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Wilbertz, Otto Mathias; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Die Urnenfelderkultur in Unterfranken — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 49: Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.73517#0092
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auch dem Ende der Stufe BzC angehören. Es
enthielt Beinbergen, Armspiralen, Brillenspiralen
sowie eine Nadel mit eingetiefter Kopfplatte und
vierkantigem Schaftknoten. Das Fehlen von Kera-
mik in diesem wie auch in einigen anderen früh
ausgegrabenen Inventaren dürfte auf unsachge-
mäßer Bergung beruhen394).
Im Osten des Arbeitsgebietes tritt an die Stelle der
mittelrheinischen Krüge Keramik mit vertikaler
und schräger Riefung. Sie ist in den Gräbern von
Etwashausen mit Griffplattenmessern und Nadeln
mit waagerecht geripptem Tonnenkopf vergesell-
schaftet (Taf. 68,1 —9). Eine ähnliche Nadel begeg-
net in einem Grab von Gädheim zusammen mit
einer Mohnkopfnadel (Taf. 75, 1— 3). An das Ende
der Stufe Bz D dürfte das Körpergrab von Herlheim
gehören (Taf. 85, 6 — 10; 86, 1 -6), in dem die oben
angesprochene östliche Riefenware zusammen mit
datierenden Bronzen (Riegseeschwert, Nadel vom
Typ Dorndorf, Griffplattenmesser) vorkommt.
Keine Tongefäße, aber charakteristische Schmuck-
formen lieferte das Grab von Stettfeld (Taf. 77,1
—3;78, 1—3). Hier fanden sich Armbergen, Arm-
spiralen und Brillenspiralen. Daran läßt sich ein
Grab von Zeil anschließen (Taf. 75, 15— 57), das
ebenfalls zwei Beinbergen enthielt. Aus dem süd-
lichen Steigerwald-Vorland liegen zwei Armringe
der Stufe Bz D mit leiterbandähnlicher Schraffur
von Iphofen-Hellmitzheim vor (Taf. 63,5.12).
b. Die Stufe Ha A 1
Während die vorhergehende frühe Stufe mit hinrei-
chender Klarheit umschrieben werden kann, ist eine
Gliederung der folgenden Abschnitte der Urnenfel-
derzeit schwieriger. Zwar lassen sich einzelne Stücke
und Inventare einer Phase zuweisen, aber einer
klaren Trennung von Horizonten sind — wie im
benachbarten Ober- und Mittelfranken — Grenzen
gesetzt395). Bei einer solchen Trennung müssen für
den Untermain und die östlichen Teile des Arbeits-
gebietes verschiedene Wege beschritten werden.
Westlich des Spessart bietet sich das Gräberfeld von
Aschaffenburg-Strietwald als Ausgangspunkt an.
Hier lassen sich von der beschriebenen mittelrheini-

schen Bz D-Keramik neu auftretende Gefäßformen
mit abgesetztem und ohne Halsfeld unterscheiden,
die auf der Schulter mit horizontalen Breitriefen
verziert sind. Daneben kommen Knickwandscha-
len auf396). In Ha A l-zeitlichen Gräbern westlich
des Spessart sind Bronzen, welche die Datierung
stützen könnten, relativ selten. Vom Strietwald
liegen nur ein Messer mit geradem Rücken und
keilförmigem Klingenquerschnitt aus Grab 27
(Rau Taf. 15,8) sowie Armringe mit Schrägstrich-
gruppen aus Grab 26 (Rau Taf. 14,8) bzw.
querverlaufenden Fischgrätenbändern und Quer-
strichgruppen aus Grab 21 (Rau Taf. 12,11.12)
vor.
Nach Osten hin wird die oben beschriebene Ha A 1-
Keramik seltener, um im Steigerwald-Vorland fast
völlig zu fehlen. Neben sie tritt hier vielfach östlich
geprägte Tonware (vgl. oben S. 28 ff.). Die Anzahl
datierbarer geschlossener Funde ist geringer als im
Westen, so daß die zeitliche Ordnung des Fundstof-
fes hier weniger sicher erscheint. In Eßfeld (231).
Grab 1,begegnet horizontal geriefte Ware gemein-
sam mit einem Griffangelschwert einer nach
diesem Fund benannten Variante, Messern mit
geradem Rücken und keilförmigem Klingenquer-
schnitt und zwei älter erscheinenden Beinbergen
(Taf. 53). Ein Rasiermesser der Variante Dietzen-
bach datiert ein Grab von Gädheim in diese Zeit
(Taf. 75,4).
c. Die Stufe Ha A 2
Die folgende Stufe Ha A 2 kann am keramischen
Fundstoff ebenfalls wieder vor allem im Westen
definiert werden. Zu der in Ha A 1 einsetzenden
Horizontalriefung treten in der folgenden Stufe
geraffte Riefen hinzu. Wie W. Kubach gezeigt
hat397), findet diese Stufentrennung ihre Bestäti-
gung in der Horizontalstratigraphie des Gräberfel-
des vom Strietwald, wo sich grob eine Belegung von
Süden nach Norden aufzeigen läßt: Keramik mit
gerafften Riefen liegt eher im nördlichen (jüngeren)
Teil der Nekropole. Mit Bronzen ist die Ha A 2-
zeitliche Tonware in Aschaffenburg-Strietwald nur
selten vergesellschaftet. So erbrachte Grab 2 neben

394) Im Falle des HaA2-zeitlichen Grabes von Aub (226) ist im Fundbericht ausdrücklich erwähnt, daß Tongefäße zwar
gefunden, aber nicht geborgen wurden. Vgl. PWÜ 117.

395) Vgl. H. Hennig, Ober- und Mittelfranken 33 ff.

396) Vgl. W. Kubach u. I. Kubach-Richter, Fundber. Hessen 14, 1974 (1975) 145ff.

397) W. Kubach, Fundber. Hessen 13, 1973 (1975) 422.

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