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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Beissel, Stephan: Miniaturen aus Prüm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0020

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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1

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Laut einer auf Blatt 48 v. gegebenen Notiz6)
wurde es einige Jahre vor Anfertigung jenes
Inventars auf Kosten und Bitten des Prümer
Mönches Wicking hergestellt, unter den Äbten
Hilderich (f 993) und Stephan (f 1001).

Es enthält 29 Miniaturen mit 43 Szenen,
von denen wir hier eine Anzahl nach Auf-
nahmen des Herrn P. Jos. Braun bieten. Auch
für die Beschreibung und Deutung der Bilder
hat er wesentliche Beiträge geliefert. Alle Bil-
der schließen sich enge an den Text an, der
ehedem mit der Vigil vor Weihnachten be-
gann und Gesänge für alle höheren Feste des
Kirchenjahres bietet.

Der Leser gewinnt am
leichtesten eine Übersicht,
wenn wir diese Bilder nicht
in der Reihenfolge beschrei-
ben, wie sie sich in der
Handschrift finden, sondern
nach der Chronologie der
in ihnen geschilderten Er-
eignisse.

Beim Feste der Geburt
des Vorläufers (24. Juni)
zeigt der Maler, wie Gabriel
vor Zacharias hintritt, um
anzukünden, Gott werde ihm
einen Sohn schenken. Be-
achtenswert ist in der Abb. 1
gegebenen Miniatur, daß der
Engel Sandalen trägt, daß
er beide Flügel so hoch
emporhebt, und daß sein
Stab in einer Lilie endet.
Zacharias ist bekleidet mit
Albe, Dalmatik und Kaselj
Auf seiner Brust glänzt ein goldener, viereckiger
Brustschild (Ephod), auf seinem Haupte, dem
Berichte des Josephus entsprechend,7) eine
Krone, die vorn in drei blattartigen Ansätzen

Augustus läßt sein Reich beschreiben
(Aus dem Tropar von Prüm.)

) Codicem istum cantus modulamine plenum domni
Hilderici, venerabilis abbatis, tempore eiusque licentia
Vuickingi, fidelis monachi, impensis atque precatu
scribere coeptum, domni vero Stephani, successoris
praefati abbatis, tempore atque benedictione diligen-
tissime, ut cernitur, consummatum, saneti Salvatoris
Domini Nostri Jhesu Christ altari impositum, hole
saneto Prumiensi coenobio perhenni memoria novimus
traditum. Wickings Name findet sich unter den No-
mina fratrum Prumiensis coenobii in den Mon. Germ..
»Liber confraternitatum sanctiGallit, S 346,Spalte 604.
") Flaviijosephi, »Antiq. Jud.« III, 7 Cingit
(summus Sacerdos) frontem et aurea corona triplici

endet. Der kleine zwischen ihm und dem
Engel stehende Altar ist nur mit Tüchern bedeckt.
Im Bilde der Verkündigung thront
Maria mit erhobenen Händen vor einem
Hause, Gabriel aber schreitet in einer freilich
nur zur Hälfte sichtbaren Mandorla heran.

Bei der Heimsuchung umarmen Maria
und Elisabeth sich, indem sie sich mit den
Wangen berühren. Hinter Elisabeth erhebt
sich das Stadtbild von Hebron. Weder sie
noch Maria wird von einer Dienerin begleitet.
Im Weihnachtsbilde thront in der oberen
Hälfte vor einer Stadt ein von seinem Schwert-
träger begleiteter Herrscher
mit Zepter und Reichsapfel.
Unten sitzt im Maue.rring
einer zweiten Stadt ein ge-
krönter Schreiber (Abb. 2).
Man hat diese beiden Per-
sonen als Könige gedeutet,
welche der Abtei Prüm Ge-
schenke gemacht und für sie
Urkunden ausgestellt hätten,
oder als königliche Vorfahren
des Messias (David und Sa-
lomon). In Wahrheit dienen
sie nur zur Illustration der
Perikope der ersten Weih-
nachtsmesse, welche beginnt:
„In derselben Zeit geschah
es, daß vom Kaiser Au-
gustus ein Befehl ausging,
das ganze Reich aufzu-
schreiben. Dies war die
erste Aufschreibung und
sie geschah durch Cyri-
nus, den Statthalter von
Syrien." Luk. 2, 1 f.

Wie die hl. Familie dem Befehl des Kaisers
nachkam, schildert die dreiteilige Miniatur der
folgenden Seite. In ihrer obersten Abteilung
sehen wir den hl. Joseph. Er hat keinen
Nimbus, trägt einen kurzen Rock mit einem
Mantel und hängte ein Bündel auf den dicken
Stock, den er über die linke Schulter legte.

So führt er den Esel, auf dem Maria in
Frauenart sitzt, aus Nazareth, welches durch
ein im Hintergründe stehendes Haus ange-
deutet wird, nach Bethlehem.

ordine fabrefaeta, e qua exsurgunt calyculi aurei simili-
tudine illos referentes, quas videmus in herba nobis
Saccharo dieta.
 
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