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Drittes Kapitel. Briefe.

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habe auch dem KasteU) darnach insbesondere aufgetragen, er solle
Euch meinen Dienst sagen. Darum bitte ich Euch untertänig, Ihr
wollet mir's verzeihen. Denn ich habe keinen andern Freund auf
Erden denn Euch. Ich gebe dem auch keinen Glauben, daß Ihr
auf mich zürnt. Denn ich halte Euch nicht anders als für einen Vater.
Ich wollte, daß Ihr hier zu Venedig wäret. Es sind so viele
artige Gesellen unter den Italienern, die sich je länger je mehr zu
mir gesellen, daß es einem am Herzen sanft (wohl) tun soll, vernünftige
Gelehrte, gute Lautenschläger, Pfeifer, Verständige in der Malerei
und Leute von viel edlem Gemüte und rechter Tugend und tuen
mir viel Ehre und Freundschaft an. Dagegen sind unter ihnen auch
die untreuesten, verlogene, diebische Bösewichter, von denen ich nicht
geglaubt hätte, daß sie auf dem Erdreich leben. Und wenn's einer
nicht wüßte, so dächte er, es wären die artigsten Leute, die auf Erden
wären. Ich muß über sie lachen, wenn sie mit mir reden. Sie wissen,
daß man solche Bosheit von ihnen weiß, aber sie fragen nichts darnach.
Ich habe viele gute Freunde unter den Italienern, die mich
warnen, daß ich mit ihren Malern nicht esse und trinke. Auch sind
mir ihrer viele feind und machen mein DingU nach in Kirchen und
wo sie es mögen bekommen. Nachher schelten sie es und sagen, es
sei nicht antikischer ArtI) darum sei es nicht gut. Aber GiambellinI)
der hat mich vor vielen Edelleuten gar sehr gelobt. Er wollte gerne
etwas von mir haben und ist selber zu mir gekommen und hat mich
gebeten, ich solle ihm etwas machen, er wolle es wohl zahlen. Und
sagen mir die Leute alle, daß er so ein frommer Mann sei, daß ich
ihm sogleich günstig (wohlgesinnt) bin. Er ist sehr alt und ist noch
der Beste in der Malerei.

1) Kastulus Fugger, gewöhnlich Eastel genannt, gehörte zu der Nürnberger Linie
der Fugger.
2) Ding (Wert) ist ein Sammelname für Kunstsachen. Was sich damals von
Dürers Schöpfungen in Venedig vorfand, waren nicht sowohl Gemälde, sondern
vielmehr Kupferstiche und Holzschnitte, mit denen ja der Meister Handel trieb.
3) im Geiste der) Renaissance geschaffen.
ü Giovanni Bellini, geb. um das Jahr 1428, gest. am 29. November 1516 zu
Venedig, „Hauptmeister der älteren venezianischen Malerschule, zeigt Würde in seinen
Charakteren und Reichtum poetischer Farbenstimmung." Weber, Die vier heiligen
Evangelien, Regensburg 1905, S. 366.
 
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