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Volkelt, Johannes
Der Symbol-Begriff in der neuesten Ästhetik — Jena, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.23192#0014

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neuesten Aesthetik zukommt, darzulegen. Weun schon nichts
Anoeres, so dürste durch diesen Versuch, die neuesten Be-
strebuugen der Aesthetik auf diesen in der Mitte stehenden
Begriff hiu anzusehen und in Beziehung auf ihn zu ordnen,
doch dies erreicht werden, daß auf den Sinn und Zusammen-
hang jener Bestrebungen, die oft uur sehr wenig Rücksicht auf
einander nehmen, mauches inleressante, aufklärende Licht fällt,

Jch wende mich zunächst zu jenem Gebälide der Aesthetik,
welches Robert Zimmermann in fchroff Herbartischem
Geiste aufgeführt hat. Wer sich das Schöne in diesem
Geiste deuken will, kann es sich nichl genug armselig und
dürftig, nicht genug entblößt von allen bindenden, organischen
Zusammenhängen, sowohl innerhalb des eigenen Gebietes, als
auch mit dem übrigen Weltorganismus, denken. Jedermann
hat den seelenvollen Blick des Schönen genossen; allein nach
Zimmermann dars in der gesallenden Form keine Spur von
Seele zu finden sein, die Form soll nicht als Widerschein
eines Inneren, sondern als bloße, gewaltsam entseeüe, sinnlose
Oberfläche gefallen, die nichts bedeutet, als eben die ganz ober-
flächlicheu Berhältnisse des Größeren und Kleineren, der Gleich-
heit und des Gegensatzes der Qualitäten.

Um nun zu der gegen jeden Jnhalt absolut gleichgiltigen
Form als der Ursache des ästhetischen Wohlgefallens zu ge-
langen, hebt Zimmermann zunächst den Satz hervor, daß sich
auf die Verknüpfung eines Vorstellungsbildes mil dem Gefühle
der Lust und Unlust selbst sür den Fall keine Wissenschaft
der Aesthetik gründen lasse, daß das Gefühl ausschließlich
durch das Vorstellungsbild, also rein objectiv, verursacht,
von den individuellen Zuständen des Subjectes völlig
unabhängig wäre. Denn auch in diesem Falle bleibe das

*- Robert Zimmermann, Allgemeine Aestbetik als Formwissen-
schaft. Wien, 1865.
 
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