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Traum eines Hillers und Hypnerotomaehia Poliphüi

Lebendig ist die von der mittensymmetrischen Figurenordnung bestimmte Kom-
position dieser Darstellung von einer Roloristik durchwirkt, die innerhalb einer
vergleichsweise engen Farbpalette durch reiche farbgestalterische Modifikationen
die anschauliche Gesamterscheinung dieses Miniaturbildes höchst abwechslungs-
reich gestaltet: Um das in differenzierten Pastellgrünwerten gehaltene Zentrum des
Bildes spannt sich in den drei Figuren bis in den I limine] eine Folge von unter-
schiedlichen ßlautönen, die Raphael wie eine innere Rahmung an den Bildgrenzen
entlang auskomponiert hat: »Dies Ornament von Gebärden, in sprechendste Farbe
gesetzt, beherrscht den kleinen Rahmen unausweichlich für den Blick«'2. Vom
verschatteten Violettblau in der linken Personifikation, über das leuchtende Ultra-
marin im Ritter, zu dem nach Blaßrose changierenden Ultramarin in der rechten
Frau, bis zum lichthaltigen Himmelblau entfaltet Raphael eine in ihren Lichtwer-
ten gestufte Folge von Blautönen, die einerseits anschaulich unmittelbar miteinan-
der verwandt sind, andererseits als farbgestalterisch individualisierte Farbtöne
auseinandertreten. An der linken Personifikation mit Schwert und Buch erscheint
das Blau distanziert im Modus von Schattenfarben, im Buch als dunkles Ultramarin,
im Gewand als gedecktes Violettblau, das im streng gebundenen Kopftuch durch die
Mischung mit Weiß der Horizonthelle anverwandelt ist. Das sinnliche Rot erscheint
an ihr nur in geringer Menge an der Halsbordüre und kaum sichtbar am unteren
Rand des Gewandsaumes. An ihren Oberarmen ist die Farbe zu Rotocker gebrochen,
an den Unterarmen im Changeant mit Pistaziengrün, das farbig auf die dahinter-
liegende Landschaft vermittelt, weitgehend verdeckt. In anderer Farbgestaltung
und farbkompositorischer Gewichtung erscheinen die gleichen Farbarten an der
rechten Personifikation, nun aber auf den Zweiklang von hellem Karminrot und im
Licht nach Rose changierendem Ultramarinblau konzentriert.

Betrachtet man diese Koloristikvor dem Hintergrund der zeitgenössischen Farb-
metaphorik, dann wird deutlich, mit welchem poetischen Aufwand Raphael diese
rechte Personifikation gleich in mehrfacher Hinsicht verklärt hat: Gegenüber den
Schattenfarben der linken, zeigt die rechte eine blühende llellfarbigkeit, deren
Farbtöne z. B. Dolce wegen ihrer Lieblichkeit und Milde (soavilä) den colori
floridi, den »blühenden Farben« zuordnete: »il purpureo, il candido, e' 1 roseo.«"
Das lebhaft von Ultramarinblau zu Blaßrose changierende Gewand erscheint dabei
den atmosphärischen Tönungen der Ferne und des Himmels angeglichen, die
unmittelbar hinter ihr dargestellt sind. Ja in Verbindung mit der - weiter unten zu

pacitä,di tnidurre il programmaallegoricoin immagiiii clisempliceeimmediatoincanto

evocativo«, ohne aber eine eigene Interpretation zu entwickeln.
32 0. Fischel, Raphael, 1962, S. 19.
53 L. Dolce, Dialogo, 1985, 17r.

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