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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0411
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Zweites Kapitel. Darstellungen Christi, Maria, der Engel, Johannes' d.T., der Apostel u.d. Evangelisten. 921

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Seit dem 2. Jahrhundert sehen wir den Heiland als Kind auf dem Schoß seiner Mutter
oder als Erwachsenen auf allen jenen Darstellungen, welche Ereignisse aus seinem Leben
schildern. Als Kind ist er anfänglich unbekleidet1, bekommt dann die Ärmeltunika und
später die gewohnten klassischen Gewänder: Tunika, Pallium und Sandalen. Im Laufe des
13. Jahrhunderts wird die Tunika kürzer und durchsichtig, bis im 14. Jahrhundert wieder
die Nacktheit eingeführt wird, welche noch heute anhält, aber nie eine unbeschränkte Herr-
schaft erlangt hat. Nackt ist Christus auch auf den Bildern der Taufe.

Als Erwachsener trägt er schon in der Katakombenmalerei gewöhnlich die klassischen
Gewänder der heiligen Gestalten. Diese Regel gilt bei ihm auch für die monumentale
Kunst. Nur ausnahmsweise hat er sowohl im Altertum" als auch im Mittelalter den Philo-
sophenmantel und als König das Diadem mit dem Paludamentum; zweimal nur ist er als
Krieger mit antiker Rüstung gekleidet3.

Wenngleich Christus am häufigsten in den Szenen aus seinem Leben vergegenwärtigt
ist, so sind doch auch die symbolischen und idealen Darstellungen durchaus nicht selten.
Unter den ersteren sind besonders die des Lammes zahlreich. Unter den letzteren er-
wähnen wir die Parabel von den klugen und törichten Jungfrauen, in welcher Christus als
der Bräutigam erscheint, ferner die Krönung von Märtyrern und ihre Aufnahme ins Para-
dies, das Einzel- und das Weltgericht und die Bilder, die ihn in seiner Glorie zwischen
Engeln oder den Evangelistensymbolen zeigen.

Wie in der Katakombenmalerei, so wurde der Heiland auch in der frühen Monumental-
kunst in allen Wunderszenen bartlos dargestellt. Daher die Erscheinung, daß der jugend-
liche Typus auch auf den mittelalterlichen Denkmälern der vorherrschende ist. Den bärtigen
Typus fanden wir erstmals auf dem Apsismosaik der konstantinischen Salvatorkirche. Wie
gesagt, liegt dort das Bestreben vor, ein wirkliches Porträt zu schaffen. Christus hat
braunen Schnurr- und Backenbart von mittlerer Länge und reiches bis auf den Rücken
herabwallendes Haar. Während dieses Porträt in der Kunst maßgebend wurde, trat das
schnurrbartlose, dem wir zuerst auf dem Mosaik im Mausoleum der Konstantina begegnet
sind, so vereinzelt auf, daß man es auf Künstlerlaune zurückführen darf. Außerhalb Roms
fanden wir es noch im 4. Jahrhundert in dem Baptisterium von Neapel und viel später in
der Abteikirche von Ferentillo auf dem Fresko des Einzuges in Jerusalem.

§ 2. Maria.

In der funeralen Kunst begegnet uns die Mutter Gottes schon mit dem 2. Jahrhundert
in den Szenen der Anbetung der Magier, der Prophetie des Isaias und der Verkündigung
sowie als Vorbild der gottgeweihten Jungfrauen; seit der Zeit des Friedens sehen wir sie

kaise-

rlich'

1 A. a. O. Taff. 22 81. 2 Ebd. Taff. 29, 2 39 41, 1. Straub und Keller Taff. XLII LVIII); als dem rex et sacerdos

' Die Äbtissin Herrad setzt dem Heiland als Bräutigam der (Taf. XXIII) gibt sie ihm eine Krone, die nach oben in eine

Kirche die Kaiserkrone auf das Haupt (Hortus deliciarum ed. Mitra übergeht.
Wilpert, Mosaiken und Malereien. II. Band.

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