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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 4.1909

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Meyer, Richard M.: Improvisation
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https://doi.org/10.11588/diglit.3531#0593
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IMPROVISATION.

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ganz ohne Beihilfe logischer Hilfsmittel wird auch ihr diese Sichtung
kaum gelingen. Eine lose Form — Reimpaare im »Ewigen Juden«,
leicht gereimte Strophen in »Schön Rohtraut«, wechselnde Strophen
im »Concerte« — erleichtern die rasche Formgebung, mehren aber da-
durch auch die Gefahr der inneren Formlosigkeit; ihr wirkt der Dichter
entgegen, indem er mit einem Stab, an den die wichtigsten Elemente
anschmelzen, eine wiederkehrende Hauptidee in refrainartiger Weise
im Wechsel beharren läßt. Es bleibt doch für den wahren Künstler
ein Ausnahmefall:
So ist’s mit aller Bildung auch beschaffen,
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.
Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben!
 
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