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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0143
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Zwölftes Kapitel.

S. Maria Antiqua.

|ie im Jahre 1900 erfolgte Entdeckung der Kirche S. Maria Antiqua1 wird stets eines der
größten Ereignisse in der christlichen Kunstgeschichte bleiben. Wie an keinem andern
Orte sieht man hier Malereien aus den verschiedensten Jahrhunderten vereinigt, und zwar
Malereien, die nie von der Hand eines Restaurators berührt worden sind. Da viele von
ihnen sicher datiert werden können, so werfen sie ein helles Licht auf die übrigen und
wirken dadurch wie eine Offenbarung. Malereien z. B., die man früher in das Ende des
13. Jahrhunderts versetzt haben würde, haben sich als der Zeit Johannes' VII. (705—707)
angehörig oder als noch älter erwiesen. Der Eindruck, den die Entdeckung der Basilika
namentlich auf die sich der christlichen Archäologie und Kunst widmenden Gelehrten machte,
war denn auch ein gewaltiger. Es fanden sich allsogleich Männer, welche die aus dem
Schutt erstehende Basilika zum Gegenstand ihres Studiums machten, während die Tages-
blätter bei jedem größeren Fund Veranlassung nahmen, um über den Fortgang der Aus-
grabungen zu berichten. Ein ganz besonderes Interesse erweckte das Bild des Theodotus
in der Kapelle der hll. Quirikus und Julitta mit jener Inschrift, welche dem Streit über den
wahren Namen der Kirche ein Ende bereitete (Taf. 182,2). Kurz vorher hatte ich Gelegen-
heit, in derselben Kapelle der Freilegung des Kreuzigungsbildes beizuwohnen (Taf. 180).
Commendatore Boni, der Direktor der Ausgrabungen, ließ auf den Schutt, der bis an den
unteren Rand der Nische reichte, eine Leiter legen, so daß ich bequem bis vor das Gemälde
herantreten konnte. Es war sozusagen ein Wunder der Erhaltung! Ich habe nie eine alte
Wandmalerei gesehen, welche eine ähnliche Frische der Farben aufwies. Im Anblick dieser
Farbenpracht habe ich mich, nebenbei gesagt, entschlossen, die Fresken von S. Maria
Antiqua sämtlich kopieren zu lassen, um sie der Nachwelt zu bewahren; aber erst zwei
Jahre später, nach der Veröffentlichung meines Werkes über die Katakombenmalereien,
kam ich in die Lage, meinen Entschluß ausführen zu können.

Wie vorauszusehen war, erschienen auch bald zusammenfassende Abhandlungen, von
denen die meisten wertvolle Beiträge zur Kenntnis der Kirche bieten, so sehr auch die darin
vorgetragenen Ansichten über das Alter derselben auseinandergehen. Einige verlegen die
Gründung der Kirche in die Zeit Konstantins d. Gr., andere in die der byzantinischen
Herrschaft; nach diesen letzteren wären die ältesten Malereien nicht vor die Mitte des

1 Auf einige Malereien der Kirche war man schon im Jahre solenni Possessi dei Romani Pontefici 370; de Rossi, Bullett.
1702 und später 1885 gestoßen. Vgl. Cancellieri, Storia dei 1868, 16 91; 1885, 142 f.
 
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