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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Beissel, Stephan: Miniaturen aus Prüm, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0044

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53

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr.

54

I



1361 4000 Goldgulden jährlich) sollte zum
Unterhalte der Mönche verwendet werden,
deren Zahl auf
25 berechnet
wurde.30) Die
älteren hier ab-
gebildeten Mi-
niaturen erin-
nern noch an

glücklichere
Zeiten, in denen
ernste Kloster-
zucht herrschte,
die Mönche da-
rum ihre Bücher
selbst schrieben
und ausmalten.
Ob die im XIV.
und XV. Jahrh.

entstandenen
Buch er von Prü-
mer Mönchen
geschrieben und
mit Miniaturen

ausgestattet
wurden, ist frag-
Kch. Es ist ja
nicht ausge-
schlossen, daß
einer der weni-
gen Mönche
oder eine Nonne ,

Abb. 14. Kanonbild.
(Aus einem Missale von Prüm.)

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von Niederprüm in Frankreich sich zu hoher
Kunstfertigkeit bildete und für den Abt, der
die Bücher zu besorgen hatte,
arbeitete.

Noch die Bilder def Kob-
lenzer Kopie des Chartularium
lehnen sich stark an ihre roma-
nischen Vorbilder an (Abb. 11
und 12), obwohl die Formen
gotisiert wurden. Sie sind Nach-
zügler aus der Einsamkeit der
Eifel, in deren Mitte Prüm liegt.
Das Missale und die Trierer
Kopie des Registrum sind reife
Früchte der gotischen Miniatur-
malerei und Zeugen eines neuen
Geistes, der in Prüm eingezogen
war. So geben unsere Abbildun-

Könige und Kaiser war sie in der wilden
Einsamkeit des Eifeler Waldes aufgeblüht und

kräftig gewor-
den. Sie hatte
die Umgegend
bevölkert, war
aber von der
Kultur, die ihre
Mönche verbrei-
tet hatten, und
vom Reichtum
verführt wor-
den. Mit der
alten Strenge
verlor sie ihre
eigentliche, in
der Religion
liegende Kraft.
Weil sie sich
den Moden der
vornehmen Ge-
sellschaft anbe-
quemte, ging sie
zugrunde. Im
Jahre 1574 über-
trug Papst Gre-
gor XIII. die
Würde eines Ab-
tesvon Prümdem
Kurfürsten von
Trier und dessen
Nachfolgern.

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Abb. 15. Randzeichnung.
(Aus einem Missale von Prüm.)

Allmählich traten zwar etwas bessere Verhalt-
nisse ein. Im Beginn des XVIII. Jahrh. zählte
^^ die Abtei etwa 30 Mönche, welche
eifrig den Gottesdienst besorgten
und studierten. Karl d. Gr. hatte,
wie eine Inschrift der in Abb. 8 ge-
gebenen Miniatur sagt, die Rechte
und Einkünfte der Abtei seinen
Erben und Nachfolgern emp-
fohlen, um sie zu schützen bis
zum Ende des Römischen Reiches.

Die französische Revolution
brachte dem Reiche, dem Kur-
fürstentum und der Abtei nach
fast tausendjährigem Bestände ein
jähes Ende. Prüms beste Hand-
schriften gelangten nach Paris,
Coblenz,Trier, Berlin; die älteste,

gen gleichsam Spiegelbilder der Geschichte | Lothars Evangelienbuch, wird zum Kauf an-
der großen Abtei. Durch die Gunst deutscher geboten und kommt vielleicht nach London.
30) Schorn, a. a. O., S. 362, 371. Luxemburg. Ste ph. Beissel, S. J.
 
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