DREIZEHNTER ABSCHNITT
Cezanne
Paul Cezanne hat einmal gesagt: „Ich habe aus dem Impressio-
nismus etwas Solides und Dauerhaftes machen wollen, wie die
Kunst der Museen.“ Ihm, der ein Jahr älter war als Claude Monet,
bedeuteten die Schönheiten des Impressionismus nur etwas Vorläu-
figes. Was er am Impressionismus vermißte, war das gleiche, was
auch einige andere Angehörige der Impressionistengruppe mit der
Zeit entbehrten: das baumeisterliche Element. Wenn Renoir und
Degas bei der Skulptur endeten, wenn die Neoimpressionisten sich
bemühten, ihren Bildflächen eine feste Struktur zu geben, wenn
Gauguin der verhinderte Monumentalmaler der Epoche ward, so
rührten diese Erschütterungen des Impressionismus, so sehr sie aus
dem Impressionismus selber geboren sein mochten,doch aus derselben
Quelle her: Dem Verlangen, dem leuchtenden und bewegten Spiegel-
bild der Welt einen festen, schöpferischen Willen entgegenzusetzen.
Es lag in der impressionistischen Anschauung ein Element, das zur
Passivität, zum Stillhalten verführte.
Die Landschaftsbilder der Impressionisten wirken flach. Für
Cezanne aber ist die Welt ein Tiefenraum, allerdings ein von far-
biger Luft erfüllter Tiefenraum. Er drückt das so aus: „Für uns
Menschen hat die Natur mehr Tiefe als Oberfläche, daher die Not-
wendigkeit, unsere durch Rot und Gelb dargestellten Lichtvibra-
tionen mit einer hinreichenden Menge von Blau zu mischen, um Luft-
wirkung zu erreichen.“ Nach diesem Grundsatz hat er gemalt, seit-
dem er im Freien schuf, und aus diesem Grundsätze heraus ent-
wickelte er den Tiefenbau seiner Bilder, immer im Kampfe mit dem
farbigen Flimmern des Lichtes, das ihn hindert, seine Leinwand
positiv zu decken und die Abgrenzung der Gegenstände zu ver-
folgen, wenn die Berührungsstellen sehr dünn und zart sind; immer
auch im Kampf mit dem Durcheinanderschwirren der Flächen,
das sich, wenn man ehrlich nur malt, was man sieht, der Ab-
grenzung durch Linien entzieht.
Cezannes oberster, einzigerGrundsatz ist, die Natur wiederzugeben,
seine Empfindungen zu realisieren, die Sinneseindrücke zu gestalten.
Nie hat er, der große Stilist, daran gedacht, zu stilisieren. „Man muß
Cezanne
Paul Cezanne hat einmal gesagt: „Ich habe aus dem Impressio-
nismus etwas Solides und Dauerhaftes machen wollen, wie die
Kunst der Museen.“ Ihm, der ein Jahr älter war als Claude Monet,
bedeuteten die Schönheiten des Impressionismus nur etwas Vorläu-
figes. Was er am Impressionismus vermißte, war das gleiche, was
auch einige andere Angehörige der Impressionistengruppe mit der
Zeit entbehrten: das baumeisterliche Element. Wenn Renoir und
Degas bei der Skulptur endeten, wenn die Neoimpressionisten sich
bemühten, ihren Bildflächen eine feste Struktur zu geben, wenn
Gauguin der verhinderte Monumentalmaler der Epoche ward, so
rührten diese Erschütterungen des Impressionismus, so sehr sie aus
dem Impressionismus selber geboren sein mochten,doch aus derselben
Quelle her: Dem Verlangen, dem leuchtenden und bewegten Spiegel-
bild der Welt einen festen, schöpferischen Willen entgegenzusetzen.
Es lag in der impressionistischen Anschauung ein Element, das zur
Passivität, zum Stillhalten verführte.
Die Landschaftsbilder der Impressionisten wirken flach. Für
Cezanne aber ist die Welt ein Tiefenraum, allerdings ein von far-
biger Luft erfüllter Tiefenraum. Er drückt das so aus: „Für uns
Menschen hat die Natur mehr Tiefe als Oberfläche, daher die Not-
wendigkeit, unsere durch Rot und Gelb dargestellten Lichtvibra-
tionen mit einer hinreichenden Menge von Blau zu mischen, um Luft-
wirkung zu erreichen.“ Nach diesem Grundsatz hat er gemalt, seit-
dem er im Freien schuf, und aus diesem Grundsätze heraus ent-
wickelte er den Tiefenbau seiner Bilder, immer im Kampfe mit dem
farbigen Flimmern des Lichtes, das ihn hindert, seine Leinwand
positiv zu decken und die Abgrenzung der Gegenstände zu ver-
folgen, wenn die Berührungsstellen sehr dünn und zart sind; immer
auch im Kampf mit dem Durcheinanderschwirren der Flächen,
das sich, wenn man ehrlich nur malt, was man sieht, der Ab-
grenzung durch Linien entzieht.
Cezannes oberster, einzigerGrundsatz ist, die Natur wiederzugeben,
seine Empfindungen zu realisieren, die Sinneseindrücke zu gestalten.
Nie hat er, der große Stilist, daran gedacht, zu stilisieren. „Man muß