Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkelt, Johannes
Der Symbol-Begriff in der neuesten Ästhetik — Jena, 1876

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23192#0081

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
69

vergeistigt Licht und Farbe, die letztere die Körpergrenzen. Erst
die Einfühlung dringt in das Centrum des Objects, vergeistigt
dieses von innen heraus, „erfühlt" es(27); erst für sie epistirt
das Object als individueller Organismus (21 ff.; „Lit." 456).
Die S. 59 von mir angeführten Beispiele beziehen sich fämmtlich
auf Einfühlung.

Indessen scheint mir Vischer auf diese Unterscheidung zu
großes Gewicht zu legen. Denn im Grunde enthalten auch
jene mehr äußerlichen Verhaltnngsweisen etwas von Einfühlung
in sich, nur eben nicht in besonders intensiver Form. Irnplieite
gibt dies auch Vischer zu. Wenn ich mich zu der Farbe eines
Korpers „zufühlend" verhalte, fo erscheint uns der Körper, wie
Vischer richtig bemerkt, intimer, er wird sehend, er bekommt
den charakteristischen Lebensblick (26). Dies ist aber doch nur
dadurck möglich, daß die Farbe einen Schein von „Lebenskraft
und Lebensschwung" in die Seele des Objectes selbst hinein-
zuwersen scheint. Und wenn in der „Nachfühlung" die Selbst-
motion nur sckeinbar sormal ist, sich in Wahrheit aber „mit
einer concreten Gefühlssubstanz trägt, die untrennbar mit dem
Begrisse menschlicher Ganzheit verbunden ist" (24), so entsteht
die Frage: wie anders kann mich denn die mit meinem
Innersten zusammenhängende „Gesühlssubstanz" aus dem Ob-
jecte ansprechen, als indem ne aus seinem Jnneren hervorzu-
kommen scheint? — Sicherlich war es gut, daß Vischer die
intensiv innerliche Einfühlung von den mehr äußerlichen Ver-
haltungsweisen der Zusühlung und Nachfühlung unterschied;
nur hätte er diese beiden jener ersten näher bringen, den
Unterschied mehr relativ fassen sollen.
 
Annotationen