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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Graus, Johann: St. Ambed, Vilbed, Gwerbed zu Meransen in Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0103

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145

1906.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

146

Gebet entsprungen, später mit ihrem Bilde und
einem Dache bezeichnet als „Jungfrauenrast"
(so in F. Panzer, Bayrische Sagen nach dem
Historiographen der Brixener Diözese Sinnacher
und Tinckhausers „Diözese Brixen").

Dem Bestreben, die hl. Jungfrauen dem Tiroler
Bergort Meransen als eigentümlich zu behaupten,
erwuchsen durch die Konkurrenz jedenfalls be-
deutende Schwierigkeiten; eine Anzahl anderer
Örtlichkeiten machen auf sie den Anspruch, ihnen
nicht bloß der Verehrung halber zuzugehören.1)
Im oberbayrischen Hochlande liegt am
schönen
Kochel-
see das
ehemalige
Augusti-
nerstift
Schleh-
dorf,
neben
dem vor
der Ver-
legung
und dem
Umbau
des Klo-
sters und
der Kir-
che, 1718
angefan-
gen, auf

dem
Kirchberg
vonalters-







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Meransen in Tirol: Gotische Statuen

her eine

alte baufällige Kapelle stand, die man schon

1563 zu restaurieren unternahm unter der

1) Schon in Tirol, in derselben Diözese Brixen,
der Meransen angehört, begegnet uns eine weitere
mittelalterliche Darstellung der besagten drei Jung-
frauen und zwar als Malwerk des XV. Jahrh. Im
Filialkirchlein Klerant, ein Stündchen entfernt von
Brixen, sehen wir unter zahlreichen Freskobildern
am Gewölbe des Chorschlusses die drei lieben Jung-
frauen, bezeichnet durch beigesetzten Namen ,,Ambet,
Gewerbet, Vilbet." Die Jahreszahl 1 4 .r>9, die an einer
Stelle der Gewölbefelder abzulesen ist, gibt die Ent-
stehungszeit des malerischen Schmuckes genau an,
und seine Meister waren zweifellos die nämlichen,
welche im Domkreuzgang Brixens eine Reihe von
Kompositionen schufen, alle durch Beischriften weit-
spurig erläutert. Nach einer weiteren mir gewor-
denen Nachricht sind Bilder der Jungfrauentrias auch
sonst noch in Tirol zu konstatieren.

Förderung des Stiftsprobstes, der Nachricht
des Salbuches entsprechend. „Darin rasten
die Heiligen Ainbeth, Vilbeth und Wöl-
be th, vielen wird hier geholfen in nöthen
und besonders wenn der brechen (die Pest)
regieret, haben die leute eine große Zuflucht
hieher." Der Stiftsprobst war damals Augustin IL,
unter einem seiner Nachfolger Wolfgang Buecher
1588 wird die Wallfahrt daher beschrieben
im Salbuche, wie die Pilger kommen „zu der
processionen mit brennenden fackeln und kerzen
in tempore pestis sonderlich bei nächtlicherweile"

und wie
von sol-
chen Zü-
gen hier
noch zu
sehen sei-
en „große
hieher ge-
tragene
kreutze
von vielen

Jahren
her". (Aus

Panzer,
Bayr. Sa-
gen I.
S. 23.)
DerStifts-

probst
Wolfgang
zeigt sich
in seinen
Aufschrei'
bungen
und Akten als hervorragender Wohltäter dieser
Dreijungfrauen-Kapelle und gesteht, daß er sie
größer neuerbauen, mit einem Turm und um-
mauertem Friedhof versehen ließ, daher ein „jahr-
märktlein" jährlich auf Martini für sie erbat. In
dieser uralten Kapelle sei „ein täfelein mit den
heiligen drei Jungfrauen Walbeth, Ainbeth, eine
gräfin, und Vilbeth, dabei zur pestzeit große zeichen
geschehen, man es auch dortmals bey tag und
nacht besuche." Nach dem Umbau der Stifts-
kirche muß dieses „Täfelein" in dieselbe über-
tragen und auf ihren Frauenaltar gestellt worden
sein. Für diesen Standort bemerkt es noch das
Meyersche Reisebuch „Süddeutschland" 1880
S. 487; dieoffizielle Ausgabeder„Kunstdenkmäler
Bayerns" bringt bei Beschreibung Schlehdorfs
keine Erwähnung dieser Darstellung (Bd. V S. 723).
 
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