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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0651
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Erstes Kapitel.

Zweck der religiösen Malereien nach römischer Auffassung.

it Recht wurde hervorgehoben1, daß der Glaube an übernatürlich entstandene Bilder,
den wir als ein durch und durch orientalisches Erzeugnis kennen lernten, besonders
stark in Kappadozien und Syrien war, also da, wo auch die theologische Vertretung des
Bildersturmes ihren Sitz hatte. In der Bilderfrage war der Orient von jeher das Land
der Gegensätze. Kaum hören wir etwas von religiösen Gemälden, gleich zeigen sich
ihre Gegner. Auf zwei solche machten wir schon oben aufmerksam. Als dritten nen-
nen wir aus dem Ende des 4. Jahrhunderts Asterius, Bischof von Amasea in Pontus,
welcher den Bildern im allgemeinen abhold war2, diejenigen des Heilandes geradezu miß-
billigte und deshalb abriet, ihn im Bilde darzustellen': „Male Christum nicht. Es möge
seine Erniedrigung in der Menschwerdung genügen, der er sich freiwillig um unsertwillen
unterwarf. Trage dafür geistigerweise das unkörperliche Wort in deinem Herzen." Bei diesen
bilderfeindlichen Strömungen sind zweifelsohne semitische Tendenzen, welche später im Mo-
hammedanismus ihren krassesten Ausdruck fanden, im Spiele. Dieselben machten sich auch
in einigen Provinzen des Okzidents fühlbar. Wir sahen das zunächst bei den Vätern des Konzils
von Elvira'. Und der hl. Epiphanius hatte noch zweihundert Jahre später an Serenus, dem Bischof
von Marseille, einen Partner5. Serenus trat angeblich gegen Mißbräuche in der Bilderverehrung
auf; er ließ sich dabei so weit hinreißen, daß er Gemälde zerbrach. Auf die Nachricht davon
schrieb der hl. Gregor d. Gr. ihm einen Brief, in welchem er ihn zu gleicher Zeit lobt und tadelt
und die Gelegenheit benützt, um ihm seine eigenen Grundsätze über religiöse Bilder kurz und
bündig darzulegen. „Es ist uns", sagt er dem Bischof, „mitgeteilt worden, daß du aus un-
bedachtem Eifer Tafelbilder von Heiligen zerbrochen und dich damit entschuldigt hast, daß
man sie nicht anbeten dürfe. Daß du die Anbetung derselben verbietest, kann dir nur zum
Lobe gereichen; daß du aber Gemälde zerbrochen hast, dafür verdienst du Tadel. Sage mir,
Bruder, hat man je von einem Priester gehört, was du getan hast? Wenn nichts anderes,
mußte dich nicht die Erwägung davon abhalten, daß du mit Verachtung der andern Brüder
dich allein heilig und weise dünktest? Etwas anderes ist es, eine Malerei anzubeten, etwas
anderes, durch ihre Darstellung den Gegenstand der Anbetung kennen zu lernen. Was
nämlich dem Lesenden die Schrift, das ist dem Ungebildeten die Malerei; denn in dieser
sehen die Unwissenden, was sie zu befolgen haben, lesen also auch des Lesens Unkundige.

1 E. v. Dobschiitz, Christusbilder 265. 3 Homil. I de divite et Lazaro: Migne, PG 40,168 ; ed. Com-

Uber die Beschreibung der oben (S. 5) zitierten bildlichen befis, Bibliotheca Patrum concionatoria III 288.

Darstellungen des Martyriums der hl. Euphemia siehe unten ' Siehe oben S. 3 f.

das letzte Kapitel. Vgl. darüber auch Bardenhewer, Patrologie 5 Es wird nicht überflüssig sein, darauf hinzuweisen, daß

(3. Aufl.) 268. Marseille damals mit dem Orient in engster Fühlung stand.
 
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