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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Mattar, Stephan: Die neue St. Pauluskirche in Köln am Rh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0035

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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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Gebäudes ihrem Werte entsprechend im Äußeren
charakteristisch zur Geltung kommen müssen.
Alles drängt zum Chor, dem Allerheiligsten,
um hier in dem, das gesamte Bauwerk, den
Platz und dessen Umgebung als maßgebendes
Zentrum beherrschenden Turm, in machtvoller
Weise auszuklingen.

Bei der Grundrißbildung wurde beabsichtigt,
den weitaus größten Teil der Kirchenbesucher
in einem breiten, gewölbten Mittelschiff zu-
sammenzufassen. Die hierdurch bedingten
gewaltigen Widerlager
gegen den Gewölbe-
schub sind in ihrem
unteren Teile zumeist
in das Kircheninnere
eingezogen und durch-
brochen, wodurch neben
dem Mittelschiff Ver-
kehrszwecken dienende
Gänge sich bilden, an
welche sich wieder
kapellenartige Nischen
schließen.

Diese Kapellen-
nischen, charakteristisch
für spätgotische Kirchen,
haben, außer dem male-
rischen Reiz, welchen
dieselben der inneren
Raumwirkung verleihen,
große praktische Vor-
teile. Dieselben eignen
sich vorzüglich zur An-
bringung der Stationen.
Kleinere Votivaltäre usw.
finden hier wirkungsvolle
Aufstellung, auch der
Taufsteir. soll hierseinen
Platz finden. Sie bilden
stille abgeschlossene Andachtswinkel in dem
weiträumigen Gotteshause.

Die drei letzten Joche vor dem Chor sind
seitlich herausgezogen, wodurch der Laienraum
sich hier bedeutend erweitert. Diesen drei er-
breiterten Jochen sind polygonal gebildete
Seitenaltarnischen angegliedert und bilden ge-
wissermaßen das Querschiff. Bei weniger stark
besuchtem Gottesdienst, besonders, wenn Mittel-
schiff und Chor nicht beleuchtet sind, werden
die Querschiffe durch die Art ihrer Anlage eine
in sich abgerundete Raumwirkung ergeben,
wodurch sich die weniger zahlreichen Andäch-

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tigen in dem gewaltigen Kirchenraum nicht
verlieren.

Die Kanzel soll auf der Evangelienseite am
4. Pfeiler aufgestellt werden. Dieselbe hat so
eine sehr günstige Stellung, indem sie von
allen Teilen des ausgedehnten Laienraumes
nicht zu weit entfernt ist und besonders auch
der Redner von fast jeder Stelle im Querschiff
aus gesehen werden kann.

Die Beichtstühle befinden sich in den Quer-
schiffen und haben hier, etwas abgesondert vom
eigentlichen Hauptlaien-
raum, eine besonders
schätzenswerte ruhige
Lage. Sechs Beichtstühle
sind vorgesehen, welche
in besonderen Nischen,
ebenfalls durch Ein-
ziehung der Strebe-
pfeiler gebildet, auf-
gestellt werden.

Der geräumige Chor
ist als halbes Zehneck
geschlossen und wird in
seiner bedeutenden Tiefe
zu einer feierlichen
Raumwirkung beitragen.
Dem Wunsche des
Pfarrherrn entsprechend
sollen hier auch Bänke
für die Kinder aufge-
stellt werden.

Rechts vom Chor
ist die Paulusgedächtnis-
kapelle angeordnet, wel-
che sowohl mit diesem,
wie auch mit dem Quer-
schiff in direkter Ver-
bindung steht. Auch im
Äußeren hat dieselbe
ein besonderes Portal mit kleiner Vorhalle.

Außer ihrer Bestimmung als Gedächtnis-
kapelle kann dieselbe eventuell bei weniger
besuchtem Gottesdienst, auch zu Trauungen und
Unterrichtszwecken usw. praktisch benutzt wer-
den, wie die Aufstellung eines Beichtstuhles
für Schwerhörige hier empfehlenswert erscheint.
Im Äußeren fügt die Kapelle sich malerisch
in die Gruppierung des Bauwerkes ein.

Die Sakristei, mit Rücksicht auf das noch
zu erbauende Pfarrhaus, linksseitig geplant, be-
steht aus Knaben- und Priesterraum. Der
äußere Eingang liegt in dem Treppenturm, der


 
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