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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0005
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Neuntes Kapitel.

Basilika des hl. Klemens.

ie Zeit, in welche die Erbauung der Basilika des hl. Klemens fällt, kann man annähernd
bestimmen. „Das Andenken" an den Papst „bewahrt bis auf den heutigen Tag die in
Rom gebaute Kirche", schreibt der hl. Hieronymus um das Jahr 392 \ Diese durch keinen Zu-
satz eingeschränkten Worte, sowie der Ausdruck DOMINICVM CLEMENTIS, der auf einer
alten Marke zu lesen ist2, lassen auf ein relativ hohes Alter dieser Kirche schließen. Trotzdem
möchten wir den Termin ihrer Erbauung nicht bis in die konstantinische Zeit hinaufrücken,
sondern etwa die Mitte des 4. Jahrhunderts dafür annehmen; denn das Monogramm
Christi, welches den Scheitelpunkt des Apsismosaiks ziert, ist von den apokalyptischen
Buchstaben begleitet (Taff. 117 f). Mit dieser ungefähren Datierung müssen wir uns
bescheiden, da kein direktes Zeugnis zu Gebote steht. Wir wissen nicht, wer die Kirche
gebaut hat; noch besitzt sie selbst irgend ein datiertes Monument, das unmittelbar aus
den Anfängen ihres Daseins herrühren würde.

Mehrere bei den Ausgrabungen gefundene Fragmente zweier Epigramme in der philo-
kalianischen Kalligraphie, die der Basilika angehören dürften und nicht von auswärts in sie
gelangt sind, beweisen, daß der um die Märtyrergräber der Katakomben so hoch verdiente
Papst Damasus auch dem hl. Klemens seine Aufmerksamkeit zugewendet hat; sie reichen
aber nicht hin, um uns über den Inhalt der Epigramme zu unterrichten. Wahrscheinlich
werden sie in der gewohnten Weise das Lob des in der Verbannung gestorbenen Heiligen
verkündet haben. Auf Arbeiten, welche ein GAudentius (?) PRAESBITER unter dem
Pontifikat des Siricius, Salvo SIRicio epISCopo, ausgeführt hat, deuten ebenfalls Inschrift-
fragmente hin; sie sind wohl Reste von der marmornen Bekleidung der Wände des Pres-
byteriums. Das hohe Ansehen der Basilika bezeugt Zosimus sowohl dadurch, daß er in
ihr ein Konzil gegen die Pelagianer abhielt als auch durch die Worte, mit denen er ihrer in
seinem Briefe „an Aurelius und alle afrikanischen Bischöfe" gedenkt'. Nimmt man dazu die
Inschriften von den Säulen und Schranken des Altares, welchen der Presbyter Merkurius,
der spätere Papst Johannes I., mit seinen Hilfsgeistlichen, CVM SOCIIS, unter dem Pontifikat

1 De viris inlustrAß: Migne, PL 23,633, Richardson 16—17: Liber pontificalis I 223, Anm. 7 besprochen. Über das von
„ . . . nominis eius memoriam usque hodie Romae exstructa Armellini (Chiese 3) in S. Pietro e Marcellino entdeckte Graf-
ecclesia custodit". fito, in welchem man den fraglichen Ausdruck zu finden glaubte,

2 Veröffentlicht von de Rossi, Bullett. crist. 1863, 25ff. Der vgl. meine Beiträge zur christl. Archäol. in Rom. Quartalschr.
Ausdruck „dominicum" ( Kirche) auch bei Duchesne im 1908, 81. 3 Mansi, Concil. IV 350.

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