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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 4.1909

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Waetzoldt, Wilhelm: Das theoretische und praktische Problem der Farbenbenennung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3531#0403
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DAS PROBLEM DER FARBENBENENNUNG.

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unter dem grünen Käppchen hat die Stirn das stärkste Licht; ehr-
würdig umrahmen weißes Haar und weißer Bart ein Antlitz, in dem
die Augen erloschen sind; sie haben kein Licht und sprühen keines;
alle Empfindung ist nach innen gedrängt, zu einem großen feierlichen
Willensakt gesammelt, indes die anderen Seelen ringsum in geheimer
Sympathie mitschwingen. Und nun beginnen wir die Symbolik der
Farbe zu ahnen. Sie ist das lösende Wort, das Erstgeborene aus dem
Urgrund der Seele, was dem Chaos der Gefühle Halt und Richtung
gibt, und das Wort, das sie aus der Fülle des Majestätsrechtes, aus
unerschöpflicher Macht hervorquellend spricht, lautet: Gnade. Nun
vernehmen wir die Antwort auf das fragende Wogen all dieser halb
unterdrückten Töne, dieser schweigenden, gebärdelosen Blicke; denn
aus dem Schweigen bricht mit einzigartigem Gewicht ein Herzton, der
Laut der roten Farbe und kündet Gnade« (S. 543). — In dieser Kolorit-
beschreibung Neumanns erschöpfen sich alle kunstschriftstellerischen
Darstellungs- und Wirkungsmittel, hier berührt die Wissenschaft die
Grenze der Wortkunst.
 
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