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Vasari, Giorgio; Schorn, Ludwig [Editor]; Förster, Ernst [Editor]
Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567 (2. Band, 1. Abtheilung) — Stuttgart, Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.54684#0021

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Einleitung.

11

vornehmlich gab Giotto seinen Gestalten schönere Stellungen,
den Köpfen größere Lebendigkeit, und den Gewändern natür-
lichere Falten, fand einigermaßen, wie man Verkürzungen
ausführen müsse und versuchte zuerst die Leidenschaften der
Furcht, des Hasses, der Hoffnung und der Liebe darzustellen.
Zugleich gab er seiner Farbenbehandlung eine gewisse Weich-
heit, statt daß sie früher unbehülflich und rauh gewesen war.
Wenn er aber bei alle dem den Augen nicht das schöne Umher-
schauen der Lebenden zu ertheilen vermochte, wenn er die
Haare nicht weich, die Bärte nicht wollig genug, die Hände
nicht mit ihrer eigenthümlichenKnochen-und Muskelbildung
malte und das Nackte nicht naturgemäß darstellte, so mag
ihm zur Entschuldigung gereichen, daß die Kunst sehr
schwierig ist, und daß er keine Meister kannte, welche bes-
ser waren, als er selbst. Beachte nur ein jeder, wie viel
richtiges Urtheil in einer so kunstarmen Periode man in
seinen Gemälden findet und wie sehr seine natürliche Ge-
wandtheit ihm Folge leistete; denn man erkennt, daß die
Gestalten sich dem fügten, was sie darstellen sollten, und
hierin zeigt sich, daß er ein gutes, wenn auch nicht voll-
kommenes Urtheil hatte. Dasselbe findet man bei seinen
Nachfolgern: bei Taddeo Gaddi, der das Colorit ver-
vollkommnete, indem er ihm mehr Weichheit und Stärke
gab, der das Nackte mit mehr Wahrheit und die Beklei-
dung kräftiger färbte, auch seine Figuren mit mehr Be-
hendigkeit bewegte. Bei dem Sieneser Simon sieht man
Zierlichkeit in der Composition, bei Stefano, dem Affen,
und seinem Sohn Tommaso, welche der Zeichnung vie-
len Nutzen schafften, Mannichfaltigkeit in der Perspective
und eine bessere Vertreibung und Harmonie der Farben,
wobei jedoch die Manier des Giotto immer noch beibehal-
ten ist. Ihnen ähnlich waren an Uebung und Geschicklich-
keit der Aretiner Spinells, sein Sohn Parrl, Jacopo
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