Zweites Kapitel.
Darstellungen Christi.
ie in den oben behandelten biblischen Zyklen „der Anfang und das Ende Christus
war, in dem die alttestamentlichen Prophetien sich verwirklicht haben"1, so war er
auch in der Tafelmalerei der bevorzugte Gegenstand. Gleich die ältesten Gemälde brachten
ihn, wie wir sahen, zur Darstellung, und um die Wende des 4. zum 5. Jahrhundert gab es
nach dem bekannten Ausspruch des hl. Augustin schon unzählige Christusbilder'.
Von den Missionären sodann, welche Gregor d. Gr. nach England schickte, wird berichtet,
daß „sie einherzogen, indem sie ein silbernes Kreuz als Fahne und das auf einer Tafel
gemalte Bild des Herrn und Erlösers vorantrugen"3. Jene Gemälde abgerechnet, auf denen
der Heiland allein vergegenwärtigt ist, scheint er mit Vorliebe und schon in altchristlicher
Zeit namentlich in drei Szenen dargestellt worden zu sein: „Illum adoramus, quem per
imaginem aut natum aut passum, sed et in throno sedentem recordamur", „Jenen beten
wir an, der uns im Bilde als Kind, als Gekreuzigter und als Thronender vorgeführt ist",
lesen wir an einer Stelle, welche dem soeben erwähnten Papst zugeschrieben ist4. Diese
Dreizahl von Bildern war vortrefflich ausgewählt; denn sie bot einen Auszug aus der
ganzen Heilsgeschichte. Daß sie erst zur Zeit Gregors d. Gr. oder gar noch später auf-
gekommen sei, möchten wir um so weniger annehmen, als ihr Inhalt in dem apostolischen
Glaubensbekenntnis wurzelt5. Ihr höheres Alter bezeugt auch der Zyklus von Male-
reien, mit denen die über der Katakombe der Priscilla erbaute Basilika des hl. Silvester
geschmückt war. Papst Hadrian I. gedenkt derselben in seinem Briefe an Karl d. Gr.
und schreibt sie Cölestin I. (422—432) zu, dessen Grab in jener Basilika lag; ihm zu-
folge sollen sie sich auf das Konzil von Ephesus bezogen haben''. Die Malereien waren
also noch im 8. Jahrhundert erhalten und müssen zu den wichtigsten gehört haben, sonst
hätte sie Hadrian in seiner kurzen Liste nicht aufgezählt. Sie werden jedoch mit Un-
recht als Werke Cölestins I. ausgegeben, weil dieser noch vor Beendigung des Konzils
gestorben ist. Wenn Hadrian sie trotzdem mit dem Ephesinum in Verbindung setzen
konnte, so ist das ein Hinweis auf die Art der dargestellten Gegenstände. Doch wir brauchen
1 S. Paulin., Ep. 38, 3: Migne PL 61, 359: „Ipse (Christus) est
enim initium et finis, qui in lege velatur, in Evangelio revelatur .
Epist. Greg. M. 7, 54 ad Secundinum: Ewald, Gregorü I
Regist. in Mon. Germ. hist. Epist. a. a. O. Nach Ewald wird die
2 De Trinit. 8, 4, 7: Migne, PL 42, 951. Wenngleich der Stelle zuerst von Hadrian I. in seinem Schreiben an Karl d. Gr.
Heilige hier nur im allgemeinen von den Christusdarstellungen dem genannten Papst zugeschrieben.
5 Siehe oben S. 219.
6 Mansi, Concil. Coli. XIII 801: „Item et de s. tertio concilio
spricht, so fällt doch die Hauptzahl auf die Tafelgemälde, weil
er den gänzlichen Mangel an Ähnlichkeit der Bildnisse unter sich
feststellt und bei Porträtfragen die Tafelmalerei tonangebend ist. s. Coelestinus papa proprium suum cymiterium picturis deco-
Ioan. Diac., Vita s. Greg. M. 4, 9: Migne, PL 75, 369.
ravit". Vgl. oben S. 474.
Darstellungen Christi.
ie in den oben behandelten biblischen Zyklen „der Anfang und das Ende Christus
war, in dem die alttestamentlichen Prophetien sich verwirklicht haben"1, so war er
auch in der Tafelmalerei der bevorzugte Gegenstand. Gleich die ältesten Gemälde brachten
ihn, wie wir sahen, zur Darstellung, und um die Wende des 4. zum 5. Jahrhundert gab es
nach dem bekannten Ausspruch des hl. Augustin schon unzählige Christusbilder'.
Von den Missionären sodann, welche Gregor d. Gr. nach England schickte, wird berichtet,
daß „sie einherzogen, indem sie ein silbernes Kreuz als Fahne und das auf einer Tafel
gemalte Bild des Herrn und Erlösers vorantrugen"3. Jene Gemälde abgerechnet, auf denen
der Heiland allein vergegenwärtigt ist, scheint er mit Vorliebe und schon in altchristlicher
Zeit namentlich in drei Szenen dargestellt worden zu sein: „Illum adoramus, quem per
imaginem aut natum aut passum, sed et in throno sedentem recordamur", „Jenen beten
wir an, der uns im Bilde als Kind, als Gekreuzigter und als Thronender vorgeführt ist",
lesen wir an einer Stelle, welche dem soeben erwähnten Papst zugeschrieben ist4. Diese
Dreizahl von Bildern war vortrefflich ausgewählt; denn sie bot einen Auszug aus der
ganzen Heilsgeschichte. Daß sie erst zur Zeit Gregors d. Gr. oder gar noch später auf-
gekommen sei, möchten wir um so weniger annehmen, als ihr Inhalt in dem apostolischen
Glaubensbekenntnis wurzelt5. Ihr höheres Alter bezeugt auch der Zyklus von Male-
reien, mit denen die über der Katakombe der Priscilla erbaute Basilika des hl. Silvester
geschmückt war. Papst Hadrian I. gedenkt derselben in seinem Briefe an Karl d. Gr.
und schreibt sie Cölestin I. (422—432) zu, dessen Grab in jener Basilika lag; ihm zu-
folge sollen sie sich auf das Konzil von Ephesus bezogen haben''. Die Malereien waren
also noch im 8. Jahrhundert erhalten und müssen zu den wichtigsten gehört haben, sonst
hätte sie Hadrian in seiner kurzen Liste nicht aufgezählt. Sie werden jedoch mit Un-
recht als Werke Cölestins I. ausgegeben, weil dieser noch vor Beendigung des Konzils
gestorben ist. Wenn Hadrian sie trotzdem mit dem Ephesinum in Verbindung setzen
konnte, so ist das ein Hinweis auf die Art der dargestellten Gegenstände. Doch wir brauchen
1 S. Paulin., Ep. 38, 3: Migne PL 61, 359: „Ipse (Christus) est
enim initium et finis, qui in lege velatur, in Evangelio revelatur .
Epist. Greg. M. 7, 54 ad Secundinum: Ewald, Gregorü I
Regist. in Mon. Germ. hist. Epist. a. a. O. Nach Ewald wird die
2 De Trinit. 8, 4, 7: Migne, PL 42, 951. Wenngleich der Stelle zuerst von Hadrian I. in seinem Schreiben an Karl d. Gr.
Heilige hier nur im allgemeinen von den Christusdarstellungen dem genannten Papst zugeschrieben.
5 Siehe oben S. 219.
6 Mansi, Concil. Coli. XIII 801: „Item et de s. tertio concilio
spricht, so fällt doch die Hauptzahl auf die Tafelgemälde, weil
er den gänzlichen Mangel an Ähnlichkeit der Bildnisse unter sich
feststellt und bei Porträtfragen die Tafelmalerei tonangebend ist. s. Coelestinus papa proprium suum cymiterium picturis deco-
Ioan. Diac., Vita s. Greg. M. 4, 9: Migne, PL 75, 369.
ravit". Vgl. oben S. 474.