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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 13.1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3622#0418
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BESPRECHUNGEN. 413

eine letzten Endes seelkundliche Lehre (S. 374) fest, bestimmt das Wort Farbe als
Ausdruck für den seelischen Zustand, für die Farbempfindung, und zwar sowohl
der bunten wie der unbunten Art (S. 380) und stellt dann den überaus wichtigen
Unterschied zwischen »bezugsfreien« Farben (S. 382 ff.), die nur aus Farbton
und Weiß bestehen und den gewöhnlichen »bezogenen«, bei Vergleich mit
anderen Farben auftretenden Farben, die »eine dreidimensionale Mannigfaltigkeit«,
sagen wir kürzer ein Dreifalt, bilden, insofern sie nicht bloß durch Farbton und
Reinheit, sondern auch noch durch die Grauheit bestimmt sind.

Im dritten Stück, der »Photometrie der unbunten Körperfarben«, wird zunächst
(S. 391) als »ideal weiß« die Oberfläche bestimmt, die »das darauf fallende Licht
vollständig zurückwirft, aber« »auch vollständig zerstreut«. Eine solche Oberfläche
muß möglichst »mit lauter kleinen farblos durchsichtigen Körnchen von im übrigen
unregelmäßiger Gestalt« (S. 392) bestehen.

Am besten nimmt man nach Messungen vieler Farbstoffe mit dem (S. 398 ff.)
beschriebenen »Halbschatten-Photometer« das Pulver von »Bariumsulfat«. Frisch-
gefallener Schnee ist für ideales Weiß viel zu dunkel (S. 411).

Im Gegensatz zum idealen Weiß ist das ideale Schwarz (S. 415), das überhaupt
kein Licht mehr zurückwirft, wie es innerhalb eines schwarzbekleideten Hohlraumes
sichtbar gemacht werden kann, nicht so leicht herzustellen — vor allem deshalb,
weil schon ganz geringe Mengen von Weiß im Schwarz sehr deutlich zu merken
sind, im Unterschiede zu gleichen Mengen Schwarz im Weiß.

Darin ebenso wie in der Tatsache, »daß ganz offenbar für die empfindungs-
mäßige Einordnung der Helligkeit« genau in die Mitte »zwischen zwei gegebene
Grenzen nicht das arithmetische, sondern das geometrische Mittel maßgebend ist.
(S. 419 f.), findet sich das Fechnersche Gesetz bestätigt.

Mit Berücksichtigung dieser Tatsachen ist dann die —■ unter anderem auch als
Lichtmesser (S. 442 ff.) benutzbare — »logarithmische Helligkeitsstufenleiter« (S. 424)
herzustellen.

Nachdem im vierten Stück über die »gesättigten Farben« die homogenen
Strahlen als zu lichtarm und auch zu selten vorkommend für die seelkundlichen
Untersuchungen zunächst beiseite geschoben sind (S. 458), wird mit dem Anfangs-
punkt Gelb (S. 462) der stetige (S. 460) Farbenkreis mit einander gegenüberstehen-
den, gemischt grau ergebenden Gegenfarben (S. 465) aufgebaut.

Dabei werden die »additive« und »subtraktive« Farbenmischung (S. 466 ff.) ge-
nauer behandelt — die drei verschiedenen Mischzeuge: der Lambertsche Spiegel,
der Farbenkreisel und der Polarisationsfarbenmischer, kurz Pomi genannt, werden
weiter unten (S. 497 ff.) besprochen — sowie vor allem »die spektrale Zusammen-
setzung gesättigter Farben« (S. 471 ff). Schon die große Lichtheit gesättigter Farben
läßt vermuten, daß sie nicht aus homogenem Licht bestehe, das ja im Verhältnis
zum Sonnenlicht und zu Weiß vollkommen schwarz aussehen müßte (S. 457, 471).

Genauere Untersuchungen mit dem Spektroskop machen denn auch höchst
wahrscheinlich, »daß ein ganzes Gebiet von Wellenlängen« -begrenzt durch zwei
Wellenlängen, deren Farben im Verhältnis der Ergänzungsfarben stehen«, d.h.
ein »Farbenhalb« (S. 477) »gleichzeitig« zusammenwirken müssen, >damit eine ge-
sättigte Farbe zustande kommt« (S. 476).

Sind die zusammwirkenden Strahlarten zahlreicher, als die in einem halben
Farbband liegen, so wird die entstehende Farbe entsprechend weißer (S. 477).

Die des weiteren (S. 478—494) noch angestellten wichtigen Untersuchungen
über den Zusammhang des Farbkreises mit dem Farbband bedürfen wohl im ein-
zelnen noch genauerer Nachprüfung.
 
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