Drittes Kapitel. Darstellungen von Märtyrern in den Katakombenkirchen.
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hl. Adauktus gegenüberliegenden Seite erweitert werden. Sodann mußte der Fußboden
zwei, wenn nicht gar drei verschiedene Niveaus erhalten, weil die Galerie nach dem Grabe
des hl. Felix zu beständig aufstieg, so daß dieses etwa anderthalb Meter höher als das des
hl. Adauktus lag. Das Dach ragte über die Oberfläche des Bodens hinaus; die Basilika,
wenn wir den Raum so nennen dürfen1, war also halb unterirdisch.
1. Felix und Adauktus mit dem Monogramm Christi.
Ihren ersten Schmuck bekamen die Gräber der hll. Felix und Adauktus schon vor
dem Bau der Kirche. Damasus ließ ihn, wie er in seiner Inschrift meldet, durch den
PresbyterVerus ausführen: PRESBYTER HIS VERVS DAMASO RECTORE IVBENTEI
COMPOSVIT TVMVLVM SANCTORVM LIMINA ADORNANS2. Daß der Schmuck
in Malereien bestand, beweist diejenige, die sich an dem Grabe des hl. Felix erhalten hat
(Taf. 130). Sie zeigt die beiden Märtyrer, wie sie dem von v und (1) begleiteten Mono-
gramm Christi, ^5, akklamieren. Leider ist sie so beschädigt, daß man die Gesichter der
Heiligen nicht deutlich erkennen kann; allem Anscheine nach waren beide bartlos. Zwischen
den Märtyrern steht der runde Schrein (capsa, Jtf/.toi) i'/.i) mit den Rollen der heiligen
Schriften. Das Grab des hl. Felix befand sich in der Schlußwand der Galerie (C). Über
ihm oder auf einer der Seitenwände, vermutlich auf der rechten, prangte die damasianische
Inschrift; dort war wenigstens ihr Platz nach dem Bau der siricianischen Kirche.
Damasus wußte über die beiden Heiligen nichts Näheres. Was er in seinem Epigramm
von ihnen sagt, kann auf alle Märtyrer angewendet werden; denn alle haben den Glauben
bewahrt, den Fürsten der Welt verachtet, Christum bekannt und das himmlische Reich er-
strebt; alle sind als Sieger zum Himmel geeilt. Demgemäß tragen Felix und Adauktus
auf der Malerei die klassische, für die Heiligen unterschiedslos gebräuchliche Gewandung.
Doch schon in der Stiftungsinschrift der Grabkirche figurieren sie als Diener des Herrn*.
Diese Bezeichnung, welche streng genommen auf jeden Gläubigen paßt, kommt in erster
Linie solchen zu, die sich ausschließlich dem Dienste des Herrn geweiht haben. Es scheint
demnach, daß Felix und Adauktus schon unter Siricius für Presbyter gehalten wurden. Ich
sage „Presbyter", weil sie als solche in den Akten auftreten. Einen ähnlichen Wechsel spie-
geln auch die Denkmäler der Kunst wieder. Während die Märtyrer auf dem damasianischen
Bilde und vielleicht auch auf dem weiter unten folgenden Graffito (Fig. 447, S. 944) durch kein
besonderes Attribut ausgezeichnet sind, tragen sie auf den Fresken seit dem 6. Jahrhundert
die Tonsur. Das älteste zeigt sie als Fürsprecher einer Verstorbenen namens TVRTVRA.
1 Gregor von Tours macht bei den dem hl. Martin geweihten 2 In der Inschriftengalerie des Lateran Pil. III, 2; Ihm, Damasi
Kirchen einen Unterschied zwischen ecclesia und basilica und Epigrammata S. 10.
bezeichnet mit jener die in der Stadt gelegene Bischofskirche, 3 HIC FAMVLOS DOMINI NOVeris requiescere sanctos
mit dieser die Grabkirche. Vgl. Hist. Franc. 10, 31, ed. Arndt usf. Vergl. meine Beiträge zur christl. Archäologie in Rom.
und Krusch in Mon. Germ. hist. Script. Merov. I 447 ss. Quarta/schr. 1908, 104.
Wilpert, Mosaiken und Malereien. II. Band.
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hl. Adauktus gegenüberliegenden Seite erweitert werden. Sodann mußte der Fußboden
zwei, wenn nicht gar drei verschiedene Niveaus erhalten, weil die Galerie nach dem Grabe
des hl. Felix zu beständig aufstieg, so daß dieses etwa anderthalb Meter höher als das des
hl. Adauktus lag. Das Dach ragte über die Oberfläche des Bodens hinaus; die Basilika,
wenn wir den Raum so nennen dürfen1, war also halb unterirdisch.
1. Felix und Adauktus mit dem Monogramm Christi.
Ihren ersten Schmuck bekamen die Gräber der hll. Felix und Adauktus schon vor
dem Bau der Kirche. Damasus ließ ihn, wie er in seiner Inschrift meldet, durch den
PresbyterVerus ausführen: PRESBYTER HIS VERVS DAMASO RECTORE IVBENTEI
COMPOSVIT TVMVLVM SANCTORVM LIMINA ADORNANS2. Daß der Schmuck
in Malereien bestand, beweist diejenige, die sich an dem Grabe des hl. Felix erhalten hat
(Taf. 130). Sie zeigt die beiden Märtyrer, wie sie dem von v und (1) begleiteten Mono-
gramm Christi, ^5, akklamieren. Leider ist sie so beschädigt, daß man die Gesichter der
Heiligen nicht deutlich erkennen kann; allem Anscheine nach waren beide bartlos. Zwischen
den Märtyrern steht der runde Schrein (capsa, Jtf/.toi) i'/.i) mit den Rollen der heiligen
Schriften. Das Grab des hl. Felix befand sich in der Schlußwand der Galerie (C). Über
ihm oder auf einer der Seitenwände, vermutlich auf der rechten, prangte die damasianische
Inschrift; dort war wenigstens ihr Platz nach dem Bau der siricianischen Kirche.
Damasus wußte über die beiden Heiligen nichts Näheres. Was er in seinem Epigramm
von ihnen sagt, kann auf alle Märtyrer angewendet werden; denn alle haben den Glauben
bewahrt, den Fürsten der Welt verachtet, Christum bekannt und das himmlische Reich er-
strebt; alle sind als Sieger zum Himmel geeilt. Demgemäß tragen Felix und Adauktus
auf der Malerei die klassische, für die Heiligen unterschiedslos gebräuchliche Gewandung.
Doch schon in der Stiftungsinschrift der Grabkirche figurieren sie als Diener des Herrn*.
Diese Bezeichnung, welche streng genommen auf jeden Gläubigen paßt, kommt in erster
Linie solchen zu, die sich ausschließlich dem Dienste des Herrn geweiht haben. Es scheint
demnach, daß Felix und Adauktus schon unter Siricius für Presbyter gehalten wurden. Ich
sage „Presbyter", weil sie als solche in den Akten auftreten. Einen ähnlichen Wechsel spie-
geln auch die Denkmäler der Kunst wieder. Während die Märtyrer auf dem damasianischen
Bilde und vielleicht auch auf dem weiter unten folgenden Graffito (Fig. 447, S. 944) durch kein
besonderes Attribut ausgezeichnet sind, tragen sie auf den Fresken seit dem 6. Jahrhundert
die Tonsur. Das älteste zeigt sie als Fürsprecher einer Verstorbenen namens TVRTVRA.
1 Gregor von Tours macht bei den dem hl. Martin geweihten 2 In der Inschriftengalerie des Lateran Pil. III, 2; Ihm, Damasi
Kirchen einen Unterschied zwischen ecclesia und basilica und Epigrammata S. 10.
bezeichnet mit jener die in der Stadt gelegene Bischofskirche, 3 HIC FAMVLOS DOMINI NOVeris requiescere sanctos
mit dieser die Grabkirche. Vgl. Hist. Franc. 10, 31, ed. Arndt usf. Vergl. meine Beiträge zur christl. Archäologie in Rom.
und Krusch in Mon. Germ. hist. Script. Merov. I 447 ss. Quarta/schr. 1908, 104.
Wilpert, Mosaiken und Malereien. II. Band.
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