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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0579
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Erstes Kapitel.
Vorbemerkungen.

§ 1. Zur Technik der Tafelmalerei.

er schon in der vorchristlichen Kunst aufgekommene und durch die ägyptischen
Porträtfunde Theodor Grafs so glänzend beleuchtete Brauch, im Gegensatz zu Wand-
malereien Gemälde auf Holztafeln auszuführen, die man leicht fortschaffen konnte, war so
allgemein, daß man annehmen darf, dieser Kunstzweig sei auch bei den Christen frühzeitig
in Übung gewesen. Aus den zwei ersten Jahrhunderten steht uns an schriftlichen Zeugnissen
allerdings nur die von dem hl. Irenäus überlieferte Nachricht zu Gebote, derzufolge einige
Sekten im Besitz von Tafelgemälden mit der Darstellung Christi waren'. Aber schon
Eusebius von Cäsarea bezeugt das gleiche auch für orthodoxe Christen, was uns an das Ende
des 3. Jahrhunderts versetzt. Wenn diese Gemälde für ihn eine heidnische Art, den Heiland
zu verehren, bedeutetenL', so darf man daraus nicht etwa auf eine Seltenheit derselben
schließen; denn der Bischof war ja bilderfeindlich. Auch das Fehlen der Monumente kann
nicht zu sehr ins Gewicht fallen, da es sich aus der geringen Haltbarkeit des Materials
der Tafelgemälde, Holz und Leinwand, genügend erklärt. In den Katakomben, wo uns
so viele und so wichtige Werke der Kleinkunst bewahrt wurden, gesellte sich noch die
Feuchtigkeit hinzu, welche die Zerstörung in hohem Grade begünstigte. Tatsächlich ist
das auf Leinwand gemalte Verstorbenen-Porträt, welches in der sogenannten Ozeansgruft
an der Wand befestigt war, vermodert und zu Grunde gegangen und hat nur die Eindrücke
der Leinwand in dem frischen Bewurf sowie die eingeschlagenen Nägel zurückgelassen
(Taf. 182, l)'. Allein dem trockenen Sande Ägyptens hat man es zu verdanken, daß die
dortigen Porträte der Mumien sich gerettet haben.

Der Gebrauch der Tafelgemälde erhielt sich durch das ganze Mittelalter hindurch bis
zur Einführung der Ölmalerei. Er besteht noch in Rußland und in mehreren Teilen des
Orients; ja auch bei uns kommt er, wenngleich nur vereinzelt, immer wieder zu Ehren.

Unter den Begriff „Tafelmalerei" fallen nicht bloß die Staffeleibilder, welche man an
der Wand aufhängte, sondern auch solche, die auf Altären aufgestellt oder mit denen die
Gewände von Altären, gewöhnlich die Vorderwand, geschmückt wurden. Obgleich diese
ebenfalls aus hölzernen Tafeln, also aus festem Material bestanden, nannte man sie „ante-
pendia", was nach dem eigentlichen Wortsinne an die ursprüngliche Ausschmückung des
Altars mit Vorhängen erinnerte, die in freien Falten herabfielen.

1 Contra haer. 1, 25, 6: Migne, PG 7, 685 f. Vgl. auch, was Eusebius in seiner Kirchengeschichte (ebd. 679)

2 Ep. 2 ad Constantiam Augustam: Mig-ne, PG 20, 1545. darüber sagt. ! Siehe oben S. 108.

Wilpert, Mosaiken und Male

IL Band.

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