtig-n Gäste im Tbeater der
Bürger-Reffource. Die etwa» larmcyante aber außerordent-
lich cflektvollr Komödie von Mailhac trat sa nickt zum
ersten Male vor daS KönigSbcrgcr Publikum, daS Stück
hat auch lonfl so »iel der Bejprechungen schen über sick er-
gehen laffen müffcn. daß wir heute darauf wohl verzichten
können. Mehr noch alS an den vorangegangenen Abenden
mußte daS auSgrzeichnete Zosammenspiel dcr Gäste in
„Frou-Frou" imponiren; das war wiebcr «in so fein ab-
getönteS einheitlicheS Ganze», wa< dcm Zuschauer in der
Vorstellung »eboten wurde, daß man der G-sammtdarstellung
nur baS höchste Lob zollen kann. BesonderS untcc den Mit-
wirkendcn zeichnrt« stch Fränlein BcnSbcrg in der Titrl-
rolle auS. — Der aoßerordentliche Erfolg des „Berliner
Schanspiel-EnsembleS" hat daffe>be bekanntlich veranlaßt,
eine ncnc Serie von vier Vorstellungen hier zu geben und
am gcstrigen Donnerftage wurde dcr Anfang mit dem be-
kannten Lustspiel« „kr muß anf'S Land" gemacht. So
günstig man flch üder die Gesamm'-Lorstellung, waS da»
excellent« Zusammensviel betrifft. wicder äußern muß. so
haben die Ensemble-Gäste mit ber Wahl deS Stücke». offen
gestanden, denn dvch ni»t einen so glücktichen Griff, wie
bei dcn vorangegangenen Borstellungen gethan. Denn ein-
mal ist das ergötzljche Lustspiel doch schon zu allgemein de-
kannt, dann aber wollte eS unS scheinen, als ob die Gesellschast
gerade für diese» Stück nicht die geeigncten Kräfte besttzc.
Herr Haack hat fich bier bercitS alS ein böchst vortresflicher
seiner und denkender Schauspieler eingesübrt. aber sür den
Ferdinand in „Er muß aus's Land" feblt dem Darsteller der
rechte naive Huwor, der die Fi»ur lo intereffan macht, wa«
vermochle Herrn Haack die Nachgiebigkeit und Willen-lofigkeit
garnicht so recht zu glauben und mebr alS «inmal hatten
wir baS Gesühl, alS schaute der ftrenge Herr Regiffeur der
Geselllchast auS dem willenSschwachen Fcrdinand hervor.
Vielleich! wäre «S gut gewesen, wenn Herr Haack undHerr
Ottdcrt die Roüen getauscht dätten, denn diesem Letzterrn
fehlte wieder dic rechi« seemännische Drrbheit, der reckte
militärischc Ton sür seinen Cäsar von Freimann. Rrcht
gut, aber unserer Ansicht etwaS zu pblegmuisib, zu wenig
sanatischer Mucker kvar Herr Bach alS Rath Preffer und
Fräulein von Kalrr'S Darstclluna der Frau von Ziemer
kam über eine rein äußerliLe Gestaltong dcr kostbaren
Figur nicht hinauS. WaS machte die oor einigen Tagcn
verstorbene Fricb nicht auS dieser Rollc! Ganz allerliebst
lvieli« Fräulein Bergemann die Paulinc, währcnd ihr
Parlner, Herr Darmer, c-IS Eduard von Braun sür die
Rolle nicht daS eigenilichc jugendliche Liebhaber-Temperament
milbrachte. Sehr gut war auck FrSlllein Emilie Fiscker
alS Frau von Drang. Die übrigen Mitwirlende« vervoll-
ständigten daS Ensemblc zu einem auSgczeichneten; Regi«
führte Herr Haack

?-? fCircus Krcmbscr.) Wie wir HSren. soll Herr
CircuS-vtrektor Krembser. der mit seinerGcsellschaft zum
DominikSwarkle nach Danzig gekommen ist, unv dvrt bi«
Ende dieseS MonalS za verbleiben gedenkt. hierher die Ab-
flcht zu cikcnnen gegeoen ha' en. dewnLLst ieinin CircuS
nach drm hiestgen Orte zu verlegen. Hiernach würde dem
biestgen Publikum »er längere Zeit entbehrte Genuß von
CircuSvorstellungen wiedcr zn Tbeil werdcn.

L fPulverlranSvort.) Gestern ist von Elbing per
Sckiff eine Ladung von 285 Ccntnern Polrer sür di« Firwa
v. Rcy K Fast hierselbst adgegangen. DaS Schiff wird hier
am Pulversteig anlcgen und dort auch entladen werden.

L fGctreidrzufubr.) Jw Laule dcS verfloflcneo
MonatS find unseren Märkten 1001 Kilogramm Wenen,
6000 Kilogramm Noggcn 4000 Kilogramm Gerstc unb 2500
Kiloqramm Hafer zum Verkauf zugeführt worden.

?-? fFremde Dampfer.) Die vor mehreren WoLen
hier eingelroffenen und neden der Ladebrücke am Holländer
Baum angclegten bcidcn Dampser, von denen der eine der
Salondampfer „Anna" von Schwarzort und der andere der
Spazierdampfcr „Annitta" ist, find inzwischen von der Union-
Gießerei mit neuen Maschinen versehen worven. Beide
Dawpfer werden wahrlcheinlich ickon in den nächsteu Tagen
den hiestgen Hafen wieder rerlasten.

L fHebammcn.) Zur Zeit befinden st» in hiefigcr
Stadt 91 Hebammen, von wclchen brei in der gynäkologi-
schrn Klinik funqiren, so daß für die PrivarpraxiS noch 88
Hebammen übrig bleiben. Da auf 2000 Scelen «ine Heb-
ammc gerechnet wird, so stnd nach drr neuestcn VolkSzäblung
vom 1. Dezember v. I. sür unsere Stadt 73 Hebammen
«rforderlich. Es können witbin, wei! noch 15 tzebammen
über den Bedarf hinauS vorhanden stnd, dic Gesuche der
jchon lange notirlen Bewerberinnen uw unrntgelttiche Er-
lernung der Hebammcnkunst in diesem Jahre kein« Berück-
flchiiqung finden.

§ fDie DurchschnittSmarktpreise im Monat
Juli d. I.) betrugen nach amtlicher Feststcllung an on-
ierem Piatze pro 50 Kilogramm: bei Wrizen 8 Mk. 25 Pf.,
bei Roggen und bei Gerste se 6 Mk. 65 Pk.. bei Hafer
6 Mk. 90 Pf., bci weißcn Erbsen 8 Mk. 75 Pf., bci weißen
Speisebobnen 1k Mk. 38 Pf.. bei Linsen 22 Mk. 82 Pf..
bei Kartoffeln 2 Mk. 29 Pf., bei Hcu 2 Mk. 47 Pf. und
bei Ricktstroh 2 Mk. 15 Pf. Die Preise haben si» gegen
den vorangegangenen Monat Juni sast garnicht geänbert.

?-? fFlußschjsffadrt.) Jm verflossenen Monate
baben 692 Kähne, Wittinnen. BcydakS rc. und 20 Segel-
scdiffe die Hobr Lrücke passirt. Von den Kähnen waren
eingekommen: 397, die Gctreide, Holz, Mauersteine. Steine
za Waffcrbauten rc. geladcn hatten, und 295, welche theil«
leer, zum Theil aber mit Stückgut auSgingen. Die Scgel-
schjffe hatten meistcnS Cement, Kalkstcine rc. nach dem
ditflgcn Hafen gcbraLt und gingen sämmitich mit Nutzholz
aus hiestgcn Holzgesckäficn oder mit Getrerde direkt nach
übersceischen Hafenortrn auS.

?—? fSchisfSstatistik.) Jm verfloffenen Monatr find
h:er von See: 78 Dampfer und 39 Segeischiffe cingekommen.
Von den Dampfern kamen: 47 mit Stückgut, 10 mit Kohlen,
I ^„^it Heringen. 4 mit Cement, 1 mit Steinen. 2 mit
, Pstastersteinen, I mit Kalksteinen, l l leer, und von den
SegelsLiffen: I I mit Kohlen, 1 mit SvirttuS, 3 mit CoakS,

1 mit Kalksteinen. 5 mit Petroleum, 2 mit Ballast, 3 mit
Salz, I mik PhoSphatmebl, I mit Knochenmehl, 4 mit GypS»
steinen, 1 mit Pflastcrsteinen. 1 mil Cement. 1 mil Mauer-
steinen. 1 mit Schamottsteinen. 1 mit Schieferfteinen, 1 mit
Formsand und 1 mit Baumwollensaatkuchen ein. AuS-
gegangen stnd: 76 Seedampfer und 53 Segelschiffe. Bon
den Dampfern waren: 24 mit Stückgui, 10 mit Getreive,

2 mii Hanf. 6 mit Hanf. Flachs rc.. 3 mrt Holz, 4 mit H°>»
nnd Geireide. 6 mil Zncker, 2 miit Zucker und Gelreide,
6 mil Getreide rc., 3 mit Lumpen, Hanf rc., 2 mit Spirilü-'
 
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