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Die Landschafter von Fontainebleau

komponierte den Aufbau seiner Landschaften, malte wie sie alle,
die Bilder nicht von der Natur, sondern nach Studien und aus der
Erinnerung, und wandte Delacroix’ Palette auf die Landschaft an,
wird dabei aber manchmal bunt, manchmal schwarz in den Schatten.
Wohl sah er Farben, aber er dachte an die Holländer, die auch braun
oder schwarz geworden waren, und deren Urweltmäßiges er im Walde
von Fontainebleau liebte. Aber manchmal stehen dann wieder die
Eichen auf grüner Wiese grün unter blauem Himmel, und die Mittel-
gründe seiner Waldbilder, die er hell und naturgetreu malt, enthalten
inmitten ihrer oft stilisierten Umgebung dann plötzlich eine Natür-
lichkeit, die nur er hat.
Dupre, der ihm nahesteht und der ihn ursprünglich entscheidend
angeregt hatte, war kein so großer Konstrukteur, sondern eine un-
bewußtere, etwas dumpfe und melancholische Natur. Nicht so groß-
artig, aber stimmungsvoller und oft bezaubernd durch einen Goldton,
der dunkler wirkt als der Goldton Cuyps, oft überraschend durch
groß gesehene koloristische Kontraste.
Gehen bei Dupre die malerischen Absichten nur leise mit in seiner
Bildrechnung, so malt Diaz ausschließlich den malerischen Effekt
manchmal in genialem Sinne. Kein so großer Charakter wie Rousseau,
keine so ernste Natur wie Dupre, aber temperamentvoll und schwär-
merisch, sorglos und programmlos, schönen Dingen huldigend, ganz
gleich, ob Watteau oder gar Correggio in eleganten bunten Parkszenen
oder bleichen Akten im Waldesdunkel sie auch schon geliebt haben.
In der Begabung für Farbe weitaus der Reichste der Gruppe, und
in seinen besten Sachen nicht zufällig von Renoir so sehr verehrt.
Sein etwas undisziplinierter Geistesverwandter Monticelli fand die
Bewunderung von van Gogh.
Der Intimste und zugleich der Frischeste der Hauptmeister von
Fontainebleau ist Daubigny. Er malt die Dinge, die auch Rousseau
und Dupre vor ihm malten, und könnte wegen des Stoffgebietes
beinahe wie ein Mitläufer und glücklicher Erbe wirken, um so eher,
als er ein sehr liebenswürdiges Temperament ist und sich gern auf
lyrische Intimitäten und weiche Stimmungen einläßt. Aber malerisch
ist er stärker als die anderen. Während sie die Gefühlsstimmung in
manchmal allzu romantischer Weise dominieren lassen, arbeitet er
die malerische Stimmung bis zur letzten Konsequenz durch, er zieht
die malerischen Wirkungen der Farbe und des Lichts schärfer zu-
sammen und läßt den Details, dem einzelnen Baum, dem einzelnen
Haus, dem Kahn im Fluß und den Enten, nicht mehr Bedeutung
 
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