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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 13.1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3622#0422
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BESPRECHUNGEN. 417

Während die bisherigen Untersuchungen sich größtenteils auf einzelne »Farb-
punkte« (S. 37—42) im — rein zu denkenden — Farbkreis auf gleich abstandige
Farbtöne, auf Zweier (Gegenfarbpaare), Dreier, Vierer usf. und auf benachbarte
Farbtöne bezogen, macht Ostwald außerdem vor allem auf die bei Berücksichtigung
des verschiedenen Schwarz- und Weißgehaltes der einzelnen Farben entstehenden
Linien, Flächen und Körper aufmerksam.

Von ihnen sind neben dem reinen Farbkreis die einfachsten die gleich unreinen
Farbkreise: bei jedem einzelnen von ihnen ist »die Reinheit, der Schwarz- und der
Weißgehalt« »derselbe« (S. 35 ff.).

Dann folgen (S. 28-35) die verhältnismäßig noch bekannten und auch ange-
wandten, von Ostwald so genannten Schattenreihen, Binnenreihen und Nebelreihen.

Sie liegen im »Farbdreieck« — der dreieckigen, durch die Achse gehälbten,
sonst viereckigen Achsenschnitt ebene des Farbdoppelkegels, mit Schwarz als einer
Ecke, Weiß als der zweiten und irgend einem Farbton als der dritten und mit den
entsprechenden drei Gemischreihen als Seiten — auf den Verbinden der Schwarz-
ecke, der Weißecke und der Farbtonecke je mit den Punkten der Gegenseite und
entstehen in »gewölbten« Flächen, die verschieden beschattet sind, in »vertieften«
Flächen, d. h. »im Innern von Hohlräumen«, »deren Wände farbig sind« (S. 32)
und endlich, »wenn sich ein trübes, graues Mittel in wechselnder Dicke oder Stärke
zwischen das Auge und den farbigen Gegenstand lagert« (S. 33).

Daneben gibt es dann noch die drei anderen, weniger bekannten und kaum
angewandten einfaltigen Gruppen oder Farbreihen, die im Farbdreieck nicht auf Eck-
geraden, sondern auf den den Seiten gleichlaufenden Geraden liegen und die schon
in der »Farbfibel« als die Reingleichen, Schwarzgleichen und Weißgleichen be-
zeichnet waren. Es sind all die Farben eines und desselben Farbtones, die gleich
rein sind, gleichen Schwarzgehalt oder gleichen Weißgehalt haben.

Das in der Farbfibel (S. 35) gegebene Rotdreieck macht die Eigenart all dieser
sechs Farbreihen unmittelbar anschaulich.

Was dann die zweifaltigen Gruppen oder die Farbflächen angeht, so habe ich die
Hanptgruppe, das Farbdreieck mit festliegendem Farbton (S. 20 f.), schon oben genannt.

Der untere Kegelmantel selber und ihm gleichlaufende Kegelmäntel enthalten
alle Farbtöne gleichen Weißgehalts, der obere Kegelmantel und ihm gleichlaufende
Kegelmäntel haben alle Farbtöne gleichen Schwarzgehalts, der Kegelachse gleich-
laufende Säulmäntel endlich alle Farbtöne gleicher Reinheit.

Diese Flächen sind alle entstanden zu denken aus den einzelnen oben genannten
Weiß-, Schwarz- und Reingleichen im Dreieck eines einzigen Farbentones, durch
Drehung um die Schwarz-Weiß-Seite. Sie bestehen so aus den gleichen Gleichen
für alle Farbtöne des Farbkreises und sind deshalb natürlich bisher noch weniger
als schon diese bekannt und angewandt.

Dreht man endlich die Farbendreiecke — nicht mit den drei Seitengleich-
laufern —, sondern mit den drei Eckgeraden, von der Weißecke, der Schwarzecke
oder der Farbtonecke um die Schwarz-Weiß-Seite, so erhält man wiederum Kegel-
mäntel, und zwar im »Schattenkegel«, »Binnenkegel«, »Nebelkegel« (S. 23), die nun
nicht bloß die Schatten-, Binnen und Nebelreihe eines einzigen Farbtones, sondern
die von allen zusammen in sich schließen.

Schließlich sei dann erwähnt, daß es auch noch ganz große »harmonische oder
zusammengehörige« Farbgebiete gibt, die dreifaltig sind, also aus Körpern bestehen,
wie z. B. der verkleinerte Farbkegel (S. 67 f.).

Berlin. H. L. Stoltenberg.

Zeitsclir. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. XIII. 27
 
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