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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Schulz, Fritz Traugott: Von der historischen Ausstellung in Nürnberg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0121

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173

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

174

samem, kissenbelegtem Thronsessel sitzen
Anna und Maria mit dem Jesusknaben, hinter
ihnen stehen Joachim und Joseph — eine
Darstellung, deren Typ denjenigen des Vossi-
schen Bildes in dem veränderten Stil und
Geschmack der Zeit wiederholt. Maria sitzt
hochaufgerichtet. Ihr Antlitz verrät freudige
Erregung. Der Mantel fällt anfangs flügel-
artig herab, um
dann in Veit Stoßi-
scher Art in bau-
schigen Falten den
Schoß zu über-
ziehen. Viel be-
wegter im Aus-
druck ist Anna.
In ihren Mienen
spiegelt sich leb-
hafte Teilnahme
an dem Jesus-
knaben, den sie
mit ihren minutiös
durchgebildeten
Händen entgegen-
nimmt. Bei der
Anna wird man
mehr als bei der
Maria an Veit
Stoß erinnert.ohne
daß damit die
Giuppe als eine
eigenhändige Ar-
beit des Meisters
bezeichnet sein
soll. Nahe steht
sie ihm jedenfalls.
Die Reliefschnit-
zereien derSeilen-
flügcl sind mit der
Mittelgruppenicht
gleichwertig. Auf
dem linken Fügel

finden wir Zebedaeus und Maria Salome
mit dem kleinen jakobus major auf dem
Arme, links unten den jungen Johannes mit
Kelch; auf dem rechten Flügel Alphaeus
und Maria Cleophae mit dem kleinen Joseph,
unten den jugendlichen Jakobus Minor mit
dem Geigenbogen und zwei weitere Kinder.
Die kleinen Begleitfiguren sind weit lebendiger
und ausdrucksvoller als die flach gegebenen
Hauptfiguren. Die Prädella enthält in plastisch
geschnitzten Halbfiguren die 14 Nothelfer.

Abb. 1. Altar aus Veitsbronn, Mittelschrein.

Dem Altar kommt im Rahmen der Nürn-
berger Plastik eine gewichtige Stelle zu. Von
ganz anderer Art sind die beiden Altäre
aus Heilsbronn, die eine etwas spätere
Zeit repräsentieren. Bei der Gleichartigkeit
ihrer Anlage ist man leicht geneigt, ein und
dieselbe Werkstatt anzunehmen. Doch kann
hier auch der Wille des Stifters, des Abtes

Sebald Bamber-
ger, maßgebend
gewesen sein. Er-
schwert wird das
Urteil in dieser
Hinsicht dadurch,
daß auf der einen
Seite fast nur
krauen, auf der an-
deren nur Männer
dargestellt sind.
Der eine Altar, der
den nicht ganz
berechtigten Na-
men,,! 1000Jung-
frauenaltar" führt,
ist in seinem Mit-
telschrein derVer-
lobung der hl.
Katharina mitdem
Jesusknaben ge-
widmet, wobei
neun weitere Hei-
lige anwesendsind.
Die Flügel zeigen
in vier Abteilungen
derbe Reliefdar-

stellungen des
Martyriums der
Heiligen Apollo-
nia, Katharina,

Barbara und
Christina. Ein
eigenartiges und
sehr beachtenswertes Kunstwerk ist die Prä-
della, die in spitzbogigen Nischen in Flach-
schnitzerei Engel mit Schilden, auf denen
die Leidenswerkzeuge, zeigt. Der Altar trägt
die Jahrzahl 1511!. Wenige Jahre später ist
der etwas weitergediehene andere Altar aus
Heilsbronn mit den Heiligen Lorenz und
Mauritius, begleitet von zahlreichen Neben-
figuren, im Mittelschrein und vier reliefierten
Darstellungen aus dem Martyrium der beiden
Heiligen auf den Flügeln. Die Hauptdarstel-
 
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