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Volkelt, Johannes
Der Symbol-Begriff in der neuesten Ästhetik — Jena, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.23192#0086

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unter Mitwirkung unserer versetzungsfähigeu Körperorganisation,
eine gedankenlos träumerische, sehnsüchtige Stimmung erwecken
und selbst zum Ausdruck dieser Stimmung werden. Dort haben
wir äußerliches Aneinanderreihen, Association, hier hingegen
in Eins sassende Jntuition, eine Anschauung, die sich nicht erst
an ein SeelischeS erinnert, sondern die sich, vom Schauen un-
getrennt, seelisch vertiest. Aus bloßer Association der Vor-
stellungen kann daher das ästhetische Verhalten und speciell
der SpmbolisirungSproceß niemals erklärt werden.

Hermann Siebeck hat kürzlich in interessanter Weise
den Versuch gemacht, das Jneinssühlen von Form unv Jnhalt
durch bloße Associationsvorgänge zu erklären. *) Er sucht nicht,
wie man erwarten könnte, dem Jneinsschauen von Form und
Jnhalt etwas von seiner Jntimität zu rauben und es so dem
Associationsverhältnis näher zu bringen. Jm Gegentheil hebt
er sortwährend hervor, daß das ästhetische Anschauen aus
einem einzigen Acte besteht. Wir schauen, so sagt er, das
Merkmal des Jneinander von Geistigem und Sinnlichem in
Lie Erscheinung gleichsam hinein (103); an einer andern Stelle
spricht er von einem Zusammenschauen der von der Außen-
seite gegebenen Eigenschasten in einen geistigen Jnhalt (97).
Ausdrücklich hat er dabei nicht nur die menschliche Gestalt,
sondern ebensosehr die unbeseelte Natur im Auge. Auf sie
bezieht es sich, wenn er sagt, daß die ästhetische Anschauung
dem Objecte seine natürliche Beschaffenheit auszieht und be-
wirkt, daß das Object aus Grund seiner Außenseite als ein
„aualoAOu xerZonalitutis" erscheint (70). Dies ist ein Car-
dinalpunH in Siebeck's Ausführungen. Der menschliche Geist
sühlt sich getrieben, überall seine Eigenthümlichkeit in die Dinge

*) Hermann Siebeck, Das Wesen der ästhetischen Anschauung.
Psychologische Untersuchungen zur Theorie des Schönen und der Kunst.
Berlin, 187ö.
 
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