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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0234
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Drittes Buch. Untersuchungen über einzelne Darstellungen.

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von Brüssel zu benutzen, verdanken wir nur der Güte des Prof. Haseloff, welcher uns in
der freigebigsten Weise seine Photographien überließ.

Bei der Besprechung der Darstellungen halten wir uns an die Reihenfolge der Zyklen,
die bei aller Mannigfaltigkeit derart geordnet sind, daß sich vier Gruppen ergeben, indem
sie mit den Szenen aus der Kindheit Jesu beginnen, daran die der Wunder und die des Leidens
anreihen und mit der glorreichen der Auferstehung und den nach dieser erfolgten Ereig-
nissen schließen. Nach dem Vorgang der Zyklen nehmen wir in die zweite Gruppe auch
solche Szenen auf, welche nicht unter den Begriff des Wunders fallen, wie z. B. die Berufung
der Apostel, die Geschichte der Ehebrecherin und die Darstellungen der Parabeln.

§ 1. Verkündigung Maria.

Die Quelle, aus welcher die Künstler der drei ersten Jahrhunderte den Stoff für die
Darstellungen aus dem Leben Jesu und Maria schöpften, waren einzig und allein die Evan-
gelien; im vierten Jahrhundert kam die Geheime Offenbarung hinzu und seit dem fünften

wurden auch die Apokryphen benutzt, zu-

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nächst nur vorübergehend und für gewisse
Szenen, seit dem Mittelalter aber öfters und
in einem weiteren Umfang. Am frühesten
erfuhr diesen Einfluß jene Szene, mit welcher
alle umfangreichen Zyklen beginnen: die Ver-
kündigung Maria1. Der Einfluß der Apo-
kryphen zeigt sich in dem mit der Purpur-
wolle angefüllten Korb, den die Künstler in
die von den Katakombenmalern entworfene
und für alle übrigen vorbildlich gewordene
Komposition aufnahmen und zu den Füßen
der Jungfrau anbrachten. Das sahen wir
zum erstenmal auf dem Mosaik Sixtus' III. in
S. Maria Maggiore (Taff. 53—55). Der Korb
hat dort die Form eines hohen Papierkorbes;
auf andern ist er niedriger oder gleicht
einem Kelch mit breitem Fuß.

Den späteren Künstlern war es nicht
immer um den Purpur der Apokryphen zu tun; sie wollten manchmal nichts anderes als
eine innerhäusliche weibliche Beschäftigung andeuten. Mit Sicherheit dürfen wir dies bei

1 Für die Wichtigkeit der Verkündigungsszene in der älteren der obersten Zone der Nordwand, auf welcher die Fortsetzung
und mittelalterlichen Kunst vgl. S. 678. In dem Zyklus von ist, den Befehl des Herodes zum Kindermord darstellt, so
S. Angelo fehlen die acht ersten Darstellungen, welche die könnte man die Lücke mit den Malereien von S. Giovanni aus-
oberste Zone der Südwand ausmachten. Da das erste Bild füllen, wo dem Kindermord gerade acht Szenen vorausgehen.

Fig\ 309. Verkündigung-. Geburt. S. Urbano alla Caffarella.

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