Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
23

Drittes Kapitel. Briefe.

Dienst Stephan Pauingartner, Herrn Hans HarsdorferZ und Volk-
arner.2) Albrecht Dürer.
III.»)
Meinen willigen Dienst zuvor, lieber Herr Pirkheimer! Ich
schicke Euch hier einen Ring nut einem Saphir, darnach Ihr mir
dringend geschrieben habt. Und ich habe ihn nicht früher zuwege
bringen können. Denn ich bin die zwei Tage stets mit einem guten
Gesellen gegangen, den ich entlohnt habe, zu allen den Goldschmieden,
deutschen und italienischen, die in ganz Venedig sind. Und wir haben
Vergleiche gemacht, aber keinen gefunden gleich dem um solches
Geld. Denn durch viele Bitten habe ich ihn gekauft um 18 Dukaten^)
und 4 Marzellen^) von einem, der ihn selber an der Hand hatte ge-
tragen, der mir ihn zu Diensten gegeben hat. Denn ich gab zu
verstehen, ich wolle ihn für mich selber. Und sobald ich ihn gekauft
hatte, da wollte mir ein deutscher Goldschmied, der ihn bei mir sah,
3 Dukaten zu Gewinn geben. Und darum hoffe ich, er werde Euch
wohl gefallen. Denn jedermann spricht, er sei ein gefundener Stein,
8 Harsdörfer war ein vornehmer und verdienter Nürnberger, 1505 wurde er
Alter Bürgermeister. Er starb i. I. 1511. G. W. K. Lochner, Personennamen in
A. Dürers Briefen aus Venedig, Nürnberg 1870.
2) Es ist nicht zu bestimmen, ob Dürer Hans Volkamer, welcher schon länger im
Rate sah, oder seinen Vetter Stephan, welcher i. I. 1506 in den Rat gewählt wird,
meint.
?) Als dritten Brief bringen Thausing, Heidrich u. a. den Brief, der „am Samstag
vor dem Weihen Sonntag" datiert ist, und überliefern den 28. Februar. Lange und
Fuhse (S. 25) begründen die Ansicht mit den Worten: „Der Weihe Sonntag ist hier
der Sonntag luvses-dit". Aber der Weihe Sonntag war und ist nicht der erste Fasten-
sonntag, sondern der erste Sonntag nach Ostern; an diesem Tage erschienen in der
altchristlichen Zeit die Täuflinge in ihrem weihen Taufgewande und prangen jetzt
Erstkommunikantinnen in ihren weihen Kleidern. Dürer kannte den Weihen Sonntag
und verwechselte ihn nicht mit dem ersten Fastensonntag. Dazu stimmt die Nachricht
Dürers: „Morgen ist gut beichten". Der gehorsame Sohn der Kirche erinnerte sich
an seine Osterpflicht. Durch das allgemeine Konzil vom Jahre 1215 war verordnet
worden, wenigstens einmal im Jahre zu beichten und zur österlichen Zeit die heilige
Kommunion zu empfangen. Gewöhnlich werden beide Sakramente verbunden.
Die Bischöfe bestimmen nun im Fastenhirtenbriefe für ihre Diözesen die österliche
Zeit, in der Regel vom Passionssonntage, dem zweiten Sonntage vor Ostern, bis
zum zweiten oder dritten Sonntage nach Ostern. Dürer hatte sich in Venedig er-
kundigt und erfahren, dah der Weihe Sonntag sehr geeignet sei zur Erfüllung der
österlichen Pflicht. Endlich befriedigen so besser die Daten: 1. Brief vom 6. Januar,
2. Brief vom 7. Februar, 3. Brief vom 8. März, 4. Brief vom 2. April.
ch Der Dukaten d. i. der ungarische Goldgulden hat einen Metallwert von fast
7 heutigen Mark.
Z Llarcello, eine venezianische Silbermünze, geprägt im Jahre 1472 unter dem
Dogen dlicolo Llarcello; ihr Wert war 10 80lüi. Ein 8olclo 2 Pfg. Silberwert.
 
Annotationen