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Institut für Österreichische Kunstforschung [Mitarb.]
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte — 7.1930

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Wilhelm, Franz: Bauherr und Architekt des Reitstallgebäudes zu Eisgrub. Ein Beitrag zur Frühzeit Johann Bernhard Fischers von Erlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.56539#0230
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FRANZ WILHELM / BAUHERR UND ARCHITEKT
DES REITSTALLGEBÄUDES ZU EISGRUB

EIN BEITRAG ZUR FRÜHZEIT JOHANN BERNHARD FISCHERS VON ERLACH.

In der Schrift „Von fler Architektur“1) hat Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein
(1611—1684) seinen Erben und Nachfolgern eingehende Weisungen über den künstlerisch-
architektonischen Bau von Kirchen, von Palästen auf dem Lande mit Vorhöfen, Pferde-
stallungen, Reitschulen, Lust- und Tiergärten und über die Errichtung von Stadtpalästen
hinterlassen und sie zur Ausführung solcher Werke angeeifert, weil durch derartige Bauten
allein der Name des Erbauers den kommenden Jahrhunderten überliefert und unsterblich
gemacht wird. Als Orte, an denen zu bauen sein wird, bezeichnet der Fürst in derselben
Schrift insbesondere Troppau, Jägerndorf, Feldsberg, Eisgrub, Aussee und Schwarzkosteletz
einerseits, Wien, Prag und Brünn anderseits2).
Einen namhaften Teil dieses Programms hat schon der Sohn und Nachfolger des Ver-
fassers dieser Schrift, Fürst Johann Adam Andreas (1662—1712), durchgeführt, der seinen
Namen als Erbauer der Franziskanerkirche in Feldsberg, der Schlösser Plumenau und Felds-
berg, ersteres noch zu Lebzeiten des Vaters und unter dessen künstlerischer Anleitung be-
gonnen, der Wiener Paläste in der Bankgasse und in der Rossau verewigt hat. Im folgenden
soll dieser Fürst als Bauherr eines weiteren, heute noch bestehenden Architekturwerkes
festgestellt und auch der Künstler, welcher die Pläne hiezu entworfen hat, nachgewiesen
werden.
Vom 5. April des Jahres 1688 angefangen verzeichnen die Hofzahlamtsrechnungen3) des
Fürsten Johann Adam Andreas neben den Ausgaben für den Schloßbau zu Feldsberg regel-
mäßig auch namhafte Summen, die für Maurer und Handlanger zu Eisgrub ausgegeben
wurden, jedoch ohne nähere Angabe, für welchen Bau zu Eisgrub diese Zahlungen, die bis
zum Jahre 1698 die stattliche Höhe von fast 11.000 fl. erreichen, geleistet wurden. Erst am
20. Februar 1690 melden die genannten Hofzahlamtsrechnungen ganz gelegentlich, daß der
Garschönthaler Steinbrecher Salomon Steine zu den Eisgruber Ställen geliefert habe, und
es bleibt auf Grund weiterer archivalischer Nachrichten gar kein Zweifel, daß im Jahre 1688
mit dem Bau des Eisgruber Reitstallgebäudes begonnen wurde. Dieses Gebäude bildet ein
geschlossenes Viereck mit einem großen Hof in der Mitte und demgemäß ist auch in den
gleichzeitigen Aufzeichnungen stets von dem Bau von vier Roßställen die Rede. Der erste
Stall für 51 Pferde kam schon 1690 unter Dach, der zweite gegen den Garten zu gelegene
Stall für 39 Pferde wurde jedenfalls vor Ende des Jahres 1693 vollendet. Dann pausierten
die Arbeiten bis zum Sommer 1695, zu welcher Zeit der Bau des dritten, gegen die Thaya
zu gelegenen Stalles für 39 Pferde und des vierten Stalles begonnen und 1696 beziehungs-
’) Herausgegeben von V. Fleischer, Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein als Bauherr und Kunstsammler. Wien und
Leipzig 1910, S. 87-—209.
2) Ebenda S. 183 ff.
3) Im Hausarchiv der regierenden Fürsten von Liechtenstein (fortan kurz als Hausarchiv zitiert).
 
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