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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0217
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1 erklärt.

Dreizehntes Kapitel.

Vier Kapellen am lateranensischen Baptisterium.

er hl. Hilarus (461—468) gehört zu den Päpsten, welche einen Ehrenplatz in der
Kunstgeschichte verdienen. Wie eine Inschrift meldet, ließ er die Basilika der hl.
Anastasia, die bis dahin nur Malereien hatte, mit Mosaiken ausschmücken1; und der Liber
pontificalis sagt von ihm, daß „er in dem Baptisterium der Basilika Konstantins drei Kapellen:
die des hl. Johannes Bapt., des hl. Johannes Ev. und des heiligen Kreuzes, erbaute". Auf diese
Notiz folgt das Verzeichnis der goldenen und silbernen Kultgeräte, die Hilarus den Kapellen
schenkte, und bei der des heiligen Kreuzes die Beschreibung des von drei Säulenhallen
eingeschlossenen Prachthofes, durch welchen man aus dem Baptisterium in die Kapelle ge-
langte2. Alle drei Oratorien hatten marmorne Fußböden und waren mit der üblichen
Marmorinkrustation und mit Mosaiken geschmückt. Dasjenige des heiligen Kreuzes muß
auch in architektonischer Hinsicht eine ganz hervorragende Leistung gewesen sein; denn
Künstler und Architekten des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben sich
viel mit demselben beschäftigt'; und als Sixtus V. (1585—1590) es niederreißen ließ, um
den Platz vor dem Lateran zu vergrößern, da war die Entrüstung allgemein. „Hoc nobilissimum
Oratorium, gemente prope urbe deiectum, magnum sui omnibus desiderium reliquit", schrieb
Pompeo Ugonio', unter dessen Augen die Zerstörung vor sich ging. Auch der Kardinal
Baronio, ein weiterer Augenzeuge, verurteilte diesen Akt des Vandalismus5. Aber das Unglück
war geschehen; die altchristliche Kunst hatte eines ihrer glänzendsten Denkmäler verloren.
Heute sind wir für seine Würdigung auf einige dürftige Nachrichten sowie auf Skizzen
und Pläne angewiesen, welche in großer Zahl bei Rohault de Fleury und Lauer zusammen-
gestellt sind6. Mit Hilfe derselben können wir uns eine annähernd genaue Idee von der
Form dieses wichtigen Monumentes und dem Reichtum seiner Ausschmückung verschaffen.

1 De Rossi, Inscript. christ. II, I, 24, n. 25. Ihm, Damasi Epi-
grammata 102, n. 104.

1 Ed. Duchesne I 242, Mommsen 107 f: „Hie fecit oraturia III
in baptisterio basilicae Constantinianae saneti Iohannis bap-
tistae et saneti Iohannis evangelistae et sanetae crucis, omnia
ex argento et lapidibus pretiosis: confessionem saneti Iohannis
baptistae ex argento, qui pens. üb. C, et crucem auream; con-
fessionem saneti Iohannis evangelistae ex argento, qui pens.
lib. C, et crucem auream; in ambis oraturiis ianuas aereas ar-
gento clusas. Oraturium sanetae crucis: confessionem, ubi
lignum posuit domini cum crucem auream cum gemmis, qui
pens. lib. XX; ex argento in confessionem ianuas, pens. lib. L;
supra confessionem arcum aureum, qui pens. lib. IUI, quem

portant columnae unichinae, ubi stat agnus aureus, pens lib. II"
usw.

3 De Rossi, Musaici Fasz. XVII—XVIII fol. 1.

1 Cod. Barb. lat. 1994 fol. 154. Die „Struktur" des Orato-
riums war so „elegant", daß die Meinung aufkommen konnte,
Michelangelo habe ihm den Plan von S. Peter entlehnt. Vgl.
Rasponi, De basilica et patriarchio Lateranensi, Rom 1656, 232.

5 Ann. eccl. a. 449 n. CIX. Jakob Grimaldi erwähnt das
Oratorium des heiligen Kreuzes als eine Jugenderinnerung:
„quod in pueritia ego Iacobus Grimaldus saepius vidi". Bei
Lauer, Le palais de Latran 581.

6 Rohault de Fleury, Le Latran au moyen-äge 515 Taff. II IV
V XXIII—XXXIX; Lauer a. a. O. 57 ff 177 466 ff.
 
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