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Renoir
Kunst weiblich genannt hat, vergaß diese geradezu unheimliche
Dämonie des Schöpferischen. Wohl hat Renoir die hinreißendsten
Frauengestalten gemalt, welche die moderne Kunst kennt, und er
wußte selbst nicht zu sagen, ob er überhaupt Maler geworden wäre,
wenn der Frauenbusen nicht etwas so Bezauberndes in der Welt wäre.
Die „Rosita Mauri“ von Manet ist ein unerhörtes Geschöpf, als Er-
scheinung unvergleichlich, aber vielleicht im Sinne Renoirs etwas zu
sehr nur Erscheinung. Renoir verstand mehr vom wahren Wesen
der Frau und empfand den halb sinnlichen, halb geistigen Reiz frauen-
hafter Atmosphäre tiefer und zufriedener. Die Zärtlichkeit und die
Süße der Empfindung hat im ganzen Jahrhundert keiner so wie er
gemalt. Aber die Schwärmerei ist männlich und gesund, ein Schwär-
men ohne Taumel. Glückhaft und ohne den leisesten Anflug von
Skepsis oder gar Zynismus, wie man ihn Boucher zutraut, sondern
froh und dichterisch wie bei Watteau. Daß Pierre Bonnard, ein
kleiner Geistesverwandter Renoirs, sein Schönstes machte, als er
die altfranzösische Übersetzung des hellenischen Romans von
Daphnis und Chloe illustrierte, gibt über das französische Rokoko
hinaus eine Vorstellung davon, wie weit die künstlerische Ahnen-
reihe Renoirs zurückreicht.
Renoir
Kunst weiblich genannt hat, vergaß diese geradezu unheimliche
Dämonie des Schöpferischen. Wohl hat Renoir die hinreißendsten
Frauengestalten gemalt, welche die moderne Kunst kennt, und er
wußte selbst nicht zu sagen, ob er überhaupt Maler geworden wäre,
wenn der Frauenbusen nicht etwas so Bezauberndes in der Welt wäre.
Die „Rosita Mauri“ von Manet ist ein unerhörtes Geschöpf, als Er-
scheinung unvergleichlich, aber vielleicht im Sinne Renoirs etwas zu
sehr nur Erscheinung. Renoir verstand mehr vom wahren Wesen
der Frau und empfand den halb sinnlichen, halb geistigen Reiz frauen-
hafter Atmosphäre tiefer und zufriedener. Die Zärtlichkeit und die
Süße der Empfindung hat im ganzen Jahrhundert keiner so wie er
gemalt. Aber die Schwärmerei ist männlich und gesund, ein Schwär-
men ohne Taumel. Glückhaft und ohne den leisesten Anflug von
Skepsis oder gar Zynismus, wie man ihn Boucher zutraut, sondern
froh und dichterisch wie bei Watteau. Daß Pierre Bonnard, ein
kleiner Geistesverwandter Renoirs, sein Schönstes machte, als er
die altfranzösische Übersetzung des hellenischen Romans von
Daphnis und Chloe illustrierte, gibt über das französische Rokoko
hinaus eine Vorstellung davon, wie weit die künstlerische Ahnen-
reihe Renoirs zurückreicht.