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Vom Spaltklang zum Sciimelzklang

Prozeß einer Lesefolge umzuformen, dann wird deutlich, daß die schon in der
älteren Forschung immer wieder an der Figuralkomposition in Raphaels Altarbil-
dern beobachtete Verschiebung von symmetrischen zu asymmetrischen Bildord-
nungen einen tieferen Grund hat: Die auf heraldische Symmetrie zielenden tradi-
tionellen Gestaltungsprinzipien des Altarbildes geraten unter den Druck einer
sukzessive erzählenden Bildorganisation, die Raphael Zug um Zug im Zusammen-
spiel von figuraler und farbiger Gestaltung erarbeitet hat. Auf diesem Wege er-
schließt sich auch ein neuer Spielraum für die poetische inventio und farbmetapho-
rische Deutung. In diesem Zusammenhang betrachtet erscheint es als ein nahelie-
gender Schritt, daß Raphael in der Grablragung (Abb. 59) die historia aus der Zone
der Predellen in das Hauptbild verlagerte und damit einen neuen Typus des Altar-
bildes in seinem Giuvre etablierte1"7, der besser in Verbindung mit seinen vorrömi-
schen Historien in den Predellen, als mit den hier betrachteten Altarbildern zu
verstehen ist.

127 H. Locher, Raffael und das Altarbild, 1994, S. 46f., 104ff., J. Meyer zur Capellen,
Raffael in Florenz, 1996, S. 216.

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