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LENORE KÜHN.
Prinzipien als die Ideen bloß regulativ1). Dieses wird noch weiterhin
zu begründen sein.
Gemeinsam ist den drei Begriffen des Regulativen zunächst, daß
sie im Gegensatz zum Konstitutiven gebildet sind2), aber es kann ein
Nichtkonstitutives aus verschiedenen Gründen sein. Erstlich kann es
ein Nichtkonstitutives sein, weil es als unbedingte Bedingung alles
Konstituierenden3) auch die Bedingung alles Konstitutiven ist, weil
es über ihm steht, was seine Gültigkeit anbetrifft; ferner aber auch,
weil es ihm gegenübersteht, als Gegensatz von Gesetzgebendem und
Ordnendem, von Bestimmendem und Zusammenstimmendem, sei es
ein »Zusammenstimmen« des Materials oder der theoretischen Ein-
heiten zu höherer (regulativer) Einheit; endlich kann es ein Nicht-
konstitutives sein, weil es unter ihm steht, was seine Gültigkeit be-
trifft, als Gegensatz von objektiver Gesetzmäßigkeit und nicht objektiv
gültiger Maxime, von Konstitution und Reflexion auf die Konstitution.
Das regulative Prinzip ist also entweder eine »Regel« zur Erreichung
der letzten Aufgabe4) (das Unbedingte), oder eine Regel, nach der
geordnet werden soll, sowohl als übersinnliche Einheit, Totalität für
die konstituierten Gebilde selbst, als auch als Anschauungseinheit
des Materials (organisatorisch oder systematisch5); beides jedoch auf
die konstitutive Sphäre bezüglich). Drittens endlich ist es eine Regel,
nach Gesetzen zu suchen, als Prinzipien der Reflexion (heuristische
Prinzipien im eigentlichen Sinne)6).
Wir werden nun versuchen, an dem Begriff der Idee die Differenzen
der Bedeutung des Regulativen zu verfolgen. Durch die Unterschei-
dung erstlich der Idee im transzendentalen Sinne, der Aufgabe, des un-
bedingt fordernden Wertes, wie er für jede Disziplin vorausgesetzt
wird, ferner der Idee im positiv konstitutiven Sinne, wie sie als In-
begriff der moralischen Aufgabe auftritt, endlich der Idee als reflexiver
Zweckidee, wie sie als Maxime zur Unterordnung unter konstitutive
theoretische Gesetzmäßigkeiten gefordert wird, ist dieser dreifache Sinn
des Regulativen vielleicht am ehesten aufzudecken. Andererseits stellt
die enge Beziehung, die zwischen dem Wert und dem ethischen Wert
(Aufgabe, Sollen, Pflicht) besteht, und die wir bereits im Verhältnis
zur Autonomie andeuteten, sowie der Begriff der Aufgabe, die als un-
’) Kr. d. r. V. S. 517, 173, 222.
2) Siehe den ersten Gebrauch von regulativ und konstitutiv. Kr. d. r. V. S. 172
bis 173.
3) Kr. d. r. V. S. 42, 271, 429, 286—287, 289, 346, 347, Anm. 411.
4) Ibid. S. 528, 420, 282, 370, 382, 406.
5) Ibid. S. 370 (Thesis), 406, 412, 413,418, 415, 462, 484, 4S6, 503, 504, 505, 509.
®) Kr. d. U. S. 14.
LENORE KÜHN.
Prinzipien als die Ideen bloß regulativ1). Dieses wird noch weiterhin
zu begründen sein.
Gemeinsam ist den drei Begriffen des Regulativen zunächst, daß
sie im Gegensatz zum Konstitutiven gebildet sind2), aber es kann ein
Nichtkonstitutives aus verschiedenen Gründen sein. Erstlich kann es
ein Nichtkonstitutives sein, weil es als unbedingte Bedingung alles
Konstituierenden3) auch die Bedingung alles Konstitutiven ist, weil
es über ihm steht, was seine Gültigkeit anbetrifft; ferner aber auch,
weil es ihm gegenübersteht, als Gegensatz von Gesetzgebendem und
Ordnendem, von Bestimmendem und Zusammenstimmendem, sei es
ein »Zusammenstimmen« des Materials oder der theoretischen Ein-
heiten zu höherer (regulativer) Einheit; endlich kann es ein Nicht-
konstitutives sein, weil es unter ihm steht, was seine Gültigkeit be-
trifft, als Gegensatz von objektiver Gesetzmäßigkeit und nicht objektiv
gültiger Maxime, von Konstitution und Reflexion auf die Konstitution.
Das regulative Prinzip ist also entweder eine »Regel« zur Erreichung
der letzten Aufgabe4) (das Unbedingte), oder eine Regel, nach der
geordnet werden soll, sowohl als übersinnliche Einheit, Totalität für
die konstituierten Gebilde selbst, als auch als Anschauungseinheit
des Materials (organisatorisch oder systematisch5); beides jedoch auf
die konstitutive Sphäre bezüglich). Drittens endlich ist es eine Regel,
nach Gesetzen zu suchen, als Prinzipien der Reflexion (heuristische
Prinzipien im eigentlichen Sinne)6).
Wir werden nun versuchen, an dem Begriff der Idee die Differenzen
der Bedeutung des Regulativen zu verfolgen. Durch die Unterschei-
dung erstlich der Idee im transzendentalen Sinne, der Aufgabe, des un-
bedingt fordernden Wertes, wie er für jede Disziplin vorausgesetzt
wird, ferner der Idee im positiv konstitutiven Sinne, wie sie als In-
begriff der moralischen Aufgabe auftritt, endlich der Idee als reflexiver
Zweckidee, wie sie als Maxime zur Unterordnung unter konstitutive
theoretische Gesetzmäßigkeiten gefordert wird, ist dieser dreifache Sinn
des Regulativen vielleicht am ehesten aufzudecken. Andererseits stellt
die enge Beziehung, die zwischen dem Wert und dem ethischen Wert
(Aufgabe, Sollen, Pflicht) besteht, und die wir bereits im Verhältnis
zur Autonomie andeuteten, sowie der Begriff der Aufgabe, die als un-
’) Kr. d. r. V. S. 517, 173, 222.
2) Siehe den ersten Gebrauch von regulativ und konstitutiv. Kr. d. r. V. S. 172
bis 173.
3) Kr. d. r. V. S. 42, 271, 429, 286—287, 289, 346, 347, Anm. 411.
4) Ibid. S. 528, 420, 282, 370, 382, 406.
5) Ibid. S. 370 (Thesis), 406, 412, 413,418, 415, 462, 484, 4S6, 503, 504, 505, 509.
®) Kr. d. U. S. 14.