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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0144
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Zweites Buch. Die hervorragendsten kirchlichen Denkmäler mit Bilderzyklen.

6. Jahrhunderts anzusetzen. Am einflußreichsten wurden die Untersuchungen G. Rushforths,
welcher der Kirche als erster eine wichtige Monographie gewidmet hat1. Seine Ansicht
über die Zeit der Gründung der Basilika fand bei den Kunsthistorikern eine sehr günstige
Aufnahme und wurde in der Hauptsache auch in der allerletzten Arbeit über die Kirche,
einer Riesenmonographie, wiederholt'. Wir können sie leider nicht teilen; deshalb wollen
wir sie gleich hier kurz auseinandersetzen und ihr dann die unsrige folgen lassen3.

§ 1. Zeit der Gründung der Kirche.

Rushforth lehnt den von einigen Gelehrten angenommenen konstantinischen Ursprung
der Kirche ab. Seine Gründe, meist negativer Art, machen zwar in ihrer Gesamtheit Ein-
druck, sind aber nicht ganz überzeugend. Er betont vor allem das späte Auftreten der Basi-
lika in der Literatur. Das aus dem 7. Jahrhundert stammende Verzeichnis der Kirchen sei das
älteste Dokument, in welchem sie aufgeführt werde; und der Liber pontificalis, der so gern
von Kirchen rede, finde erst unter Johannes VII. Gelegenheit, sie zu erwähnen. Auf eine
relativ späte Zeit soll auch der Umstand hinweisen, daß sie in einem öffentlichen Gebäude
eingerichtet wurde; denn die erste derartige Umwandlung, die des „templum Sacrae Urbis"
in die Basilika der hll. Kosmas und Damian, habe sich unter Felix IV. (526—530), die
zweite, die des Pantheons in „S. Maria Rotunda", unter Honorius I. (625—638) vollzogen.
Da ferner die älteste Inschrift von S. Maria Antiqua erst aus dem Jahre 572 stamme, so
müsse gefolgert werden, daß die Basilika nicht vor 550 gegründet worden sei. Wohl
nur deswegen rangiere sie in jenem Verzeichnis nicht vor, sondern nach „S. Maria Maior":
dieser gebühre der Vorzug, die älteste Marienkirche zu sein; diese habe eine Zeit lang
allein existiert und habe deshalb mitunter den einfachen Namen „S. Maria" geführt. Erst
später, als andere der Gottesmutter geweihte Kirchen gebaut wurden, habe sie den Zusatz
„Maior" oder „ad Praesepe" erhalten. Aus allen diesen Gründen sei es nicht statthaft, die
Benennung „S. Maria Antiqua" im Sinne von der „ältesten" Marienkirche zu nehmen. Wie
unrichtig eine solche Erklärung sei, gehe auch daraus hervor, daß die Basilika gar nicht
mehr existierte, als für die heutige S. Francesca Romana, die Erbin ihrer Privilegien, die
Bezeichnung „S. Maria Nova" aufkam. Rushforth schlägt dafür eine andere Erklärung vor:
er hält es für möglich, daß die Kirche deswegen „Antiqua" hieß, weil sie gleich von Anfang
an eine Marienkirche gewesen sei, während die liberianische Basilika erst durch Sixtus III.
(432—440), die Julius' I. noch später unter dem Namen „S. Maria Transtiberim" der heiligen
Jungfrau geweiht worden sei. Schließlich sollen auch die Malereien von dem späteren Ur-
sprung der Kirche Zeugnis ablegen. Als Ausgangspunkt dienen die vier Gestalten der
Kirchenväter mit den auf das lateranensische Konzil vom Jahre 649 bezüglichen Schriftrollen.

1 G. McN. Rushforth, The Church of S. Maria Antiqua, in de Hülsen, Giorgis, Federici et David. Rome 1911. S. 74 133.
Papers of the British School at Rome Bd I, Nr 1. 3 Einen Auszug aus diesem Kapitel gab ich unter dem Titel

2 W. de Grüneisen, Sainte-Marie-Antique. Avec le concours S. Maria Antiqua in Venturis L'Arte 1910, 1—20 u. 81—107.


 
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